Sprichwörter

Alle Völker, alle Sprachen, alle Menschen kennen Sprichwörter wie die Sammlung von Karl Rauch 1963 belegt, siehe die Liste der Reise-Sprichwörter. Diese belegt auch, dass das Thema »Reisen« zu den Universalien zählt, die in jeder Sprache ihren sprichwörtlichen Ausdruck findet. Goethe meinte: »Sprichwörter bezeichnen Nationen, mußt aber erst selber unter ihnen wohnen.«

»Sprichwörter sind das Palmöl für die Worte, die man isst.« meinte der nigerianische Schriftsteller Chinua Achebe, denn afrikanische Sprichwörter zeigen eine besondere Sicht auf die Welt. Sprichwörter (engl. proverb) bilden die Weisheit der Straße, sind mundgerecht geformte Alltagserfahrungen, eindringlich und leicht zu merken.

Wer sich auf ein Sprichwort beruft, verweist damit auf die allgemeine Gültigkeit der zugrundliegenden Aussage.

Sprichwörter verbreiten sich, wenn viele Menschen dieselbe Erfahrung teilen. Sie erscheinen als fest, gesetzt, universell und bieten dadurch Halt und Trost 3). Natürlich sind sie nicht universell wahr, aber sie sind auch nicht falsch, denn obwohl »Gleich und gleich gesellt sich gern« zutrifft, so ist doch auch richtig »Gegensätze ziehen sich an« oder etwas nebulös »Jeder Topf findet ein Deckelchen«. Weil das anschaulich Vordergründige (Topf & Deckel) auf ein Hintergründiges übertragen werden muss, haben Sprichwörter einen mythischen Anteil.

Die Zuordnung eines Ausdrucks als Sprichwort ist oft nicht eindeutig: Es ist komplexer als eine Redensart, gehört zu den Redewendungen, während Geflügelte Worte oder Aphorismen meist Zitate eines Autors sind, obwohl auch diese sprichwörtlich werden können, siehe auch Zwillingsformeln und Adages.

Literatur

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1)
Leopold Dukes
Rabbinische Blumenlese, enthaltend eine Sammlung, Übersetzung und Erläuterung der hebräischen und haldäischen Sprüche des Sirach, talmudischer Sprichwörter, etc
Hahn Leipzig 1844 S. 239
2)
Sprichwörter der germanischen und romanischen Sprachen vergleichend zusammengestellt von
Ida von Düringsfeld und Otto Freihern von Reinsberg-Düringsfeld
Hermann Fries 1875, 638 S. hier: (Lgd) Nr. 299 S. 167; (engl.) Nr. 434 S. 463
3)
Johann Michael Sailer
Die Weisheit auf der Gasse, oder Sinn und Geist deutscher Sprichwörter: ein Lehrbuch für uns Deutsche, mit unter auch eine Ruhebank für Gelehrte, die von ihren Forschungen ausruhen möchten
Veith und Rieger Augsburg 1810, 404 Seiten
4)
Wander IV S. 1744