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wiki:geleitswesen

Das Geleitswesen

»In freim gelait da ward ich aber wegehaft gen München pald.«
Oswald von Wolkenstein, (* um 1377–1445) Lieder 12,2,2 

Das Geleit des Königs oder Landesherrn war eine Einrichtung im Mittelalter, die ursprünglich dem Schutz der Reisenden (namentlich Gesandte, Fahrende Händler und Kleriker (clerici vagi) ) durch Führer sowie der Sicherung der Wege diente und durch ein Geleitrecht geregelt war, wurde jedoch zunehmend als Zwangsabgabe im Sinne einer Straßennutzungsbühr (Zoll) ohne rechte Gegenleistung betrieben 1). Beispielsweise erhielten Boten (Herolde) einen Geleitbrief (passaige) für ihre Reisen »ad omnis terrarum partes Europae affricam et asiam« 2). Insbesondere in der Wildnis Ostpreußens unter der Herrschaft des Deutschen Ordens wurde das Wissen durch Leitsleute und in Wegeberichten gesammelt.

Das Geleit wirkte einerseits wie eine Versicherung und stärkte andererseits die Reisefreiheit, berührte Gastrecht und die Paßpflicht und die Kontrolle der Reisewege. Es entstand aus oströmischen Wurzeln und hat keine germanische Tradition. Im islamischen Raum entsprach dem Geleitbrief der Amân ('Sicherheit, Geborgenheit'). Der Reisesegen ergänzte das Geleit auch im spirituellen Raum.

  • Alessandro Rizzo
    Travelling and Trading through Mamluk Territory: Chancery Documents Guaranteeing Mobility to Christian Merchants.
    S. 487–510 in: Bethany J. Walker, Abdelkader Al Ghouz (Hg.): History and Society during the Mamluk Period (1250–1517) (=Mamluk Studies, 24) Bonn 2021: V&R unipress. Online
  • Schacht J.
    Amân .
    Encyclopédie de l’Islam.
    Leiden 2010: Brill Online
    Der Bedeutungskern lässt sich aus dem Koran, Sure IX, 6 ableiten; Mohammed selbst hat den Begriff synonym mit ʿahd, d̲h̲imma und djiwār benutzt.

Literatur

  • Blaha, Walter
    Das sächsische Geleitshaus „Zum güldenen Stern“ und das Geleitswesen in Thüringen.
    in: Heimat Thüringen, 17.2-3 (2010) 31-32 Heimatbund Thüringen, Weimar ISSN 0946-4697.
    Andere Geleitshäuser finden sich in Weißenfels und Jena.
  • Fiesel, Ludolf
    Zum früh- und hochmittelalterlichen Geleitsrecht.
    In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 41, (1920) S. 1–40
  • Fiesel, Ludolf
    IV. Die kirchlichen Empfehlungsbriefe und das kirchlichklösterliche Geleitswesen.
    Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Kanonistische Abteilung 10 (1920) 157–167. DOI.
  • Haferlach, Alfred
    Das Geleitwesen der deutschen Städte im Mittelalter.
    Hansische Geschichtsblätter 41 (1914) 1–172.
  • Kintzinger, Martin
    ‘Cum salvo conductu’: Geleit im westeuropäischen Spätmittelalter.
    S. 313–363 in: Rainer Christoph Schwinges, Klaus Wriedt (Hg.): Gesandtschafts- und Botenwesen im spätmittelalterlichen Europa. Ostfildern 2003: Thorbecke. DOI
    Sehr ausführlich zu den Begrifflichkeiten und rechtlichen Folgen, auch differenziert zu: conductus (verstärkt durch salvus oder securus), zum englischen guidagium/guidaticum, dann auch conductus, safeconduct, passport zum französischen lettre de sauf conduyt, sauvegarde, sauf conduits, passaiges (Geleitbriefe), roit de passage (Reisegeleit).
  • Müller, Ulrich
    Das Geleit im Deutschordensland Preußen.
    (=Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, 1) XII, 316 S. Köln 1991: Böhlau. Inhalt
    Eine umfassende und detaillierte Darstellung.
  • Joseph Schopp
    Seligenstaedter Geleitswesen. Das Wissenswerte über Messegeleit, Haenselbrauch und Geleitsloeffel der Nürnberger und Augsburger Kaufleute in Seligenstadt.
    36 S. Seligenstadt 1979: Heimatbund
  • Thieme, Hans
    Fremdenrecht.
    Sp. 1270–1272 in: Adalbert Erler, Ekkehard Kaufmann (Hg.): Handwörterbuch zur Deutschen Rechtsgeschichte, 1. Berlin 1971: Erich Schmidt.
  • Johannes Vincke
    Europäische Reisen um 1400 im Spiegel aragonischer Empfehlungs- und Geleitschreiben.
    S. 345–377 in: Heinrich Bihler, Alfred Noyer-Weidner (Hg.): Medium aevum romanicum. Festschrift Hans Rheinfelder, München 1963. auch in Verbindung mit Reisen, Fremder und Gast.
  • Markus Wenninger
    Geleit, Geleitsrecht und Juden im Mittelalter.
    Aschkenas 31.1 (2020) 29–77 DOI
1)
Brandstätter, Klaus
Straßenhoheit und Straßenzwang im hohen und späten Mittelalter.
Seite 201-228 in: Strassen- und Verkehrswesen im hohen und späten Mittelalter. Ostfildern 2007: Thorbecke, Online
2)
Kitzinger, S. 361 Quelle in Fn 1
wiki/geleitswesen.txt · Zuletzt geändert: 2024/04/09 14:17 von norbert

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