Heilige Orte (engl. holy ground, sacred spaces) sind solche, die dem Menschen Heil bringen, also Höhlen als Zufluchtsorte oder Quellen mit gutem Wasser oder Übergänge wie Furten oder Pässe, in jedem Fall gliedern sie den leeren Raum und werden so zu Zielen, → Raumvorstellungen.
Das Wissen über heilige Orte erzeugt Geschichten und Ortsnamen sowie Beschreibungen, wo diese Orte in der Landschaft liegen und auf welchen Wegen man dort hinkommt, also weitere Geschichten, die sich gut erzählen und erinnern lassen, früheste Reiseliteratur also und innere Karten.
Am Sonnenaufgang im Osten orientieren sich bis heute Religionen und Gotteshäuser; er gibt die erste Himmelsrichtung an, ist namensgebend für `Orientierung´ und Grundlage der Wegfindung. Der `Steinmann´ ist das älteste mom Menschen geschaffene Orientierungsmerkmal; der Wegzeiger soll das Verirren verhindern.
In erster Linie waren solche Orte nützlich für den Menschen, der sich in der Natur zurechtfinden musste. So gesehen dient die Achtung heiliger Orte insbesondere deren Schutz: Achtsamkeit und Wertschätzung erhalten die natürlichen Ressourcen.
Im nächsten Schritt erwuchsen daraus Kultstätten: die Quelle bekam ein Becken und darüber entstand das Nymphäum wie etwa in Olympia. Die Kultstätte wurde zur Pilgerstätte, Pilgerwege verbanden Kultstätten. So gibt es beipielsweise in Indien 100.000 bis 150.000 heilige Orte 1), davon rund 13.000 heilige Grotten. Das Wissen über heilige Orte bringt eine allererste Struktur in die Wildnis; die verbreitete Nutzung dieses Wissens erzeugt ein Wegenetz und eine innere Karte in der Vorstellung: ein Weltbild der Region, das die Orientierung und Wegfindung ermöglicht.
Ernst, Peter
Christoph Engels
Oakes, Jill.
1998. Sacred lands: aboriginal world views, claims and conflicts. [Edmonton, Alberta, Canada]: Canadian Circumpolar Institute, University of Alberta. XV, 337 S.; Ill. Tagungsband: Proceedings of the International Sacred Lands Conference October 24-26, 1996 University of ManitobaNinck, M.
Ray, R. Celeste
Cusack, Carol M.
O'Brien, Joanne, Martin Palmer