Viaticum

Das lateinische viaticum »quodlibet ad iter necessarium, sive cibus, sive pecunia« 1) kann sowohl Wegzehrung als auch Geld (Zehrpfennig) für solchen Proviant (Wegzehrung) bedeuten und ist sprachlich verwandt mit viator und viamus; in übertragenem Sinne bezeichnete es den Beutel als Gepäckstück, der Geld oder Wegzehrung enthält.

Im Römischen Reich erhielten die Verwalter (Statthalter) für die Reise in ihre Gebiete Viaticum aus dem öffentlichen Schatz (Aerario publico) für die Ausrüstung zur Reise (Wagen, Zugtiere, Zelte usw.) 2).

Im Mittelalter ließen sich die Fahrenden Schüler (Scholaren, Vaganten) von ihrem Lehrer einen Reisebrief ausstellen, mit dem sie unterwegs ein Viaticum erbaten oder erbettelten 3).

Im übertragenen Sinne ist das viaticum die Wegzehrung für die Reise nach dem Tod: englisch »provisions for the journey«, französisch provision du voyageur. Vor 1080 erschien das »Reisehandbuch« (Zad al Mosafer, gr. Epódia anodnuoúvtov, lat. Viaticum, hebr. Zedat el derachim [Vorrat der Wege/Möglichkeiten]), ein medizinisches Werk des arabischen Arztes Dschafer Ahmed ben Ibrahim el Dschezzar (etwa 961 - 1009 nach Christus), ins Lateinische übersetzt als Viaticum perigrinantium von Konstantin Africanus. Das arabische Zad al-Mosafer wird bis heute ebenso mehrdeutig verwendet als spirituelle Vorbereitung auf den Tod und touristisch etwa als Name einer Unterkunft.

2)
Oekonomische Encyklopädie von J. G. Krünitz
3)
„viatikum, n.“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=V07172>, abgerufen am 17.05.2021.