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Per pedes Apostolorum
Lateinische Metapher für `zu Fuß reisen´; wörtlich: mit den Füßen der Apostel; sinngemäß: reisen wie die Apostel mit Bezug auf die Bibel, als Jesus seine Jünger in die Welt hinaus sandte »Aussendung« 1). Im Neuen Testament erklärt Jesus, dass ihre Reiseausstattung bewusst spartanisch sei, damit die so pilgernden Jünger lernen sollten, auf Almosen zu vertrauen. Das Neue Testament (z.B. Lukas 10, 1-12) zählt wiederholt auf, was ins Reisegepäck gehört 2):
- der Geldbeutel (gr. ballantoin) mit Geld (argyrion)
- die Vorratstasche (gr., lat. pera)
- die Riemensohle (gr. hypodemata)
- der Wanderstab (gr. rhabdos)
- und kein zweites Hemd (!)
Der Überlieferung nach wurden die 12 Apostel (im engsten Sinne) in alle Regionen der damals bekannten Welt ausgesandt:
Apostel | spätere Attribute | Missionsziel | Grabstätte Pilgerziel |
---|---|---|---|
Andreas | Schrägbalkenkreuz | Achaia/ Griechenland | Kathedrale San Andrea, Amalfi Kopfreliquie in Patras |
Bartholomäus | Messer abgezogene Haut | Kilikien/ Süd-Anatolien | Rom Kopfreliquie: Frankfurt/Main |
Jakobus d. Ä | Pilgersymbole | Hispania/ Spanien | Santiago de Compostela |
Jakobus d. J. | Walkerstange | Judäa (Palästina) | Rom |
Johannes | Kelch mit Schlange | Asien | Ephesus |
Judas Iskariot | Akeldama, Israel | ||
Judas Thaddäus | Keule | Mesopotamien | Babylon? |
Matthäus | Geldbeutel, Winkelmaß, Beil | Äthiopien | Salerno, Italien |
Petrus | Schlüssel | Italia | Petrusdom in Rom |
Philippus | Geißel, Kreuzstab | Phrygia/Anatolien | Hierapolis heute: Pamukkale, Türkei |
Simon Zelotes | Säge | Persien | Babylon? |
Thomas | Lanze, Winkelmaß | Indien | Chennai, Indien Ortona, Italien Edessa heute: Urfa, Türkei |
Der Apostel Thomas
wird ausdrücklich als ΚυΚλευτής bezeichnet, also als `Wanderer´, aber auch mit der Nebenbedeutung `Vagabund´ 3). Die frühen Wandermönche orientierten sich zunächst am Ethos der Apostel.
Tatsächlich finden sich in den Quellen weitere Apostel, also Jünger Christi die ausgesandt wurden seine Botschaft zu verkünden; die orthodoxe Kirche nennt 70-72 solche Apostel, die in Paaren ihrer Sendung nachgingen, u.a.:
spätere Attribute | Missionsziel | Grabstätte | ||
---|---|---|---|---|
Apostel | Paulus | |||
Apostel | Matthias | Beil, Lanze, Steine | Palästina | Trier (Kopf?) |
Apostelschüler | Barnabas | Zypern | ||
Apostelschüler | Timoteus | Ephesus | ||
Apostelschüler | Titus | Kreta | ||
Evangelist | Lukas | Padua | ||
Evangelist | Markus | Insel Reichenau Venedig Alexandria, Ägypten |
Die (überlieferten, vorgeblichen) Grabstätten der Apostel wurden zu Pilgerzielen, insbesondere Rom, Santiago de Compostela. Durch Überführungen der sterblichen Überreste - vollständig oder nur Arm oder Kopf - erklären sich mehrere Orte zu Grablegen desselben Apostels. Die letzten Apostelschüler starben um 130 nach Christus; die Grabstätten wurden est später zu Pilgerzielen, doch bereits Egeria besucht unter anderem Das Grab des Thomas in Edessa und ab dem 6. Jahrhundert finden sich Apostelgräber auf den Karten des Beatus, Lambert, Matthaeus von Paris, Oxford 1110 4). So behauptet Hermann von Fritzlar
(gestorben nach 1349), er habe alle Apostelgräber (außer das des Thomas in Indien) selbst besucht 5)
Rucquoi, Adeline
„Das Apostelgrab Am Westlichen Ende Europas. Die Auffindung Der Jakobus-Reliquien Und Die Anfänge Der Wallfahrt.“ Welt Und Umwelt Der Bibel 33, no. 3 (2004): 22-29.
siehe auch:
Bactroperita
Stabilitas Loci
Wandermönche
Gerd Theißen
Die Jesusbewegung: Sozialgeschichte einer Revolution der Werte
Gütersloh 2012, Abschnitt 2.2. Charakteristische Merkmale urchristlicher Wandercharismatiker mit einem tabellarischen Vergleich der Ausrüstungsregeln durch Jesus, durch die Essener und die Kyniker.
Choat, Malcolm
Thomas the „wanderer“ in a Coptic List of the Apostles.
Orientalia , vol. 74.1, 2005, pp. 83-85
Miller, Konrad
Die Ebstorfkarte: eine Weltkarte aus dem 13. Stuttgart Stuttgart; Wien: Jof. Koth'sche V. 1900.
Sibylle Jefferis
: Die überlieferung und Rezeption des „Heiligenlebens“ Hermanns von Fritzlar, einschließlich des niederdeutschen „Alexius“. In: JOWG/Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein Gesellschaft 10 (1998), 191-209