Franz Toula
: Eine geologische Kartenskizze der Erde, S. 33: »bleiben auch für den Geologen Terra incognita und als weiße Flecken, als Lücken im Kartenbilde, offen.«Dies ist eine alte Version des Dokuments!
Weiße Flecken
Der Begriff erscheint in der Fachzeitschrift »Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik« ab 1891 1) zunächst also in der Bedeutung als »Lücken in der Karte«, fehlendes Wissen über ein Gebiet anzeigend. Im Englischen nennt man das »blank spots on the geological map«. Weiße Flecken in diesem Sinne setzten voraus,
- dass Karten maßstabgerecht die Erdoberfläche abdeckten, also konnte es beispielsweise in den antiken Itineraren keine Weißen Flecken geben;
- dass der Umriss der Weißen Flecken bekannt war, also beispielsweise die Küsten Afrikas oder Amerikas.
Ohne diese Voraussetzungen gibt es nur eine Grenze der bekannten Welt, das Ende der Welt, und alles dahinter bleibt ein formloser Möglichkeitsraum, mit der terra incognita als Hoffnung. Und »weil der Schlaf der Vernunft Ungeheuer gebiert« (Goya) zeichnete man in der Antike wilde Tiere dorthin: hic sunt leones, hic sunt dracones.
Die Weißen Flecken der Kartographie sind beseitigt, sobald diese Flächen vermessungstechnisch bekannt sind, also auch mit Satellitenmessungen. Sie bleiben Weiße Flecken aus vielen anderen Perspektiven: Leben Menschen dort? Welche Flora und Fauna gibt es? Was findet man dort unter der Erde?
Aus individueller Perspektive wird jedoch der Möglichkeitsraum der Weißen Flecken genutzt: Etwas zu sehen, »was noch keines Menschen Auge gesehen hat«, als Erster Neuland zu betreten: »That’s one small step for a man, one giant leap for mankind« (Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit) 2)