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Arktis

Als Arktis (wörtlich: Land des Bären) bezeichnet man die geographisch definierte Region um den Nordpol innerhalb des nördlichen Polarkreises von bis 66° 34′ nördlicher Breite; klimatisch definiert die Region innerhalb der Juli-Isotherme von 10 °C oder die nördliche Baumgrenze. Innerhalb dieser Region befinden sich die nördliche Polkappe, das Nordpolarmeer und die nördlichen Ränder der Kontinente Nordamerika, Asien und Europa, also etwa Teile Kanadas, Alaskas, Sibiriens, Irlands, Skandinaviens sowie Grönland und zahlreiche Inseln. Arktis und *Antarktis liegen sich als * Antipoden an * Nordpol und * Südpol gegenüber.

Die Arktis ist weitgehend internationales Territorium. Die Anrainerstaaten Kanada, Rußland, USA, Dänemark, Norwegen erheben Anspruch auf die Arktis, weitere Anrainer sind Finnland, Island, Schweden. Teile der Arktis liegen auf nationalen Territorien: die dänische Arktis Grönland, die kanadische Arktis Baffin, Banks, Ellesmere, Prince-of-Wales, Queen-Elizabeth, Victoria, Summerset, die norwegische Arktis Spitzbergen, Björnöya, Edgeöya, Nordaustland, die russische Arktis Nowaja Semlja, Franz-Josef-Land, Halbinsel Talmyr, Sewermaja Semlja, Neusibirische Inseln, Wrangel-Insel.

Raum & Orientierung

Arctic sublime, Raumvorstellungen

Literatur

Mythos Nordpol
200 Jahre Expeditionsgeschichte
National Geographic Deutschland
Pappband mit Fadenheftung 24x34 cm
400 Seiten, durchgehend farbig mit mehreren hundert Abbildungen, Fotos, Karten, Zeichnungen
Glossar, Bibliographie, Register: Orte, Personen, Schiffsnamen

400 Seiten im Atlasformat mit einem Mehrfachen an Abbildungen – ein schwergewichtiges, schönes Werk, das zum Lesen und Blättern einläd und doch mehr ist als ein Coffetable-Book. Der Autor Jean Malaurie leitet das Zentrum für arktische Studien in Paris und ist seit Jahrzehnten ein anerkannter Fachmann in Theorie und Praxis; mehr als 30 Expeditionen führten ihn in nordpolare Regionen.
Dieses Know-How merkt man dem vorliegenden Werk an und da es aufwendig ausgestattet ist, macht es kaum den Eindruck eines Nachschlagewerkes, das rund zwei Dutzend Polarforscher und ihre Expeditionen vorstellt. Ross, Franklin, Nordenskjöld, Peary, Rasmussen … auch Malaurie selbst erhält ein Kapitel, doch schreibt er nicht über sich selbst, sondern bat Eva Rude, Präsidentin der dänisch-grönländischen Frauenvereinigung, ihn zu interviewen.
Als angenehm empfinde ich, daß neben der Entdeckerperspektive auch die Entdeckten nicht zu kurz kommen, die Wanderungen, der Lebenswandel, die Vorstellungswelt der Inuit wird in eigenen Kapiteln beschrieben. Alles in allem ein empfehlenswertes Prachtwerk, lediglich die Bibliographie finde ich recht dürftig und zu wenig deutsche Publikationen berücksichtigend. (Norbert Lüdtke)

Wie die Grönländer Europa für sich entdeckten

Michael Harbsmeier (Hrsg.)
Stimmen aus dem äußersten Norden
Wie die Grönländer Europa für sich entdeckten
1. Auflage (=Fremde Kulturen in alten Berichten Band 11)
Herausgegeben von Jürgen Osterhammel und Folker Reichert
eingeleitet und erläutert von Michael Harbsmeier
Stuttgart: Jan Thorbecke 2001
Pappband mit Umschlag und Fadenheftung 14 x 23 cm
199 Seiten, 16 Farbtafeln, 14 Textabb., Karten auf Vorsätzen
Quellen- und Literaturverzeichnis, Register über: Orte, Personen

Auch die Dänen waren einmal eine imperiale Macht und besaßen eine Kolonie in Südindien. Näher lag jedoch Grönland. Diese größte Inel der Erde gehört geographisch zu Amerika, klimatisch zur Arktis und politisch zu Dänemark – auch wenn es bis heute hin und wieder Bestrebungen gibt, die Selbständigkeit zu erlangen.
Der vorliegende Band bietet einen interessanten Ansatz, die Grönländer und ihre Beziehung zum Festland besser zu verstehen. Die dänischen Konquistadoren demonstrierten in Grönland gene ihre macht, indem sie Grönländer raubten und nach Kopenhagen brachten. Nur wenige kehrten indes zurück. Die wenigen schriftlichen »Reiseberichte« der Inuit über ihre Erfahrungen in Dänemark sind hier zusammengestellt und beginnen mit dem Gespräch von Pooq und seinen Landsleuten nach seiner Rückkehr aus Kopenhagen, aufgezeichnet von Paul Egede (1760). Sie enden nach 80 Seiten mit den Berichten von »Uisakavsak, dem großen Lügner (1915) «. Harbsmeier unternimmt es jedoch, auf mehr als 100 Seiten kenntnisreich in das Thema der Eroberung Grönlands einzuleiten. Man erfährt manches über Menschenraub und »bekehrte Heiden«, grönländische Reiseberichte und den Zusammenprall zweier Kulturen.
Gut gemacht, schön illustriert und sehr informativ. (Norbert Lüdtke)

Kenn Harper' recherchierte die Lebensgeschichte von Minik Wallace, dem Eskimo

Kenn Harper
Minik. Der Eskimo von New York
Mit einer Einführung von Jutta Steffen-Schade
Bremen: Temmen 2000
Leinenband mit Fadenheftung und Umschlag 17 x 24 cm
250 Seiten, 127 Textabb.
Erläuterungen zu den verwendeten Personen- und Ortsnamen
mit Glossar und ausführlicher Bibliographie.

Wie bereits im obigen Buch, so stehen auch hier nicht die Pearys, Frobisher, Cook, Malaury und andere berühmte Polarforscher und »Entdecker« im Vordergrund. Harper versucht stattdessen die Perspektive der Unterlegenen zu entdecken. Der Autor lebt seit 35 Jahren im Norden von Kanada und Grönland. Er ist mit einer Polareskimofrau verheiratet und spricht die Sprache der Inuit. Ganz bewußt verwendet er den (politisch nicht korrekten) Begriff »Eskimo« gleichwertig neben dem Begriff »Inuit«. (s. Anmerkung)
Mehrfach stieß er in Grönland auf die Geschichte von Minik, der dort inzwischen zur Legende geworden ist: Peary brachte 1897 sechs Eskimos nach New York. Fünf starben bald. Minik wuchs als Waisenkind in New York auf. Herwanwachsend begibt er sich auf die Suche nach seiner Identität. Dabei macht er eine schreckliche Entdeckung: Er findet das Skelett seines Vaters im New Yorker American Museum of Natural History. Er kehrte nach Grönland zurück und lebte dort als Jäger; seine Spur verlor sich schließlich.
Kenn Harper recherchierte die Lebensgeschichte von Minik Wallace, dem Eskimo, fand sein Grab, fand seine Verwandten und erreichte es schließlich, daß das Museum die Gebeine von vier Eskimos 100 Jahre nach deren Tod nach Grönland überführen ließ.
So verbindet dieser Band die persönliche Lebensgeschichte von Minik und Kenn Harper mit den allgemein anerkannten Methoden der Forscher, aber auch der Museumsethnologen. Für den Leser ist das packend und spannend, aber zugleich reisegeschichtlich informativ, denn die Entdeckungsgeschichte ist innig mit den Biographien der personae dramatis verwoben.
Anmerkung: »Eskimos nennen wir – vielleicht den indian. Abenaki folgend, deren Ausdruck askimant-sik = rohessen bedeutet (Cranz: Hist. v. Grönland I, 336) – die mongol. Stämme, welche über das polare Amerika zerstreut leben, sich selbst aber inuk, plur. inu-it = Menschen nennen (Armstrong: NW. Passage 191) …« [aus: Egli: Nomina Geographica 1872] Andere Deutungen führen Eskimo auf »Esquimaux, Ceux qui miaulent« zurück, da angeblich die kanufahrenden Einheimischen die großen Segelschiffe wohl mit »tey-mo« angerufen haben und daher von den Matrosen »Seymòs« genannt wurden. (Norbert Lüdtke)

Hauke Trinks, Marie Tièche & Christiane Ritter auf Spitzbergen

Marie Tièche
Kinnvika 80 Nord
Ein Mann, eine Frau und die Einsamkeit der Polarnacht
Aus dem Englischen von Tamara Trautner, München: Frederking & Thaler 2005.
Pappnband mit Umschlag 14 x 22 cm
222 Seiten, 28 Farbfotos auf Tafeln, Vorsatzkarten

Die britische Autorin nimmt das Angebot des deutschen Physiker Hauke Trinks an, mit ihm ein Jahr lang in einer kleinen Hütte auf Spitzbergen zu verbringen, mit Eisbären als einzigen Nachbarn. Das Jahr ist vorbei, das Buch geschrieben und die beiden leben immer noch zusammen. Wobei ich letzteres für die größte Leistung halte: Glückwunsch!
Flott geschrieben, ist dies natürlich weniger ein Reisebuch als ein Buch darüber, wie man unter möglichst ungewohnten Bedingungen – einsam, kalt, sechs Monate Nacht …– dauerhaft einen Alltag meistert, ohne sich an die Gurgel zu gehen.
Und auch dieses Buch steht in einer Tradition: 1938 erschien das Buch von Christiane Ritter: Eine Frau erlebt die Polarnacht. Sie lebte mit ihrem Mann einen Winter an der Nordküste Spitzbergens in einer Hütte und ernähren sich von der Jagd. Das Buch war ein Renner, bis 1954 wurden rund 120.000 Exemplare aufgelegt. 1991 erschien ein Remake des Buches, die Autorin lieferte ein rückblickendes Nachwort.

Lynn Cox & Arne Borg schwimmen um die Welt

Lynn Cox
Die Eismeerschwimmerin
Lebensbahnen einer ungewöhnlichen Frau
Aus dem Amerikanischen von Frank Auerbach (Swimming to Antarctica)
München: Frederking & Thaler 2005
Pappband mit Umschlag 14 x 22 cm
352 Seiten, 7 Farbfotos, 2 Vorsatzkarten

Der Titel und das Thema des Buches lassen beim ersten Kontakt wohl die meisten schaudern: Brrhhh… Es ist wohl eher die Skurrilität, die jemanden zugreifen und blättern läßt. Unter den hunderten von Globetrottern, die ich kenne, kursieren die absonderlichsten Reisepläne – aber Schwimmen im Eismeer?
Lynn Cox hat enorme Leistungen vollbracht: Mit 15 Jahren stellt sie den Geschwindigkeitsrekord für das Durchschwimmen des Ärmelkanals auf; sie überquert schwimmen die Cookstraße, die Magellanstraße, die Straße von Gibraltar, den Bosporus, die Beringstraße … die beigestellten Weltkarten sind voller Pfeile: Hier schwamm ich! Ähnlich wie beim Bergsteigen (Achttausender ohne Sauerstoff) testet Cox die physische und psychische Grenzen im Wasser und vollbringt, was Mediziner für unmöglich hielten: Sie schwimmt eine Meile im antarktischen Eismeer, nur bekleidet mit Schwimmbrille, Badeanzug und Badekappe – 25 Minuten bei bei Null Grad Celsius. Heute arbeitet sie als Autorin und Motivationstrainerin.
Selbst bei diesem doch eher ungewöhnlichen Thema läßt sich ein Vorläufer finden: 1925 erschien im Stalling Verlag Wie ich um die Erde schwamm, eine ausführliche Biographie des schwedischen Schwimm-Olympiasiegers Arne Borg von 1928 über 1500 Meter. Natürlich schwamm Arne Borg nicht um die Erde, sondern schwamm in allen Weltmeeren.

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