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Sendung

Das `Reisen´ verträgt sich nach heutigem Verständnis nicht mit `Gesendetwerden´, weil der Gesandte schließlich nicht aus eigenem Antrieb reist, sondern weil er muss. Und doch steht der Bote am Beginn einer Geschiche des Reisens, der Post, des Kundschaftens.

Die Aufgaben des Boten

Die Aufgaben des Boten in seinen verschiedenen Formen lassen sich hierarchisch ordnen:

Ausführlich zu den Begrifflichkeiten:

Im Auftrag des Herren

Im Auftrage eines Herren eine Mission auszuüben, beinhaltet Aspekte des Ausspähens, der Propaganda, Werbung, Täuschung. Das weiß auch die andere Seite. Das System funktioniert aber nur, wenn Boten, Gesandte, Botschafter unter besonderem Schutz stehen. Im indoeuropäischen Raum galt weithin der weiße Stab als Kennzeichen, dass sich jemand außerhalb seines ursprünglichen Rechtsgebietes bewegt. Stab und Flügel kennzeichnen den Boten; Caduceus und Flügelschuhe trägt auch Hermes als Gott der Boten, Reisenden und Wege. Hermes zeugt mit Pandrosos einen Sohn, Keryx (κῆρυξ `Herold´), der das Priestergeschlecht Kerykes begründete mit dem Amt als Opferschlächter, welche den Stab Kerykeion trugen.

Die sich selbst verpflichtende Aussendung

Die sich selbst verpflichtende Aussendung praktizieren indische Sadhus (Samsara), griechische Kyniker (bactroperita) wie Diogenes, christliche Wandermönche wie Brendan 1), Asketen und Eremiten wie Antonius. »Zieht daher zu allen Völkern« 2) forderte der auferstandene Jesus seine Anhänger auf; die `Gesandten´ heißen apostellō ἀποστέλλω, die Boten Gottes `Engel´ angeloi, ihre Reiseform wurde sprichwörtlich per pedes apostolorum. Über Jahrhunderte durchzogen Wandermönche Europa, bis sich die stabilitas loci durchsetzte.

Der Wanderzwang

Einer Wanderpflicht unterlagen auch die Gesellen der Zünfte, die erst nach drei Jahren auf der Walz wieder zurückkommen durften. Als »Fremdgeschriebene« dürfen sie nach der Gesellenprüfung losziehen, wenn sie ledig sind, kinderlos, schuldenfrei und unter 30 Jahre alt.

Gesandte und Gesandtschaftswesen

1)
irisch Breandán, lateinisch Brendanus; etwa 484 - 577
Navigatio sancti Brendani - Die Seereise des heiligen Brendan. Lateinisch (Florenz 2014)/deutsch. Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Katja Weidner. Mit den „Satirischen Verse über den heiligen Brendan“. 248 S. (=Fontes Christiani, 94) Herder 2022
2)
πορευθέντες οὖν μαθητεύσατε πάντα τὰ ἔθνη in Mt 28:19; Markus 16:15