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wiki:reisen [2019/11/23 14:46] norbertwiki:reisen [2023/09/18 11:19] (aktuell) – [Neugier] norbert
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 ===== Die Suche nach dem Phänomen ===== ===== Die Suche nach dem Phänomen =====
-Das "Reisen" gehört zu jenen grundlegenden Tätigkeiten, von denen alle reden, die aber niemand so recht erklären kann. Der Versuch, sie zu umschreiben, verliert sich in der Vielfalt. Umschreiben lässt sich das individuelle Reisen als »Erfahrung der Ferne«((''Eric J. Leed'':  //Die Erfahrung der Ferne. Reisen von Gilgamesch bis zum Tourismus unserer Tage.// 332 S., Campus, Frankfurt 1993.\\  +Das "Reisen" gehört zu jenen grundlegenden Tätigkeiten, von denen alle reden, die aber niemand so recht erklären kann. Der Versuch, sie zu umschreiben, verliert sich in der Vielfalt, gelingt vielleicht noch am besten mit der »Erfahrung der Ferne«((''Eric J. Leed''\\ //Die Erfahrung der Ferne. Reisen von Gilgamesch bis zum Tourismus unserer Tage.// 332 S., Campus, Frankfurt 1993.\\  
-''Leed'', Professor für Geschichte, ringt dem Thema Reisen ungewohnte Perspektiven ab, weil er sich nach der Funktion der Reise für den Reisenden und die Gesellschaft, in der sich dieser bewegt, fragt.)); es ist jedoch mehr als das.+''Leed'', Professor für Geschichte, ringt dem Thema Reisen ungewohnte Perspektiven ab, weil er sich nach der Funktion der Reise für den Reisenden und die Gesellschaft, in der sich dieser bewegt, fragt.)); es ist jedoch mehr als das, nämlich eine Form des [[wiki:unterwegs-sein|Unterwegs-seins]] wie die [[wiki:fahrt|Fahrt]] und der [[wiki:gehen|Gang]]. 
 +  * ''Hans Jürgen Heinrichs''\\ //Der Reisende und sein Schatten//. Städte & Landschaften\\ 213 S. Frankfurt a. M. 1990. [[https://d-nb.info/900729120/04|Inhalt]] 
 +  * ''Hans Jürgen Heinrichs''\\ //Die geheimen Wunder des Reisens//.\\ 132 S. Graz - Wien 1993 
 +  * ''Aurel Schmidt''\\ //Von Raum zu Raum. Versuch über das Reisen//.\\ 156 S. Berlin 1998: Merve 
 +  * ''Roche, Daniel''\\ //Humeurs vagabondes. De la circulation des hommes et de l’utilité des voyages//.\\ 1031 S. Paris 2003: Fayard. inhalt u.a.:\\  La production des récits de voyage; De l'utilité des voyages; Le voyageur en chambre; L'expérience et la mémoire; Contrôle et identité; L'hospitalité: du don à l'économie; Mobilité et sociabilités; Voltaire et Rousseau voyageurs; La mobilité sensible; Le théâtre et l'aventure 
 +Natürlich hat jeder [[wiki:reisende|Reisende]] für sich einen intuitiven Zugang zum Verständnis von `[[wiki:reisen|Reisen´]]. Sich darüber zu verständigen, gelingt jedoch bereits innerhalb einer überschaubaren Gruppe von Reisenden nicht mehr. Das gesellschaftliche Verständnis von //Reisen// koppelt sich vollends von der Reiseerfahrung ab, wie die fast [[wiki:liste_ausstellungen|1.000 Ausstellungen rund um das Themenfeld Reisen]] erkennen lassen.
 ==== Der Reisende ==== ==== Der Reisende ====
-Das liegt auch daran, daß »das Reisen« zwar vom Reisenden selbst wahrgenommen werden kann, nicht aber von anderen. Zwar können wir auf der Straße manchmal einen Fremden erkennen, wissen aber nicht, ob es auch ein Reisender ist. Selbst jemand, der ein Verkehrsmittel besteigt, muß kein Reisender sein - möglicherweise ist es der Kutscher, Fahrer, Pilot. Erst mehrere äußere Merkmale signalisieren: hier kommt ein Reisender, denn seine Haut ist gebräunt und er trägt einen Rucksack und er hat einen Reiseführer in der Hand usw.\\ + 
 +Das liegt auch daran, daß »das Reisen« zwar vom [[wiki:reisende|Reisenden]] selbst wahrgenommen werden kann, nicht aber von anderen. Zwar können wir auf der [[wiki:strasse|Straße]] manchmal einen [[wiki:der_fremde|Fremden]] erkennen, wissen aber nicht, ob es auch ein Reisender ist. Selbst jemand, der ein Verkehrsmittel besteigt, muß kein Reisender sein - möglicherweise ist es der Kutscher, Fahrer, Pilot. Erst mehrere äußere Merkmale signalisieren: hier kommt ein [[wiki:reisende|Reisender]], denn seine Haut ist gebräunt und er trägt [[wiki:reisegepaeck|Reisegepäck]] mit sich (z.B. einen [[wiki:rucksack|Rucksack]]) und er hat einen [[wiki:reisefuehrer|Reiseführer]] in der Hand, er sieht [[wiki:fremdes|fremd]] aus, spricht eine andere [[wiki:sprachen|Sprache]], er fährt ein [[wiki:wohnmobile|Wohnmobil]] usw.\\ 
 **In jedem Fall** muss der Reisende eine Disposition zum Reisen mitbringen, antreibende Kräfte, ein **[[wiki:motive_des_reisens|Motivbündel]]**. **In jedem Fall** muss der Reisende eine Disposition zum Reisen mitbringen, antreibende Kräfte, ein **[[wiki:motive_des_reisens|Motivbündel]]**.
  
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 ==== Die Reise ==== ==== Die Reise ====
-Erst im Nachhinein, wenn "das Reisen" als Vorgang abgeschlossen ist, konstituiert sich "Die Reise" als ein bestimmbares Objekt. Jeder Reisende, der eine für ihn bedeutende Reise abschließt, der heimkehrt, kennt ein bestimmtes Gefühl in der ersten Zeit nach der Heimkehr:\\  +Erst im Nachhinein, wenn "das Reisen" als Vorgang abgeschlossen ist, konstituiert sich "Die Reise" als ein bestimmbares Objekt. Jeder Reisende, der eine für ihn bedeutende Reise abschließt, der heimkehrt, kennt ein bestimmtes Gefühl in der ersten Zeit nach der [[wiki:heimkehr|Heimkehr]]:\\  
-Warum ist alles noch so wie bei der Abreise? Eigentlich müßte sich nach einer für ihn bedeutenden Reise auch daheim alles verändert haben. Doch das hat es nicht. Selbst der bescheidenere Wunsch, man möge ihm doch ansehen, daß er Bedeutendes erlebt hat, bleibt unerfüllt.\\ +Warum ist alles noch so wie bei der [[wiki:aufbruch|Abreise]]? Eigentlich müßte sich nach einer für ihn bedeutenden Reise auch daheim alles verändert haben. Doch das hat es nicht. Selbst der bescheidenere Wunsch, man möge ihm doch ansehen, daß er Bedeutendes erlebt hat, bleibt unerfüllt.\\ 
 "Die Reise" bleibt etwas, das sich nur im eigenen Kopf befindet, nicht in den Köpfen anderer. Die meisten Reisenden finden sich damit ab. "Die Reise" bleibt etwas, das sich nur im eigenen Kopf befindet, nicht in den Köpfen anderer. Die meisten Reisenden finden sich damit ab.
  
 ==== Die Reise rekonstruieren ==== ==== Die Reise rekonstruieren ====
 Manche jedoch versuchen, die Reise in die Köpfe der anderen zu transportieren: Manche jedoch versuchen, die Reise in die Köpfe der anderen zu transportieren:
-Seit jeher eignet sich dazu die Erzählung, später in der Form des Reiseberichts, heute auch in Form eines Dia- oder Filmvortrags und seit neuartig auch in Form eines Blogs. Wenigen Menschen gelingt es, die Inhalte ihres Reiselebens dauerhaft zu institutionalisieren, etwa als [[wiki:Museum|Museum]].+Seit jeher eignet sich dazu die Erzählung, später in der Form des [[wiki:reisebuch|Reiseberichts]], heute auch in Form eines Dia- oder Filmvortrags und seit neuartig auch in Form eines Blogs. Wenigen Menschen gelingt es, die Inhalte ihres Reiselebens dauerhaft zu institutionalisieren, etwa als [[wiki:Museum|Museum]].
    
 ==== Das erste Bild der Reise ==== ==== Das erste Bild der Reise ====
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   Johann Kaspar Lavater (1741-1801)   Johann Kaspar Lavater (1741-1801)
 Und so entsteht in den Köpfen der Zuhörer, der Leser, Betrachter und Surfer ein Bild dessen, was der Reisende zu erkennen gibt. Manches läßt er weg, weil es ihm unbedeutend oder peinlich erscheint. Manches wird betont, weil er stolz darauf ist. Hier verkürzt er das wahre Geschehen, weil es dem Erzählfluß nutzt. Dort ändert er die Perspektive oder er modelliert die Situation, weil es dramaturgisch geschickt erscheint.\\  Und so entsteht in den Köpfen der Zuhörer, der Leser, Betrachter und Surfer ein Bild dessen, was der Reisende zu erkennen gibt. Manches läßt er weg, weil es ihm unbedeutend oder peinlich erscheint. Manches wird betont, weil er stolz darauf ist. Hier verkürzt er das wahre Geschehen, weil es dem Erzählfluß nutzt. Dort ändert er die Perspektive oder er modelliert die Situation, weil es dramaturgisch geschickt erscheint.\\ 
-Insgesamt biegt er die Wirklichkeit zurecht: Er will das richtige Bild von sich vermitteln, das richtige Bild der Reise, er will den Zuhörerkreis unterhalten, ihren Erwartungen grecht werden oder auch gerade nicht gerecht werden. Und spätestens bei der x-ten Wiederholung wird ihm das, was er dort modelliert hat, selbst zur Wirklichkeit, die Erinnerung paßt sich an.  +Insgesamt biegt er die [[wiki:wahrnehmung|Wirklichkeit]] zurecht: Er will das richtige Bild von sich vermitteln, das richtige Bild der Reise, er will den Zuhörerkreis unterhalten, ihren Erwartungen grecht werden oder auch gerade nicht gerecht werden. Und spätestens bei der x-ten Wiederholung wird ihm das, was er dort modelliert hat, selbst zur Wirklichkeit, die Erinnerung paßt sich an.  
- +  * ''Percy G. Adams''\\ //Travelers and Travel Liars 1660-1800//.\\ Berkeley, 1962
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-  Percy G. AdamsTravelers and Travel Liars 1660-1800. Berkeley, 1962+
  
 ==== Das zweite Bild der Reise ==== ==== Das zweite Bild der Reise ====
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 Warum nicht? Was in uns sträubt sich dagegen? Es scheint, als empfänden wir das Reisen als etwas spezifisch Menschliches, als Teil der menschlichen Kultur. Warum nicht? Was in uns sträubt sich dagegen? Es scheint, als empfänden wir das Reisen als etwas spezifisch Menschliches, als Teil der menschlichen Kultur.
  
-Tiere ziehen und unterliegen dem Drang, ihren Zug zu beginnen. Tiere wandern und unterliegen dem Wandertrieb. Der Zeitpunkt des Aufbruchs ist da, wenn das natürliche Programm es vorsieht. Sie folgen dem Programm und der Herde, dem Schwarm. Die Tiere tun, was der Augenblick verlangt und durchqueren einen Fluß mit Krokodilen. Sie folgen einem genetischen Programm und folgen dem Verhalten der Herde.+[[wiki:tiere|Tiere]] ziehen und unterliegen dem Drang, ihren Zug zu beginnen. Tiere wandern und unterliegen dem Wandertrieb. Der Zeitpunkt des Aufbruchs ist da, wenn das natürliche Programm es vorsieht. Sie folgen dem Programm und der Herde, dem Schwarm. Die Tiere tun, was der Augenblick verlangt und durchqueren einen Fluß mit Krokodilen. Sie folgen einem genetischen Programm und folgen dem Verhalten der Herde.
  
-Keinesfalls aber bereiten sie sich auf den Aufbruch vor. Sie planen nicht, sie sorgen nicht vor und vor allem: sie antizipieren nicht. Da ist keine Vorstellung einer paradiesischen Landschaft am Zielort und dementsprechend keine Ungeduld. Da ist auch keine individuelle Entscheidung. Im Gegenteil: Wer die Herde verläßt, ist dem Untergang geweiht.+Keinesfalls aber bereiten sie sich auf den Aufbruch vor. Sie planen nicht, sie sorgen nicht vor und vor allem: sie antizipieren nicht. Da ist keine Vorstellung einer paradiesischen [[wiki:landschaft|Landschaft]] am Zielort und dementsprechend keine Ungeduld. Da ist auch keine individuelle Entscheidung. Im Gegenteil: Wer die Herde verläßt, ist dem Untergang geweiht.
  
 Läßt sich also behaupten: Die Natur gab uns die die Möglichkeiten und schuf die Voraussetzungen zum Reisen; das Reisen ist als Anlage und Potential im Menschen vorhanden. Vielleicht läßt sich weiter vermuten, daß auch Reste eines genetischen Wanderprogramms uns beeinflussen. Läßt sich also behaupten: Die Natur gab uns die die Möglichkeiten und schuf die Voraussetzungen zum Reisen; das Reisen ist als Anlage und Potential im Menschen vorhanden. Vielleicht läßt sich weiter vermuten, daß auch Reste eines genetischen Wanderprogramms uns beeinflussen.
      
 ==== Das Reisen unserer Vorfahren  ==== ==== Das Reisen unserer Vorfahren  ====
-Die Veränderung des Klimas rang dem afrikanischen Urwald trockene und weite Savannen ab. +  * ''Gibson, Catriona D.'', ''Cleary, Kerri''; ''Frieman, Catherine J.'' (Hg.)\\ //Making Journeys: Archaeologies of Mobility//\\ VIII, 158 S., 16 Tafeln. Oxford 2019: Oxbow. Inhalt: 
-Südlich der Sahara durchstreiften Jäger und Sammler in Gruppen von 25-50 Frühmenschen auf der Suche nach Wasser und Nahrung, Tiere jagend, vor Raubtieren flüchtend, immer in Bewegung. Das karge Angebot auf einer Fläche von zwei mal zwei Kilometern ernährte gerade eine Person mit Obst und Wurzeln, Aasresten, erjagtem Fleisch. Ohne Milchviehhaltung wurden ihre Kinder 4-5 Jahre gestillt. Dabei legten sie etwa 5.000 Kilometer zurück, immer im Rhythmus des Gehens, an der Brust der Mutter oder auf ihrem Rücken. Diese Situation prägt das menschliche Verhalten bis heute. Babies schreien nicht, solange sie getragen und etwa fünfzig Mal pro Minute bewegt werden. Dieser Rhythmus läßt sich auch künstlich erzeugen und bewirkt gleiches: nur das liegengebliebene, vergessene Baby schreit - Bewegung ist richtig.+    * Catriona D. Gibson\\ Making journeys, blurring [[wiki:grenze|boundaries]] and celebrating [[wiki:uebergang|transience]]: a movement towards archaeologies of [[wiki:grenzgaenger|in-betweeness]] 
 +    * Yolande O'Brien\\ The role of persistent [[wiki:liste_raumvorstellungen|places]] and [[wiki:landmarke|landmarks]] in [[wiki:navigation|navigation]] 
 +    * Oscar Aldred\\ Archaeology and [[wiki:fortbewegung|movement]] one [[wiki:gehen|step]] at a [[wiki:zeit_musse|time]]! 
 +    * Peter Clark\\ The Dover Bronze Age boat as a 'Non-place': Some reflections on maritime mobility in the [[wiki:reisegenerationen# Im 2. Jahrtausend BC|Bronze Age]] of the [[wiki:Transmanche|Transmanche]] 
 +    * Francesca Chelazzi\\ From self-sufficiency to interdependence: Changes in the Cypriot socio-economic structure in the light of mobility during the [[wiki:reisegenerationen# Im 2. Jahrtausend BC|second millennium BC]] 
 +    * Emily Fioccoprile\\ Travelling lines: Linear earthworks and movement on the prehistoric Yorkshire Wolds 
 +    * Catherine J. Frieman, James Lewis\\ [[wiki:reisegenerationen# Im 2. Jahrtausend BC|Bronze Age]] [[wiki:unterwegs-sein|wayfaring]] and the monumentalised [[wiki:landschaft|landscape]]  
 +    * Caroline Heitz, Regine Stapfer\\ [[wiki:itinerar|Itineraries]] of pottery: Theorising [[wiki:unterwegs-sein|mobility]] and [[wiki:fortbewegung|movement]] of humans and things 
 +    *James A. Johnson\\ Theorising '[[wiki:nomaden|Nomadic]]' [[wiki:zwischenraum|Betweenness]]: [[wiki:fortbewegung|movement]], Contingency, and Materiality in the Pastoral Societies of the [[wiki:reisegenerationen# Im 2. Jahrtausend BC|Bronze Age]] Eurasian Steppe 
 +    * Malou Blank, Corina Knipper\\ Neolithic [[wiki:unterwegs-sein|mobility]] in western Sweden: interpretations of strontium isotope ratios of the [[wiki:steinmann|megalithic]] population in Falbygden  
 +    * Dimitrij Mlekuz\\ Choreography of existence: [[wiki:hohlweg|holloways]] and making of [[wiki:landschaft|landscapes]] 
 +  * ''Leary James P.''\\ //Past Mobilities: Archaeological Approaches to Movement and Mobility.//\\ Farnham 2014: Ashgate. [[http://bvbr.bib-bvb.de:8991/exlibris/aleph/a23_1/apache_media/HJ6SVAQDQIEB1T2MPT3P561QL2RQ9AI.html|Inhalt]] 
 +Die Veränderung des [[wiki:klima|Klimas]] rang dem afrikanischen Urwald trockene und weite Savannen ab. Südlich der [[wiki:sahara|Sahara]] durchstreiften Jäger und Sammler in Gruppen von 25-50 Frühmenschen auf der [[wiki:suche|Suche]] nach Wasser und [[wiki:lebensmittel|Nahrung]], Tiere jagend, vor Raubtieren flüchtend, immer in Bewegung. Das karge Angebot auf einer Fläche von zwei mal zwei Kilometern ernährte gerade eine Person mit Obst und Wurzeln, Aasresten, erjagtem Fleisch. Ohne Milchviehhaltung wurden ihre Kinder 4-5 Jahre gestillt. Dabei legten sie etwa 5.000 Kilometer zurück, immer im Rhythmus des Gehens, an der Brust der Mutter oder auf ihrem Rücken. Diese Situation prägt das menschliche Verhalten bis heute. Babies schreien nicht, solange sie getragen und etwa fünfzig Mal pro Minute bewegt werden. Dieser Rhythmus läßt sich auch künstlich erzeugen und bewirkt gleiches: nur das liegengebliebene, vergessene Baby schreit - Bewegung ist richtig.
  
-Heute lebende Jäger und Sammler pflegen die Muße – das dürfte früher kaum anders gewesen sein. Mit wöchentlich etwa 20 Stunden Jagd- und Sammelarbeit sichern viele dieser Ethnien ihren Alltag. Ein Territorium wird verlassen, sobald der Aufwand zur Nahrungsbeschaffung zu hoch wird - lange bevor ein Gebiet ausgebeutet ist. Weshalb sollten frühere Jäger und Sammler leistungsbewußter gewesen sein? Reisen hieß, einen Aufwand zur Ortsveränderung zu betreiben, um den Aufwand zum Lebensunterhalt zu minimieren. Ein Kampf ums Dasein war nur selten nötig.+Heute lebende Jäger und Sammler pflegen die [[wiki:zeit_musse|Muße]] – das dürfte früher kaum anders gewesen sein. Mit wöchentlich etwa 20 Stunden Jagd- und Sammelarbeit sichern viele dieser Ethnien ihren Alltag. Ein [[wiki:territorien|Territorium]] wird verlassen, sobald der Aufwand zur Nahrungsbeschaffung zu hoch wird - lange bevor ein Gebiet ausgebeutet ist. Weshalb sollten frühere Jäger und Sammler leistungsbewußter gewesen sein? Reisen hieß, einen Aufwand zur Ortsveränderung zu betreiben, um den Aufwand zum Lebensunterhalt zu minimieren. Ein Kampf ums Dasein war nur selten nötig.
  
-Das geruhsame Wandern in sich langsam verlagernden Territorien war kaum jemals eine richtige Reise, Ziele lagen meist nah. Es mag 80.000 Jahre gedauert haben, bis "moderne" Menschen den Weg von Afrika nach Amerika über Land zurückgelegt haben, der mit vielfachen Kreuz- und Querwegen vielleicht 40.000 Kilometer betrug. Die "Eroberung" der Erde erfolgte jedenfalls zu Fuß. Sprachvergleiche, Gen- und Mitochondrienanalysen führen allesamt zu ähnlichen Ergebnissen: eine kleine Gruppe verließ vor etwa 100.000 Jahren Afrika über die Landenge von Suez, von Vorderasien gelangten Menschen schon früh nach Europa, vor 40.000 Jahren wurde Australien erreicht, Amerika in verschiedenen Wellen vor etwa 10-20.000 Jahren. Die langsame Wanderung täuscht durch ihre Durchschnittlichkeit, da auf Perioden schneller Wanderung, bedingt durch Bevölkerungsdruck, klimatische und geographische Gelegenheiten, Perioden der Stagnation folgten, bedingt durch eine günstige Umwelt. Warum eine Gegend verlassen, in der es alles gibt?+Das geruhsame [[wiki:wandern|Wandern]] in sich langsam verlagernden Territorien war kaum jemals eine richtige Reise, Ziele lagen meist nah. Es mag 80.000 Jahre gedauert haben, bis "moderne" Menschen den [[wiki:weg|Weg]] von Afrika nach Amerika über Land zurückgelegt haben, der mit vielfachen Kreuz- und Querwegen vielleicht 40.000 Kilometer betrug. Die "Eroberung" der Erde erfolgte jedenfalls zu Fuß. Sprachvergleiche, Gen- und Mitochondrienanalysen führen allesamt zu ähnlichen Ergebnissen: eine kleine Gruppe verließ vor etwa 100.000 Jahren [[wiki:routen_in_afrika|Afrika]] über die Landenge von Suez, von Vorderasien gelangten Menschen schon früh nach [[wiki:europa|Europa]], vor 40.000 Jahren wurde [[wiki:australien|Australien]] erreicht, [[wiki:routen_in_amerika|Amerika]] in verschiedenen Wellen vor etwa 10-20.000 Jahren. Die langsame Wanderung täuscht durch ihre Durchschnittlichkeit, da auf Perioden schneller Wanderung, bedingt durch Bevölkerungsdruck, klimatische und geographische Gelegenheiten, Perioden der Stagnation folgten, bedingt durch eine günstige Umwelt. Warum eine Gegend verlassen, in der es alles gibt?
  
-Die frühen Wanderer schätzten sichere Wege: entlang der Flüsse, in Klimazonen mit regelmäßigen Regenfällen und nicht zu kalten Wintern, mit Rückzugsmöglichkeiten in Höhlen, Alkoven oder auf Bäume. Wüsten, Gebirge, vereiste Gegenden erforderten einen hohen Aufwand: Bekleidung, Transportmittel für Wasser und [[wiki:lebensmittel|Lebensmittel]] , die Technik des Feuermachens, Schutz gegen Kälte und Sturm waren nötig. Der Druck zur Wanderung mußte schon außergewöhnlich stark sein, um sich solchen Bedingungen auszusetzen. Zogen sich einzelne Gruppen in Nischen, in Täler, auf Almen, auf Inseln, in Oasen zurück, riskierten sie ihre Existenz. Ein einziges kaltes Jahr, ein einzige ausgefallene Regenzeit bedeutete ihr Ende. Der Abstand zu anderen Gruppen durfte nie zu groß werden: wer zu schnell war, begab sich in die soziale Isolation, förderte Krankheit durch Inzucht. Das erforderte den losen Kontakt zu weiteren 20-30 Gruppen.+Die frühen Wanderer schätzten sichere Wege: entlang der Flüsse, in Klimazonen mit regelmäßigen Regenfällen und nicht zu kalten Wintern, mit Rückzugsmöglichkeiten in Höhlen, Alkoven oder auf Bäume. Wüsten, Gebirge, vereiste Gegenden erforderten einen hohen Aufwand: Bekleidung, [[wiki:beutel|Transportmittel]] für Wasser und [[wiki:lebensmittel|Lebensmittel]], die [[wiki:techne|Technik]] des [[wiki:lagerfeuer|Feuermachens]], Schutz gegen Kälte und Sturm waren nötig. Der Druck zur Wanderung mußte schon außergewöhnlich stark sein, um sich solchen Bedingungen auszusetzen. Zogen sich einzelne Gruppen in Nischen, in Täler, auf Almen, auf [[wiki:inseln|Inseln]], in Oasen zurück, riskierten sie ihre Existenz. Ein einziges kaltes Jahr, ein einzige ausgefallene Regenzeit bedeutete ihr Ende. Der Abstand zu anderen Gruppen durfte nie zu groß werden: wer zu schnell war, begab sich in die soziale Isolation, förderte Krankheit durch Inzucht. Das erforderte den losen Kontakt zu weiteren 20-30 Gruppen.
  
-Ein früher Einzelreisender war der Bote, dennsicher tauschten umherziehenden Gruppen Nachrichten aus. Die feste soziale Bindung an die Kleingruppe und eine lockere Bindung an eine größere Gemeinschaft ist ein Kennzeichen der frühen Fußreisen. Das Problem der Zugehörigkeit wurde durch das Bekenntnis zu einem gemeinsamen Ahnen gelöst. Mit dem Namen eines gemeinsamen Ahnen bewies man die Zugehörigkeit zum selben Stamm. Dieser Ahne konnte abstrakt sein, dennoch diente er über lange Zeiträume als Identitätsmerkmal. Erst die Seßhaften ersetzten dies durch eine geographisch definierte Heimat, einen Ort, ein Volk, eine Nation.+Ein früher [[wiki:einzelne|Einzelreisender]] war der [[wiki:bote|Bote]], denn sicher tauschten umherziehenden Gruppen Nachrichten aus. Die feste soziale Bindung an die Kleingruppe und eine lockere Bindung an eine größere Gemeinschaft ist ein Kennzeichen der frühen Fußreisen. Das Problem der Zugehörigkeit wurde durch das Bekenntnis zu einem gemeinsamen Ahnen gelöst. Mit dem Namen eines gemeinsamen Ahnen bewies man die Zugehörigkeit zum selben Stamm. Dieser Ahne konnte abstrakt sein, dennoch diente er über lange Zeiträume als Identitätsmerkmal. Erst die Seßhaften ersetzten dies durch eine geographisch definierte Heimat, einen Ort, ein Volk, eine Nation.
  
 Dieser Zustand beschreibt 99% der kulturgeschichtlichen Vorzeit, noch um Christi Geburt lebte 50 % der Menschheit als Jäger und Sammler: Dieser Zustand beschreibt 99% der kulturgeschichtlichen Vorzeit, noch um Christi Geburt lebte 50 % der Menschheit als Jäger und Sammler:
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   weil man auch das tägliche Bedürfniß der Nahrung wohl überall zu erringen hoffte.«   weil man auch das tägliche Bedürfniß der Nahrung wohl überall zu erringen hoffte.«
   Thukydides (ca 450 - 400 v. Chr.): Geschichte des Peloponnesischen Krieges, Stuttgart 1827,    Thukydides (ca 450 - 400 v. Chr.): Geschichte des Peloponnesischen Krieges, Stuttgart 1827, 
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 ===== Was ist »Reisen«? Die Frage nach dem Motiv ===== ===== Was ist »Reisen«? Die Frage nach dem Motiv =====
   »Werde ich träumen?«   »Werde ich träumen?«
   Die letzte Frage von HAL vor seiner Abschaltung.   Die letzte Frage von HAL vor seiner Abschaltung.
   2001: Odyssee im Weltraum (1968 Stanley Kubrick)   2001: Odyssee im Weltraum (1968 Stanley Kubrick)
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 ==== Hoffnung ==== ==== Hoffnung ====
 »Neu zu begehren, dazu verhilft die Lust der Reise.« Unnachahmlich assoziiert Bloch frei darüber, was er unter Reisen versteht. ((''Ernst Bloch'': //Das Prinzip Hoffnung//, 3 Bände, 1954–59)) »Neu zu begehren, dazu verhilft die Lust der Reise.« Unnachahmlich assoziiert Bloch frei darüber, was er unter Reisen versteht. ((''Ernst Bloch'': //Das Prinzip Hoffnung//, 3 Bände, 1954–59))
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 ==== Sehnsucht ==== ==== Sehnsucht ====
 »Vielleicht ist der Begriff der [[wiki:sehnsucht|Sehnsucht]] noch das Präziseste, was sich zur Authentizität, zur Liebe und zum Reisen sagen läßt. Sehnsucht richtet sich auf etwas, was sich entzieht, sie ist die heftigste Form der Reise.«  ''Paolo Bianchi'' in seinem bemerkenswerten Beitrag über Sehn-Sucht-Trips ((''Paolo Bianchi'': //Sehn-Sucht-Trips: Versuch über das Reisen und Ruhen//. In: Ästhetik des Reisens  Bd. 136, 1997,  S. 59)) »Vielleicht ist der Begriff der [[wiki:sehnsucht|Sehnsucht]] noch das Präziseste, was sich zur Authentizität, zur Liebe und zum Reisen sagen läßt. Sehnsucht richtet sich auf etwas, was sich entzieht, sie ist die heftigste Form der Reise.«  ''Paolo Bianchi'' in seinem bemerkenswerten Beitrag über Sehn-Sucht-Trips ((''Paolo Bianchi'': //Sehn-Sucht-Trips: Versuch über das Reisen und Ruhen//. In: Ästhetik des Reisens  Bd. 136, 1997,  S. 59))
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 ==== Neugier ==== ==== Neugier ====
 In der Periode vom Späthumanismus bis zur wissenschaftlichen Revolution (1570-1660) kam es zu einer bemerkenswerten Verfeinerung der drei Kulturtechniken: Reisen, Umfragen und Sammeln. Die Ratgeberliteratur zur ARS APODEMIKA, der Kunst des Reisens, nahm ihren Anfang. In der Periode vom Späthumanismus bis zur wissenschaftlichen Revolution (1570-1660) kam es zu einer bemerkenswerten Verfeinerung der drei Kulturtechniken: Reisen, Umfragen und Sammeln. Die Ratgeberliteratur zur ARS APODEMIKA, der Kunst des Reisens, nahm ihren Anfang.
-  Stagl, JustinEine Geschichte der Neugier.  +  * ''Stagl, Justin''\\ //Eine Geschichte der Neugier.//\\ Reisekunst und Sozialforschung 1550-1800.\\ Böhlau Verlag Wien 1995 
-  Reisekunst und Sozialforschung 1550-1800. Böhlau Verlag Wien 1995+  * ''Tobias Gohlis'', ''Christoph Hennig'', ''Jürgen Kagelmann'', ''Dieter Kramer'', ''Hasso Spode''\\ //Voyage//.\\ Jahrbuch für Reise- & Tourismusforschung. \\ Band 1 (1997): Warum reisen?\\ Köln: Dumont. 200 S.\\ Hier ist es endlich, das Forum für alle, die sich ernsthaft (?) mit den Aufbrechenden und Zurückkehrenden beschäftigen. Im Editorial plädiert ''Hasso Spode'' für //»eine breitere und fröhliche Wissenschaft vom Reisen … niemals langweilig«.// 
  
 +Reisen und [[wiki:tourist|Tourismus]] werden unterschieden, denn die Reise ist //»eine Idee, eine Form eine Haltung, eine Einstellung und ein Verhaltensmodell«// (''Urbain'') das den [[wiki:homo_viator|homo viator]] kennzeichnet und tief in uns allen verwurzelt ist. In einer [[wiki:welt|Welt]], die das [[wiki:risiko|Risiko]] scheut, die Stille und das Allein-Sein erscheint dieser Trieb in seiner industrialisierten Form: //»Massentourismus ist der friedlichste Ersatz für allerhand andere tradierte Weisen, in größeren Menschenverbänden die Welt kennenzulernen«// meint ''Cora Stephan''. Interessant ist die Übersicht über das bunte Feld sprießender Tourismustheorien von ''Christoph Hennig'': Reisen als [[wiki:flucht|Flucht]], Konformität, Trieb, zur Erholung, als spannender Sinnsuche zwischen realer Erfahrung im Außen und [[wiki:imaginaere_reisen|imaginären Welten]] im Kopf… Weshalb eigentlich wird nun nicht mehr unterschieden zwischen einer Theorie des individuellen Reisens und einer des Massenphänomens Tourismus? Das Problem der authentischen Erfahrung führt ebenfalls dorthin – wollen Touristen das überhaupt? ''O. Häußler'' meint »Nein « – aber vielleicht wollen sie es doch und ihnen ist das Risiko zu hoch? Das Risiko, sich zu verändern oder andere Erfahrungen zu machen als die anderen Plattenhausbewohner.
  
-  Tobias GohlisChristoph Hennig, Jürgen Kagelmann, Dieter Kramer, Hasso Spode +  * ''Sabine Boomers''\\ //Reisen als Lebensform.//\\ ''Isabelle Eberhardt''''Reinhold Messner'' und ''Bruce Chatwin''.\\ Campus Frankfurt/Main 2004360 S., LiteraturverzS340–359 
-  VoyageJahrbuch für Reise- & Tourismusforschung +  * ''Kagge, Erling''\\ //Philosophie für Abenteurer.//\\ Aus dem Norwegischen von Ulrich Sonnenberg. 184 S. mit 32 Farb- und vier s/w-Tafeln. Frankfurt am Main 2020: Insel [[https://d-nb.info/1219521833/04|Inhalt]] 
-  Band 1 (1997) : Warum reisen? +
-  Köln: Dumont. 16,5x24 cm: 200 S., Abb. +
-Hier ist es endlich, das Forum für alle, die sich ernsthaft (?) mit den Aufbrechenden und Zurückkehrenden beschäftigenIm Editorial plädiert ''Hasso Spode'' für //»eine breitere und fröhliche Wissenschaft vom Reisen … niemals langweilig«.// +
  
-Reisen und Tourismus werden unterschiedendenn die Reise ist //»eine Ideeeine Form eine Haltungeine Einstellung und ein Verhaltensmodell«// (''Urbain''das den homo viator kennzeichnet und tief in uns allen verwurzelt ist. In einer Welt, die das Risiko scheutdie Stille und das Allein-Sein erscheint dieser Trieb in seiner industrialisierten Form: //»Massentourismus ist der friedlichste Ersatz für allerhand andere tradierte Weisen, in größeren Menschenverbänden die Welt kennenzulernen«// meint ''Cora Stephan''Interessant ist die Übersicht über das bunte Feld sprießender Tourismustheorien von ''Christoph Hennig'': Reisen als FluchtKonformitätTrieb, zur Erholungals spannender Sinnsuche zwischen realer Erfahrung im Außen und imaginären Welten im Kopf… Weshalb eigentlich wird nun nicht mehr unterschieden zwischen einer Theorie des individuellen Reisens und einer des Massenphänomens TourismusDas Problem der authentischen Erfahrung führt ebenfalls dorthin – wollen Touristen das überhaupt? ''OHäußler'' meint »Nein « – aber vielleicht wollen sie es doch und ihnen ist das Risiko zu hoch? Das Risikosich zu verändern oder andere Erfahrungen zu machen als die anderen Plattenhausbewohner.+===== Was ist »Reisen«? Psychologische Ansätze===== 
 +==== Krankheitsbilder ==== 
 +  * **Airport wandering**  
 +    * ''Shapiro, S.''\\ //Airport wandering as a psychotic symptom.//\\ Psychiatrica Clinica 15 (1982) 173–176 
 +  * **//L'appel du vide//**, //call of the void//, //high place phenomenon HPP// → [[wiki:leere|Leere]] 
 +    * ''Hames J'','' Ribeiro J'', ''Smith A'', ''Joiner T.''\\ //An urge to jump affirms the urge to live: an 
 +empirical examination of the high place phenomenon.//\\ Journal of Affective Disorders 136.3 (2012) 1114-1120. 
 +  * **Environment shock** 
 +    * Affordanz, Fokalität und Heuristisches Verhalten siehe [[wiki:backcountry|Backcountry-Navigation]] 
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 +  * **[[wiki:reisekoller|Reisekoller]]** 
 +  * **[[wiki:reisekrankheit|Reisekrankheit]]** 
 +  * **Stendhal-Syndrom**: Derealisation, Depersonalisation, psychotische Störung\\ ''Henry Beyle'', der als ''Stendhal'' Weltliteratur schrieb, reiste 1817 nach Rom, Neapel und Florenz. Durch Architektur, Kunst und die geschichtsträchtige Aufladung der Orte geriet er in eine Art Ekstase, die Wahrnehmung, Gleichgewicht, Wohlbefinden beeinträchtigte ((''Stendhal''\\ //Reise in Italien. Rom – Neapel – Florenz.//\\ F. v. Oppeln-Bronikowski (Übers. und Bearb.) München [1911] 1996: Diederichs)). Vergleichbare Syndrome schilderten auch andere [[wiki:reisende|Reisende]]die im Extremfall handlungs- und bewegungsunfähig wurden. Aus einem //cultural overflow//also einer Überreizung und Verwirrung durch intensive kulturelle Einflüsse, können Panikattacken werden bis hin zu wahnhaftem Verhalten. 
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 +  * **[[wiki:metanoia|Metanoia]]** >  Vorgänge bei [[wiki:grenze_zwischen_leben_und_tod|Grenzerfahrungen]], mid-life-crisis, existenziellen Krisen, die oft zu einem Aufbruch führen, also zu inneren und äußeren Reisen. 
 +    * Vision Quest > objet petit a > [[wiki:macguffin|MacGuffin]]  
 +  * **[[wiki:multilokales_leben|Multilokales Leben]]** > //Dissoziation// (engl. wandering mind) 
 +  * **Psychischer Nomadismus** (''Hakim Bey'') > [[wiki:moeglichkeitssinn|Möglichkeitssinn]] 
 +    * [[wiki:einzelne|Einzelne]] > [[wiki:weird|WEIRD]] 
 +    * Allein Reisende: [[wiki:individualtourist|Individualtourist]], [[wiki:solivagant|Solivagant]] 
 +    * [[wiki:anywheres|Anywhere]] und [[wiki:somewheres|Somewhere]] > [[wiki:offenheit#Stämme und Kosmopoliten|Offenheit]], [[wiki:universalismus|Universalismus]] 
 +    * [[wiki:aussenseiter|Außenseiter]] (lat. extraneus, engl. outsider) 
 +    * [[wiki:grenzgaenger|Grenzgänger]] > zwischen Sicherheitszone und [[wiki:grenze_zwischen_leben_und_tod|Traumazone]] mit dem [[wiki:risiko|Risiko]] von Verletzung oder Tod, zwischen [[wiki:philobatie|Philobatie]] und [[wiki:oknophilie|Oknophilie]] auf der Suche nach [[wiki:freiheit|Freiheit]]. 
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-  Sabine Boomers 
-  Reisen als Lebensform 
-  Isabelle Eberhardt, Reinhold Messner und Bruce Chatwin 
-  Campus Frankfurt/Main 2004, 360 S., Literaturverz. S. 340 - 359  
 ===== Was ist »Reisen«? Soziologische Überlegungen ===== ===== Was ist »Reisen«? Soziologische Überlegungen =====
 ==== Reiseformen prägen die soziologischen Formen ==== ==== Reiseformen prägen die soziologischen Formen ====
-Wir ahnen es schon: Die Art der Bewegung im Raum bestimmt auch das Verhältnis der Menschen untereinander. Vor etwa hundert Jahren hat Georg Simmel (1858 - 1918) seine Gedanken dazu formuliert:\\  +Wir ahnen es schon: Die Art der Bewegung im Raum bestimmt auch das Verhältnis der Menschen untereinander. Vor etwa hundert Jahren hat ''Georg Simmel'' (1858 - 1918) seine Gedanken dazu formuliert:\\  
-//»Alle bisher betrachteten soziologischen Formungen zeichneten gewissermaßen das ruhende Nebeneinander des Raumes nach: die Begrenzung und die Distanz, die Fixiertheit und die Nachbarschaft sind wie Fortsetzungen der räumlichen Konfigurationen in das Gefüge der Menschheit hinein, die sich in den Raum teilt. Die letztere Tatsache knüpft ganz neue Folgen an die Möglichkeit, daß die Menschen sich von Ort zu Ort bewegen. +//»Alle bisher betrachteten soziologischen Formungen zeichneten gewissermaßen das ruhende Nebeneinander des Raumes nach: die Begrenzung und die Distanz, die Fixiertheit und die Nachbarschaft sind wie Fortsetzungen der räumlichen Konfigurationen in das Gefüge der Menschheit hinein, die sich in den Raum teilt. Die letztere Tatsache knüpft ganz neue Folgen an die Möglichkeit, daß die Menschen sich von Ort zu Ort bewegen. Die räumlichen Bedingtheiten ihrer Existenz geraten dadurch in Fluß, und wie die Menschheit überhaupt nur durch ihre Beweglichkeit die Existenz, die wir kennen gewinnt, so ergeben sich aus dem Ortswechsel im engeren Sinne, aus dem Wandern, unzählige besondere Folgen für ihre Wechselwirkungen, aus denen einige hier skizziert werden mögen. Die grundlegende Einteilung dieser Erscheinungen vom soziologischen Gesichtspunkt aus ist: welche Formen der Vergesellschaftung stellen sich bei einer wandernden Gruppe im Unterschied gegen eine räumlich fixierte ein? und: welche Formen ergeben sich, wenn zwar nicht eine Gruppe als ganze, aber gewisse Elemente ihrer wandern, für die Gruppe selbst und für die wandernden Personen?«// ((''Georg Simmel'': //Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung//. Duncker & Humblot, Berlin 1908.   Kapitel IX: Der Raum und die räumlichen Ordnungen der Gesellschaft S.460-526)) 
-Die räumlichen Bedingtheiten ihrer Existenz geraten dadurch in Fluß, und wie die Menschheit überhaupt nur durch ihre Beweglichkeit die Existenz, die wir kennen gewinnt, so ergeben sich aus dem Ortswechsel im engeren Sinne, aus dem Wandern, unzählige besondere Folgen für ihre Wechselwirkungen, aus denen einige hier skizziert werden mögen. Die grundlegende Einteilung dieser Erscheinungen vom soziologischen Gesichtspunkt aus ist: welche Formen der Vergesellschaftung stellen sich bei einer wandernden Gruppe im Unterschied gegen eine räumlich fixierte ein? und: welche Formen ergeben sich, wenn zwar nicht eine Gruppe als ganze, aber gewisse Elemente ihrer wandern, für die Gruppe selbst und für die wandernden Personen?«// ((''Georg Simmel'': //Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung//. Duncker & Humblot, Berlin 1908.   Kapitel IX: Der Raum und die räumlichen Ordnungen der Gesellschaft S.460-526))+
 ==== Exotik ==== ==== Exotik ====
-»Das Fremde, das Andere ist in aller Munde. ....«\\  +//»Das Fremde, das Andere ist in aller Munde. ....«// Einleitende Bemerkungen zum Beitrag von ''Christoph Doswald'': //Ethno, what Ethno? Künstlerische Praxis an der inneren Peripherie// Universes in Universe - Welten der Kunst (online-Nagazin seit Februar 1997) 
-Einleitende Bemerkungen zum Beitrag von Christoph Doswald: //Ethno, what Ethno? Künstlerische Praxis an der inneren Peripherie// Universes in Universe - Welten der Kunst (online-Nagazin seit Februar 1997)+  * ''Bauerkämper, Arnd''; ''Bödeker, Hans Erich''; ''Struck, Bernhard'' (Hg.)\\ //Die Welt erfahren. Reisen als kulturelle Begegnung von 1780 bis heute.//\\ 412 S. Frankfurt a.M. 2004: Campus. [[https://d-nb.info/969722095/04|Inhalt]] 
 ==== Nach innen reisen ==== ==== Nach innen reisen ====
-Die "Reise nach innen" sieht Saïd im nomadisierenden Migranten, im Traveller als einer Figur kritischer Gegenkultur ...." (437) So versteht er sein Buch als das Buch eines Exilanten, dessen Erfahrungen ihm den dezentrierenden, kontrapunktierenden Blick auf die Verflechtungen zwischen Imperialismus und Kultur vermitteln. +Die "Reise nach innen" sieht ''Saïd'' im nomadisierenden Migranten, im [[wiki:traveller|Traveller]] als einer Figur kritischer Gegenkultur ...." (437) So versteht er sein Buch als das Buch eines Exilanten, dessen Erfahrungen ihm den dezentrierenden, kontrapunktierenden Blick auf die Verflechtungen zwischen Imperialismus und Kultur vermitteln. 
-  Karlheinz Barck"Entkolonisierung des Geistes" als "Reise nach innen +''Karlheinz Barck''\\ //"Entkolonisierung des Geistes" als "Reise nach innen"//\\ Notizen nach der Lektüre von Edward W. Saïds Studie Kultur und Imperialismusin: Universes in Universe - Welten der Kunst (online-Nagazin seit Februar 1997)
-  Notizen nach der Lektüre von Edward W. Saïds Studie Kultur und Imperialismus +
-  in: Universes in Universe - Welten der Kunst (online-Nagazin seit Februar 1997)+
      
 ==== Experimentelles Reisen ==== ==== Experimentelles Reisen ====
-  Rachael Antony, Joël Henry +  * ''Rachael Antony''''Joël Henry''\\ //The Lonely Planet Guide Experimental Travel//\\ Lonely Planet Australien, 2005 276 Seiten 
-  The Lonely Planet Guide Experimental Travel +//»Die Welt ist nicht mehr das, was sie mal war.//« Globetrotter gibt es auch nicht mehr. Und überhaupt war früher alles viel früher. - Solche Einstellungen scheinen auch in der englischsprachigen Travellerszene verbreitet zu sein, denn wie sonst ließe sich die Existenz dieses Buches erklären? Wenn alle Meere befahren, alle Gipfel erklommen sind, wenn der Internetanschluß noch in der letzten Hütte zu finden ist, dann ist das [[wiki:abenteuer|Abenteuer]] aus der [[wiki:welt|Welt]]. Es gibt nicht Einzigartiges mehr, daß sich reisend erreichen und zuhause kommunizieren ließe.
-  Lely Planet Australien, 2005 +
-  Pappband 13,5x20 cm: 276 Seiten, zahlr. Textabb. +
-//»Die Welt ist nicht mehr das, was sie mal war.//« Globetrotter gibt es auch nicht mehr. Und überhaupt war früher alles viel früher. - Solche Einstellungen scheinen auch in der englischsprachigen Travellerszene verbreitet zu sein, denn wie sonst ließe sich die Existenz dieses Buches erklären? Wenn alle Meere befahren, alle Gipfel erklommen sind, wenn der Internetanschluß noch in der letzten Hütte zu finden ist, dann ist das Abenteuer aus der Welt. Es gibt nicht Einzigartiges mehr, daß sich reisend erreichen und zuhause kommunizieren ließe.+
  
-Dann ist die Zeit gekommen, experimentell zu reisen (das im Wortsinn über *per mit den Wörtern Ferne, Gefahr und Erfahrung verwandt ist). Kreative Globetrotter lassen sich was einfallen. Deren Ideen finden sich hier versammelt. Dieses Nachschlagewerk für jeden Globi, der schon alles gesehen hat ermöglicht den Zugang in völlig neue Welten des Reisens. 40 Reisemethoden werden vorgestellt; jedes der 40 Kapitel gibt dabei das Ziel an, nennt die Ausrüstung und beschreibt kurz die Methode, abschließend werden Erfahrungen berichtet. +Dann ist die [[wiki:zeit_musse|Zeit]] gekommen, experimentell zu reisen (das im Wortsinn über *per mit den Wörtern Ferne, Gefahr und Erfahrung verwandt ist). Kreative Globetrotter lassen sich was einfallen. Deren Ideen finden sich hier versammelt. Dieses Nachschlagewerk für jeden Globi, der schon alles gesehen hat ermöglicht den Zugang in völlig neue Welten des Reisens. 40 Reisemethoden werden vorgestellt; jedes der 40 Kapitel gibt dabei das Ziel an, nennt die [[wiki:ausruestung|Ausrüstung]] und beschreibt kurz die Methode, abschließend werden Erfahrungen berichtet. 
-Am Beispiel von »Rent a tourist« geht das so:+Am Beispiel von »Rent a [[wiki:tourist|tourist]]« geht das so:
   »Explore the working life of the city and learn about the locals by renting    »Explore the working life of the city and learn about the locals by renting 
   yourself out to help with daily chores.«   yourself out to help with daily chores.«
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 ===== Was ist »Reisen«? Theorie, Technik oder Kunst? ===== ===== Was ist »Reisen«? Theorie, Technik oder Kunst? =====
 ==== Reisen als Wissenschaft ==== ==== Reisen als Wissenschaft ====
-Die »Theorie des Tourismus« von Enzensberger wird viel zitiert und gilt als wesentlicher Ausgangspunkt für das wissenschaftlich basierte Nachdenken über das Reisen nach dem zweiten Weltkrieg. Enzensberger bezeichnet seine Ausführungen als »Theorie« - doch sind sie mehr Essay als systematisch strukturierter Theorieentwurf. Sie verengen die Sicht auf den Tourismus, also ein Phänomen der Massenebene und auf das [[wiki:motive_des_reisens|Motiv]] der Flucht. [[http://www.cord-pagenstecher.de/|Cord Pagenstecher]] hat das messerscharf analysiert ((''Cord Pagenstecher'': //Enzensbergers Tourismusessay von 1958 – ein Forschungsprogramm für 1998?// in: Tourismus Journal, 2. 1998, S. 533 – 552))+Die »Theorie des Tourismus« von Enzensberger wird viel zitiert und gilt als wesentlicher Ausgangspunkt für das wissenschaftlich basierte Nachdenken über das Reisen nach dem zweiten Weltkrieg. Enzensberger bezeichnet seine Ausführungen als »Theorie« - doch sind sie mehr Essay als systematisch strukturierter Theorieentwurf. Sie verengen die Sicht auf den Tourismus, also ein Phänomen der Massenebene und auf das [[wiki:motive_des_reisens|Motiv]] der [[wiki:flucht|Flucht]]. [[http://www.cord-pagenstecher.de/|Cord Pagenstecher]] hat das messerscharf analysiert ((''Cord Pagenstecher'': //Enzensbergers Tourismusessay von 1958 – ein Forschungsprogramm für 1998?// in: Tourismus Journal, 2. 1998, S. 533 – 552))
  
 ==== Reisen als Technik ==== ==== Reisen als Technik ====
-»Reisetechnik« dürfte sich im allgemeinen Verständnis auf das Materialangebot eines Ausrüsterladens beschränken sowie die verfügbaren Verkehrsmittel umfassen, letztlich also »technische Mittel« wie Materialien, Werkzeuge, Maschinen (Sachsysteme).+»Reisetechnik« dürfte sich im allgemeinen Verständnis auf das Materialangebot eines [[wiki:ausruester|Ausrüsterladens]] beschränken sowie die verfügbaren Verkehrsmittel umfassen, letztlich also »technische Mittel« wie Materialien, Werkzeuge, Maschinen (Sachsysteme).
  
-In einem erweiterten Verständnis umfaßt Technik aber auch die Kenntnis von Regeln: Wenn Du das so und so tust, kommst Du zu diesem Ergebnis. Das kennt jeder, der einmal versucht hat, handwerklich zu arbeiten. Ohne Know-How ist das sehr mühsam und wenig erfolgreich (technisches Wissen).+In einem erweiterten Verständnis umfaßt [[wiki:techne|Technik]] aber auch die Kenntnis von Regeln: Wenn Du das so und so tust, kommst Du zu diesem Ergebnis. Das kennt jeder, der einmal versucht hat, handwerklich zu arbeiten. Ohne Know-How ist das sehr mühsam und wenig erfolgreich ([[wiki:techne|technisches Wissen]]).
  
-Doch Reisetechnik meint mehr. Reisetechnik ist insofern technisches Handeln, als es geeignet ist, eine Ausgangssituation entsprechend einem Ziel in eine Endsituation zu überführen. Dabei ist der Handelnde Teil der Situation, verändert sich selbst dabei ebenso wie die Umgebung. Ein gezieltes technisches Handeln versucht immer, ein Ziel mit geringerem Aufwand zu erreichen als auf einem anderen Weg. Das umfaßt also eine Zielvorstellung, inneres und äußeres Probehandeln auf unterschiedlichen Wegen und antizipatorische Fähigkeiten sowie soziale Kooperation und Kommunikation. Wer spitzfindig ist, mag diese vorläufige Definition verbessern, als Hilfe empfehle ich das Werk von Günter Ropohl ((''Günter Ropohl'': //Eine Systemtheorie der Technik. Zur Grundlegung der Allgemeinen Technologie//. Hanser Verlag München 1979)).+Doch Reisetechnik meint mehr. Reisetechnik ist insofern [[wiki:techne|technisches Handeln]], als es geeignet ist, eine Ausgangssituation entsprechend einem Ziel in eine Endsituation zu überführen. Dabei ist der Handelnde Teil der Situation, verändert sich selbst dabei ebenso wie die Umgebung. Ein gezieltes technisches Handeln versucht immer, ein Ziel mit geringerem Aufwand zu erreichen als auf einem anderen Weg. Das umfaßt also eine Zielvorstellung, inneres und äußeres Probehandeln auf unterschiedlichen Wegen und antizipatorische Fähigkeiten sowie soziale Kooperation und Kommunikation. Wer spitzfindig ist, mag diese vorläufige Definition verbessern, als Hilfe empfehle ich das Werk von Günter Ropohl ((''Günter Ropohl'': //Eine Systemtheorie der Technik. Zur Grundlegung der Allgemeinen Technologie//. Hanser Verlag München 1979)).
  
 Darin enthalten sind Ansätze, die sich konstruktiv in der Diskussion über Reisen und Tourismus anwenden lassen, so etwa die Unterscheidung zwischen personalen Systemen, sozialen Mesosystemen und sozialen Makrosystemen. Nur soviel sei hier angedeutet: Darin enthalten sind Ansätze, die sich konstruktiv in der Diskussion über Reisen und Tourismus anwenden lassen, so etwa die Unterscheidung zwischen personalen Systemen, sozialen Mesosystemen und sozialen Makrosystemen. Nur soviel sei hier angedeutet:
  
-Ich verstehe »Reisen« als einen Begriff der personalen Ebene, wenn Individuen mit ihren Zielen und Möglichkeiten gemeint sind. Reisegruppen sind Teil der sozialen Mesosysteme.+Ich verstehe »Reisen« als einen [[wiki:begriff|Begriff]] der personalen Ebene, wenn Individuen mit ihren Zielen und Möglichkeiten gemeint sind. Reisegruppen sind Teil der sozialen Mesosysteme.
  
 »Tourismus« ist ein Phänomen der sozialen Makrosysteme und setzt damit Strukturen voraus, die sich erst langsam durch massenhafte Vorgänge auf den unteren Ebenen konstituieren kann. Ein einzelner Reisender ist insofern auch ein Tourist, als er die Strukturen des Makrosystems benutzt, also Flughäfen, Autoverleih, Versicherungen ... »Tourismus« ist ein Phänomen der sozialen Makrosysteme und setzt damit Strukturen voraus, die sich erst langsam durch massenhafte Vorgänge auf den unteren Ebenen konstituieren kann. Ein einzelner Reisender ist insofern auch ein Tourist, als er die Strukturen des Makrosystems benutzt, also Flughäfen, Autoverleih, Versicherungen ...
  
 Die Systemtheorie eignet sich meines Erachtens zur Analyse und Beschreibung des Reisens und des Tourismus, doch hat das noch niemand ernsthaft versucht. So bleibt mir nur, diesen Punkt als Programm aufzuzeigen, doch umsetzen läßt er sich an dieser Stelle nicht. Die Systemtheorie eignet sich meines Erachtens zur Analyse und Beschreibung des Reisens und des Tourismus, doch hat das noch niemand ernsthaft versucht. So bleibt mir nur, diesen Punkt als Programm aufzuzeigen, doch umsetzen läßt er sich an dieser Stelle nicht.
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 +==== Reisen als Haltung ====
 +Wer aufbricht, hat seine davorliegende Lebensphase auf die Reise hin ausgerichtet: Reisende handeln in dieser Phase zielgerichtet und fühlen sich frei, weil sie selbstbestimmt ihre Umgebung so formen, dass die Reise möglich wird.
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 +So weit so gut. Zur nachfolgenden Phase des Reisens zeigt sich dann aber der Widerspruch. Wer reist, lässt sich treiben und fügt sich der unbestimmten Umgebung an. Nun fühlt man sich frei, weil man sich in die Welt einfügt.
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 +Den Widerspruch hat vielleicht ''Hegel'' mitgemeint wenn er sagt, Selbstsein gäbe es nur im Anderssein ((Kap. Selbständigkeit und Unselbständigkeit des Selbstbewußtseins, in: Phänomenologie des Geistes, 1807)). Reisende lassen sich treiben, weil sie das Anderssein intensiver erfahren, wenn die Erfahrungen offen sind und nicht durchgeplant ((''E. Levinas'', //Die [[wiki:spur|Spur]] des Anderen//, München 3. Aufl. 1994, S. 215 f.)).
 +
 ==== Reisen als Kunst ==== ==== Reisen als Kunst ====
-Technik und Kunst haben gemeinsame Wurzeln, die »Handwerkskunst« ist beiden zu eigen ((''Lewis Mumford'': //Kunst und Technik//. Kohlhammer Stuttgart 1959\\    ''Herbert W. Franke'': //Kunst kontra Technik?// Fischer Frankfurt 1978))\\ Technik nutzt ein Minimum an Aufwand, um den gewünschten Zweck optimal zu erreichen. Ihr Mittel ist das Werkzeug, ihr allgemeinster Zweck die Nützlichkeit, ihr allgemeinstes Ziel die Macht über die Natur.\\ +Technik und Kunst haben gemeinsame Wurzeln, die »Handwerkskunst« ist beiden zu eigen ((''Lewis Mumford'': //Kunst und Technik//. Kohlhammer Stuttgart 1959\\ ''Herbert W. Franke'': //Kunst kontra Technik?// Fischer Frankfurt 1978))\\ Technik nutzt ein Minimum an Aufwand, um den gewünschten Zweck optimal zu erreichen. Ihr Mittel ist das Werkzeug, ihr allgemeinster Zweck die Nützlichkeit, ihr allgemeinstes Ziel die Macht über die Natur.\\ 
 Kunst nutzt ein Minimum an Aufwand, um ein Maximum an Sinn und Bedeutung auszudrücken. Ihr Mittel ist das Symbol, ihr allgemeinster Zweck ist das Gute, Schöne, Wahre, ihr allgemeinstes Ziel die Nähe zur Natur.\\  Kunst nutzt ein Minimum an Aufwand, um ein Maximum an Sinn und Bedeutung auszudrücken. Ihr Mittel ist das Symbol, ihr allgemeinster Zweck ist das Gute, Schöne, Wahre, ihr allgemeinstes Ziel die Nähe zur Natur.\\ 
 Frühere Kulturen unterschieden nicht zwischen Technik und Kunst: Was nützlich war, mußte auch schön sein. Diesen Zusammenhang zwischen Kunst, Reisetechnik und Sehnsucht sieht auch ''Herrmann Hesse'' (1877-1962) und sagt: Frühere Kulturen unterschieden nicht zwischen Technik und Kunst: Was nützlich war, mußte auch schön sein. Diesen Zusammenhang zwischen Kunst, Reisetechnik und Sehnsucht sieht auch ''Herrmann Hesse'' (1877-1962) und sagt:
   Das ist Reisekunst: im Weltenreihn mitzufliehn und    Das ist Reisekunst: im Weltenreihn mitzufliehn und 
-  nach geliebten Fernen auch im Rasten unterwegs zu sein. +  nach geliebten Fernen auch im Rasten unterwegs zu sein.  
-  +
  
 ==== Was bedeutet das nun fürs Reisen? ==== ==== Was bedeutet das nun fürs Reisen? ====
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   - Es gibt die Reise als Kunst, als einzigartigen Ausdruck einer ganz persönlichen Lebenssituation, nicht einmal wiederholbar von denselbem Reisenden.   - Es gibt die Reise als Kunst, als einzigartigen Ausdruck einer ganz persönlichen Lebenssituation, nicht einmal wiederholbar von denselbem Reisenden.
 Und zwischen diesen beiden Polen finden sich alle anderen Reisen: Und zwischen diesen beiden Polen finden sich alle anderen Reisen:
-  * das handwerklich solide Einzelstück ohne Anspruch auf künstlerischen Wert +  * das handwerklich solide Einzelstück ohne Anspruch auf künstlerischen Wert; 
-  * das kunsthandwerkliche Produkt, also die Vervielfältigung eines Prototyps mit ursprünglich künstlerischem Anspruch  +  * das kunsthandwerkliche Produkt, also die Vervielfältigung eines Prototyps mit ursprünglich künstlerischem Anspruch.
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 ===== Was ist »Reisen«? Eine begriffliche Betrachtung ===== ===== Was ist »Reisen«? Eine begriffliche Betrachtung =====
-Sich einen Begriff von etwas zu machen heißt: etwas be-greifen, also anfassen können. Der Vorstellung im Kopf wird ein Begriff zugeordnet, weil die Vorstellung so bedeutend ist, daß über sie mit anderen kommuniziert werden muß. Dafür muß ein Begriff her. Besonders anschaulich sind Begriffe, wenn sie einen Aspekt des neuen Sachverhalts betonen, indem sie einen bekannten Begriff für den neuen Sachverhalt benutzen.+Sich einen [[wiki:begriff|Begriff]] von etwas zu machen heißt: etwas be-greifen, also anfassen können. Der Vorstellung im Kopf wird ein Begriff zugeordnet, weil die Vorstellung so bedeutend ist, daß über sie mit anderen kommuniziert werden muß. Dafür muß ein Begriff her. Besonders anschaulich sind Begriffe, wenn sie einen Aspekt des neuen Sachverhalts betonen, indem sie einen bekannten Begriff für den neuen Sachverhalt benutzen.
  
-Für sieben altgermanische Sprachen (( Gotisch, Altwestnordisch, Altenglisch, Altfriesisch, Altsächsisch, Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch)) wurde das Synonymenfeld rund um »Fortbewegung« in der ältesten Sprachschicht gründlich untersucht ((''Winfried Breidbach'': //Reise - Fahrt - Gang. Nomina der Fortbewegung in den altgermanischen Sprachen.// Peter Lang 1994  (Diss. Köln)). Unter den gefundenen 21 Nomina erwiesen sich drei als zentral in allen Sprachen und besitzen damit die vermutlich ältesten Wurzeln:+Für sieben altgermanische Sprachen (( Gotisch, Altwestnordisch, Altenglisch, Altfriesisch, Altsächsisch, Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch)) wurde das Synonymenfeld rund um »[[wiki:unterwegs-sein|Fortbewegung]]« in der ältesten Sprachschicht gründlich untersucht ((''Winfried Breidbach'': //Reise - [[wiki:fahrt|Fahrt]] - Gang. [[wiki:unterwegs-sein|Nomina der Fortbewegung]] in den altgermanischen Sprachen.// Peter Lang 1994  Diss. Köln )). Unter den gefundenen 21 Nomina erwiesen sich drei als zentral in allen Sprachen und besitzen damit die vermutlich ältesten Wurzeln:
   * **ganga*** bezeichnete die Bewegung eines Lebewesens, also das Gehen.   * **ganga*** bezeichnete die Bewegung eines Lebewesens, also das Gehen.
   * **wega*** bezeichnete das Medium der Fortbewegung, also den Weg oder Pfad.   * **wega*** bezeichnete das Medium der Fortbewegung, also den Weg oder Pfad.
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 Während sich //Gang// (gehen) und //Weg// (bewegen) nahezu unverändert erhalten haben, findet sich //senþa// nur noch in Ableitungen wie »Sendung« oder »Gesandter« oder im englischen »sense«. Verdrängt wurde es durch »risan, Reisen«. Beide sind verbunden durch Absicht, Sinn, Ziel - jedoch zielt //reisan// im Unterschied zu //senþa// auf eine bestimmte Handlung, meist kämpferischer Art.\\  Während sich //Gang// (gehen) und //Weg// (bewegen) nahezu unverändert erhalten haben, findet sich //senþa// nur noch in Ableitungen wie »Sendung« oder »Gesandter« oder im englischen »sense«. Verdrängt wurde es durch »risan, Reisen«. Beide sind verbunden durch Absicht, Sinn, Ziel - jedoch zielt //reisan// im Unterschied zu //senþa// auf eine bestimmte Handlung, meist kämpferischer Art.\\ 
-Auffällig ist auch, dass im Mittelalter für den Begriff des »Abenteuers« ein Wort mit lateinischer Wurzel verwendet wurde. Das lässt darauf schließen, dass der Sinngehalt des [[wiki:abenteuer|Abenteuers]] weder in //senþa// noch in //reisan// enthalten war.+Auffällig ist auch, dass im [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]] für den Begriff des »Abenteuers« ein Wort mit lateinischer Wurzel verwendet wurde. Das lässt darauf schließen, dass der Sinngehalt des [[wiki:abenteuer|Abenteuers]] weder in //senþa// noch in //reisan// enthalten war.
  
 Im Französischen und Englischen werden Worte benutzt, die dem Lateinischen entlehnt sind. Im Gegensatz zur althochdeutschen Bedeutung verweisen sie eher auf die technischen Bedingungen des Reisens. Im Französischen und Englischen werden Worte benutzt, die dem Lateinischen entlehnt sind. Im Gegensatz zur althochdeutschen Bedeutung verweisen sie eher auf die technischen Bedingungen des Reisens.
-  * //Voyage// (E, F) ist aus dem lateinischen //viaticum// abgeleitet. Dieses bezeichnete das für den Reiseweg (via) notwendig Mitzunehmende. Im Französischen bezeichnet es ein Umherreisen ohne ein bestimmtes Reiseziel.+  * //Voyage// (E, F) ist aus dem lateinischen //[[wiki:viaticum|viaticum]]// abgeleitet. Dieses bezeichnete das für den Reiseweg (via) notwendig Mitzunehmende. Im Französischen bezeichnet es ein Umherreisen ohne ein bestimmtes Reiseziel.
   * //Journey// (E), //journée// (F) ist aus dem lateinischen //diurnum// abgeleitet. Dieses bezeichnete die Strecke, die man an einem Tag zurücklegen kann.   * //Journey// (E), //journée// (F) ist aus dem lateinischen //diurnum// abgeleitet. Dieses bezeichnete die Strecke, die man an einem Tag zurücklegen kann.
-  * //Travel// ist über das französische //travail// entweder aus dem lateinischen //trabiculare// abgeleitet oder überzeugender aus //tripalium//. Im Französischen bezeichnet es bis heute Mühe, Arbeit, Anstrengung.+  * //Travel// ist über das französische //[[wiki:Travail|travail]]// entweder aus dem lateinischen //trabiculare// abgeleitet oder überzeugender aus //tripalium//. Im Französischen bezeichnet es bis heute Mühe, Arbeit, Anstrengung.
  
 ===== Was ist »Reisen«? Eine analytische Betrachtung =====   ===== Was ist »Reisen«? Eine analytische Betrachtung ===== 
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   als auch der Weltkenntnis genommen werden, wo diese, auch ohne zu reisen, erworben werden kann.«   als auch der Weltkenntnis genommen werden, wo diese, auch ohne zu reisen, erworben werden kann.«
  
-Eine gewohnte Umgebung ist sicher, insofern die Zukunft klar scheint; denn Situationen und Verhalten scheinen vorhersagbar zu sein. Wer die Grenzen seiner Welt überschreitet, setzt sich dem Unbekannten aus. Das Unbekannte erzeugt Angst.+Eine gewohnte Umgebung ist sicher, insofern die Zukunft klar scheint; denn Situationen und Verhalten scheinen vorhersagbar zu sein. Wer die Grenzen seiner Welt überschreitet, setzt sich dem Unbekannten aus. Das Unbekannte erzeugt [[wiki:angst|Angst]].
  
 Erfahrungen stimmen nicht mehr, eingefahrene Verhaltensweisen müssen überprüft werden. Das Weltverständnis ist wie ein Muster auf einem enganliegenden, elastischen Trikot. Harmonisch, solange das Trikot paßt. Doch dort, wo es belastet, gezogen, gezerrt wird, verzerrt sich das Muster.    Erfahrungen stimmen nicht mehr, eingefahrene Verhaltensweisen müssen überprüft werden. Das Weltverständnis ist wie ein Muster auf einem enganliegenden, elastischen Trikot. Harmonisch, solange das Trikot paßt. Doch dort, wo es belastet, gezogen, gezerrt wird, verzerrt sich das Muster.  
  
-Nicht jede Bewegung in Raum und Zeit möchte ich als »Reisen« bezeichnen. Es gibt verschiedene Erscheinungsformen, z.B.: Urlauber, Pilger, Diplomaten ... Wie läßt sich diese Vielfalt ordnen?+Nicht jede Bewegung in Raum und Zeit möchte ich als »Reisen« bezeichnen. Es gibt verschiedene Erscheinungsformen, z.B.: Urlauber, [[wiki:pilger|Pilger]], Diplomaten ... Wie läßt sich diese Vielfalt ordnen?
  
 Die Verfügbarkeit über Raum und Zeit ist eine Meßgröße; die relative Verfügbarkeit ließe sich angeben als Verhältnis von Fremdbestimmung zu Selbstbestimmung: Die Verfügbarkeit über Raum und Zeit ist eine Meßgröße; die relative Verfügbarkeit ließe sich angeben als Verhältnis von Fremdbestimmung zu Selbstbestimmung:
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   * ist gering, wenn das menschliche Handeln unter Zwang und Druck erfolgt, also weitgehend fremdbestimmt ist;   * ist gering, wenn das menschliche Handeln unter Zwang und Druck erfolgt, also weitgehend fremdbestimmt ist;
   * ist mittel, wenn sein Handeln zweckbestimmt ist, also einem Ausgleich zwischen persönlichem Wollen und äußeren Bedingungen darstellt - es bestehen Wahlmöglichkeiten   * ist mittel, wenn sein Handeln zweckbestimmt ist, also einem Ausgleich zwischen persönlichem Wollen und äußeren Bedingungen darstellt - es bestehen Wahlmöglichkeiten
-  * ist hoch, wenn sein Handeln nur vom Individuum selbst bestimmt wir+  * ist hoch, wenn sein Handeln nur vom [[wiki:einzelne|Einzelnen]] selbst bestimmt wird.
      
 Die Verfügbarkeit über den Raum  Die Verfügbarkeit über den Raum
-  * ist gering, wenn das menschliche Handeln im öffentlichen und vertrauten Raum der Gesellschaft stattfindet, also dort, wo Regeln und Normen ebenso bekannt sind wie Sanktionen und Toleranzen;+  * ist gering, wenn das menschliche Handeln im öffentlichen und vertrauten Raum der Gesellschaft stattfindet, also dort, wo Regeln und [[wiki:gesetz|Normen]] ebenso bekannt sind wie Sanktionen und Toleranzen;
   * ist mittel, wenn sein Handeln im ungewohnten, aber noch bekannten Raum stattfindet   * ist mittel, wenn sein Handeln im ungewohnten, aber noch bekannten Raum stattfindet
   * ist hoch, wenn sein Handeln im unbekannten Raum stattfindet: alles scheint möglich zu sein     * ist hoch, wenn sein Handeln im unbekannten Raum stattfindet: alles scheint möglich zu sein 
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 ===== Was ist »Reisen«? Eine Abgrenzung ===== ===== Was ist »Reisen«? Eine Abgrenzung =====
 ==== Terror des Tourismus ==== ==== Terror des Tourismus ====
-»Der Tourist ist eine seltsame Erscheinung. ... Er will wissen, was ihn erwartet, und seine Freude besteht darin, vorzufinden, was er weiß.«   ((''Thierry Paquot'': //Ferien von der Fremde. Der sanfte Terror des Tourismus//. In: //Le Monde diplomatique// Nr. 6495 13.07.2001)) Hier wird erfreulich genau unterschieden zwischen Tourist und Reisender, zwischen Reisen und Urlaub. Besonders freut mich , daß es hier jemand wagt, vom Reisen als Flanieren, von der "Feinschmeckerei des Auges" zu reden, vom langsamen Genußreisen!+»Der Tourist ist eine seltsame Erscheinung. ... Er will wissen, was ihn erwartet, und seine Freude besteht darin, vorzufinden, was er weiß.« ((''Thierry Paquot'': //Ferien von der Fremde. Der sanfte Terror des Tourismus//. In: //Le Monde diplomatique// Nr. 6495 13.07.2001)) Hier wird erfreulich genau unterschieden zwischen Tourist und Reisender, zwischen Reisen und Urlaub. Besonders freut mich , daß es hier jemand wagt, vom Reisen als [[wiki:flaneur|Flanieren]], von der "Feinschmeckerei des Auges" zu reden, vom langsamen Genußreisen!
 »Der sanfte Terror des Tourismus« mit Bezug auf ''Enzensberger'' und ''Jean Chesneaux'' ist das Thema von THIERRY PAQUOT, Philosoph und Professor am //Institut d'Urbanisme de Paris// sowie Herausgeber der Zeitschrift "Urbanisme". »Der sanfte Terror des Tourismus« mit Bezug auf ''Enzensberger'' und ''Jean Chesneaux'' ist das Thema von THIERRY PAQUOT, Philosoph und Professor am //Institut d'Urbanisme de Paris// sowie Herausgeber der Zeitschrift "Urbanisme".
  
-Zieht es Menschen aus wirtschaftlich benachteiligten Regionen in wirtschaftlich bevorzugte Regionen, nennt man es //Migration//; im gegenteiligen Fall heißt es //Tourismus//. Kommen jedoch Touristen aus ehemals wirtschaftlich benachteiligten Regionen in europäische Tourismusdestinationen, wird es zum //[[wiki:overtourism|Overtourism]]//: chnienesische Touristen auf dem Markusplatz, russische Touristen in Zürich.+Zieht es Menschen aus wirtschaftlich benachteiligten Regionen in wirtschaftlich bevorzugte Regionen, nennt man es //Migration//; im gegenteiligen Fall heißt es //Tourismus//. Kommen jedoch Touristen aus ehemals wirtschaftlich benachteiligten Regionen in europäische Tourismusdestinationen, wird es zum  //[[wiki:overtourism|Overtourism]]//: chinesische Touristen auf dem Markusplatz, russische Touristen in Zürich. 
 ==== Einstellungen des Reisenden ==== ==== Einstellungen des Reisenden ====
-Bei Reisewilligen, die weder aus Zwang (Flucht), Druck (Berufsreisen) oder Konformitätsbedürfnis (Touristen) unterwegs sind, finden sich die spezifischen Merkmale von Reisenden in Reinform. Die ziehende Kraft der Sehnsucht überwindet die Beharrungskräfte und ist spätestens beim Aufbruch unvereinbar etwa mit +Bei Reisewilligen, die weder aus Zwang ([[wiki:flucht|Flucht]]), Druck (Berufsreisen) oder Konformitätsbedürfnis (Touristen) unterwegs sind, finden sich die spezifischen Merkmale von Reisenden in Reinform. Die ziehende Kraft der [[wiki:sehnsucht|Sehnsucht]] überwindet die Beharrungskräfte und ist spätestens beim [[wiki:aufbruch|Aufbruch]] unvereinbar etwa mit 
-  * der Bereitschaft, sich täuschen zu lassen, einer Eigenschaft der Masse (»Die Welt will betrogen werden«), die sich in Religion, Werbung, Politik findet als Aberglaube, Autosuggestion, Ideologie, Propaganda usw. +  * der Bereitschaft, sich täuschen zu lassen, einer Eigenschaft der Masse (schöne [[wiki:illusionen|Illusionen]]: »Die Welt will betrogen werden«), die sich in Religion, Werbung, Politik findet als Aberglaube, Autosuggestion, Ideologie, Propaganda usw. 
-  * der grundsätzlichen Ablehnung des Fremden als Feind+  * der grundsätzlichen Ablehnung des [[wiki:der_fremde|Fremden]] als Feind
   * der normierenden Pflicht von Ideologien   * der normierenden Pflicht von Ideologien
   * der Unterwerfung unter einen allgemein festgelegten Perspektivismus   * der Unterwerfung unter einen allgemein festgelegten Perspektivismus
   * einer geschlossenen Gesellschaft   * einer geschlossenen Gesellschaft
   * dem Anerkennen eines allein seligmachenden »richtigen« Bewusstseins   * dem Anerkennen eines allein seligmachenden »richtigen« Bewusstseins
-  * dem Verbot der freien Rede im Sinne der Parrhesia ((laut ''Michel Foucault'': »Offenheit statt Überzeugungskraft, Wahrheit statt Lüge oder Schweigen, das Risiko des Todes statt Lebensqualität und Sicherheit, Kritik anstelle von Schmeichelei, sowie moralische Pflicht anstelle von Eigeninteresse und moralischer Apathie« [//Discourse and Truth: The Problematization of Parrhesia//. six lectures given by ''Michel Foucault'' at Berkeley, Oct-Nov 1983] )) +  * dem Verbot der freien Rede im Sinne der Parrhesia ((laut ''Michel Foucault'': »[[wiki:offenheit|Offenheit]] statt Überzeugungskraft, [[wiki:wahrnehmung|Wahrheit]] statt Lüge oder Schweigen, das [[wiki:risiko|Risiko]] des Todes statt Lebensqualität und [[wiki:sicherheit|Sicherheit]], Kritik anstelle von Schmeichelei, sowie moralische Pflicht anstelle von [[wiki:einzelne|Eigeninteresse]] und moralischer Apathie« [//Discourse and Truth: The Problematization of Parrhesia//. six lectures given by ''Michel Foucault'' at Berkeley, Oct-Nov 1983] )). Reisen im Sinne von Kontakt mit anderen Kulturen durch Auslandsaufenthalte steigert nachhaltig die Kreativität der meisten Menschen, wie eine Metastudie 2023 ergab ((''Haase, J.'', ''Hanel, S. H. S.'', ''Gronau, N.''\\ //Creativity enhancement methods for adults: A meta-analysis.//\\ Psychology of Aesthetics, Creativity, and the Arts. 2023 Advance online publication. [[https://doi.org/10.1037/aca0000557|DOI]]. Dazu wurden 84 internationale Studien zwischen 2000 und 2021, vor allem mit psychologischem Design, analysiert.)) 
-Damit wäre der Reisende ein //Zyniker// im Sinne ''Sloterdijks'' ((''Peter Sloterdijk'': //35 Jahre nach der «Kritik der zynischen Vernunft»: Peter Sloterdijk seziert das zynische Bewusstsein zu Beginn des 21. Jahrhunderts//, in: NZZ 29.12.2018)) als //»Absage der Lüge an die Konvention, sich idealistisch zu bedecken«. Anderen Zynikern gleich, beanspruchen Reisende das Recht auf Ausnahmen für sich.// +Damit wäre der Reisende ein //Zyniker// im Sinne ''Sloterdijks'' ((''Peter Sloterdijk'': //35 Jahre nach der «Kritik der zynischen Vernunft»: Peter Sloterdijk seziert das zynische Bewusstsein zu Beginn des 21. Jahrhunderts//, in: NZZ 29.12.2018)) als //»Absage der Lüge an die Konvention, sich idealistisch zu bedecken«.// Anderen Zynikern gleich, beanspruchen Reisende das Recht auf Ausnahmen für sich.
  
-In der Umkehrung findet sich diese Beschreibung bestätigt: Individuelles Reisen oder gar der Abenteuergedanke sind in geschlossenen Gesellschaften (DDR, UdSSR) nicht legitimiert ((''Michael Nerlich'': //Kritik der Abenteuer-Ideologie. Beitrag zur Erforschung der bürgerlichen Bewußtseinsbildung 1100-1750// 563 S., Bd. 1 + 2 Akademie, Berlin Ost 1977)). Auch in Zeiten des Krieges ist solches Reisen * [[wiki:flucht|Reisen in Zeiten der Not und Gefahr]] nahezu unmöglich und bricht sich erst danach wieder Bahn, siehe * [[wiki:reisen_nach_dem_zweiten_weltkrieg|Reisen nach dem 2. Weltkrieg]].+In der Umkehrung findet sich diese Beschreibung bestätigt: [[wiki:individualtourist|Individuelles Reisen]] oder gar der [[wiki:abenteuer|Abenteuer]]gedanke sind in geschlossenen Gesellschaften (DDR, UdSSR) nicht legitimiert ((''Michael Nerlich'': //Kritik der Abenteuer-Ideologie. Beitrag zur Erforschung der bürgerlichen Bewußtseinsbildung 1100-1750// 563 S., Bd. 1 + 2 Akademie, Berlin Ost 1977)). Auch in Zeiten des Krieges ist solches Reisen * [[wiki:flucht|Reisen in Zeiten der Not und Gefahr]] nahezu unmöglich und bricht sich erst danach wieder Bahn, siehe * [[wiki:reisen_nach_dem_zweiten_weltkrieg|Reisen nach dem 2. Weltkrieg]].
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 * [[wiki:on_the_road|On the road]]\\  * [[wiki:on_the_road|On the road]]\\ 
 * [[wiki:unterwegs-sein|Unterwegs-Sein]]\\  * [[wiki:unterwegs-sein|Unterwegs-Sein]]\\ 
-* [[wiki:liste_der_listen|Literaturlisten]]\\ +* [[wiki:liste_aller_listen|Literaturlisten]]\\ 
 * [[wiki:fachliteratur|Fachliteratur]]\\  * [[wiki:fachliteratur|Fachliteratur]]\\ 
 * [[wiki:konditionen_des_reisens|Konditionen des Reisens]]\\  * [[wiki:konditionen_des_reisens|Konditionen des Reisens]]\\ 
wiki/reisen.1574520409.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/12/07 15:17 (Externe Bearbeitung)

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