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wiki:reisegepaeck

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Reisegepäck

»Gepäck?« antwortete er. »Habe keins.«
»Wirklich keins?«
»Yes. Bin früher so dumm gewesen, 
mich mit einer Menge von Sachen zu schleppen,
und habe mich trotzdem 
für einen tüchtigen Globetrotter gehalten.
Habe aber von dir gesehen, wie man es machen muß.
Mache es nun ebenso:
Anzug auf dem Leibe, Mantel, Waffen, Geld, weiter nichts.«
Karl May, Im Reiche des silbernen Löwen III

Das Geheimnis der Beweglichkeit ist es, frei zu sein von jeglicher Last. Dem entgegen stehen das Bedürfnis nach Sicherheit und der Wunsch nach etwas Bequemlichkeit. Was man dafür glaubt zu brauchen, muss ins Gepäck passen. Bereits alte Reisesprichwörter verweisen auf das Gepäck als Last und Lust als Sack und Pack: »Der reist frey in alle landt, der nichts im beutel, nichts in der handt.«, aber auch: »Eines Reisenden schwerste Bürde ist ein leerer Beutel.« Ohne ein Lasttier und ohne Fahrzeug bleibt für die Last nur der eigene Rücken. Das ist uns angeboren, denn ohne aufrechten Gang (mit dem Stab als Stütze) kann der Mensch nicht tragen (mit dem Beutel als Last) und so war der *Homo sapiens seit je auch ein Homo portans, der auch seine Tragetechniken ständig optimierte und anpasste. Die ursprünglichsten Behälter waren Körbe 1) und Netze, die auf dem Kopf oder mit Bändern getragen wurden. Kombinationen aus Beutel, Sack, Stab und Rad erweiterten die Tragemöglichkeiten.

  • Pichler, Sandra
    Mit Sack und Pack, mit Kind und Kegel: Wildbeutergesellschaften früher und heute.
    S. 61-64. in: Brigitte Röder, Sabine Bolliger-Schreyer, Stefan Schreyer (Hg.): Archäologie in der Schweiz. Lebensweisen in der Steinzeit. Baden 2017: Hier und jetzt

Das Reisegepäck im Rückblick

Vor mehr als 5.000 Jahren

Der Mann vom Hauslabjoch, bekannt als »Ötzi«, konserviert als eine rund 5.300 Jahre alte »Gletschermumie« aus dem Ötztal in den Alpen, war gut mit Tragevorrichtungen durchdacht ausgestattet und unterwegs mit

  • einer Rückentrage2)
    Diese bestand aus einem rund zwei Meter langen gebogenen Haselnussstab als Rahmen, daran drei Lärchenholzbrettchen, geschnürt mit Lindenbast und vermutlich mit einem Tragesack aus Fell (nicht erhalten).
  • einer Gürteltasche
    u.a. mit Feuerstein und Zunder, wie man sie bis heute noch im Himalaya sehen kann;
  • zwei Dosen aus Birkenrinde
    davon eine für den Transport von Glut; solche Behälter wurden in ganz Eurasien und im nördlichen Amerika hergestellt, auch noch heute;
  • einem Proviantbeutel oder Waidsack für kleine Jagdbeute;
  • Bogen, Pfeile und Köcher aus Leder;
  • ein Feuersteinmesser mit Griff, mit Bastzwirn gebunden, in einer Scheide;
  • ein geschäftetes Kupferbeil.

Dies sind die ältesten bekannten und erhaltenen aus einer langen Liste von Reisegepäckarten; offensichtlich fehlen jedoch ein Wanderstab und ein Wasserbeutel.

Vor rund 3.000 Jahren

Für die ältesten Formen von Wandermönchen, der indischen (Dandin), sind die Vorschriften der Veden, der Jain und der Buddhisten überliefert. Sie alle haben ihre eigenen Regeln für Ausrüstung. Zwar sind alle Vorschriften mehr oder weniger minimalistisch 3), dennoch zeigt sich eine Bandbreite zwischen Besitzlosigkeit und Armut, zwischen dem Leben in der Wildnis, der Waldeinsamkeit oder am Rande der Gesellschaft, eine Gratwanderung zwischen notwendigem Bedürfnis und überflüssiger Begierde.

Veda
Schüler
Brahman.
Bettel-Asket
Jain
Novize
Jain
Mönch
Buddh.
Mönch
Yâyâvaras
Samnyasin
dandamānava
dandagrahana
& antevāsi
seha pravrajita upasampadā
supravrajita
Gelübde Besitzlosigkeit Besitzlosigkeit Armut
Wanderstab Kopfhoch 1-2 Stäbe [vi]dandaga Wanderstab khakkhara
hikkala
Kleidung Gewand
Antilopenfell
Gürtel aus Gras
Lendenschurz 3 Teile 1 Teil
aus Lumpen
3 Teile
aus Lumpen
ein Gürtel
Ernährung Almosenschale Almosenschale Almosentopf
mit Tuch
Almosentopf Almosenschale
pindapäta
Trinken Wassertopf
mit Filtertuch
Filtertuch
Werkzeug Tragestange
Sichel Kuthahari
keine Schuhe
kein Sonnenschirm
Seil
kein Feuer
Besen Messer, Nadel
Sonnenschirm
Zahnholz
Anzahl gesamt 12-14 8
  • Der Stock der Veda-Schüler sollte kopfhoch sein und aus bestimmten Holzarten bestehen.
    Der Stab des Brahmana sollte aus Palasa-Holz bestehen.
    Der Stab des Snataka besteht aus Bambus.
    Der buddhistische khakkhara ist lang und untermalt mit seinen metallenen Ringen klingend jeden Schritt, damit wilde Tiere und Dämonen vertreibend.
  • Die Kleidung der Veda-Schüler und der buddhistischen Mönche durfte nur aus Leinen, Baumwolle, Seide, Wolle, Hanf bestehen.
  • Die Tragestange vivadha war ein Bambusrohr mit Schnüren zum Befestigen der Lasten.
  • Die Almosenschale der Veda-Schüler musste aus Ton, Bambus, Holz oder Flaschenkürbis bestehen.

Vor rund 2.000 Jahren

Die griechischen Kyniker folgten ihrem Vorbild Diogenes von Sinope (um 413 - um 323 v. Chr.) mit einem vergleichbaren Ansatz, der bactropērīta; das Gepäck dieser Wanderphilosophen umfasste:

  • Einen doppelten Mantel aus grober Wolle, den tribôn, wörtlich `Reiber´, lateinisch pallium.
  • Einen einfachen, knotigen Wanderstab ξυλο-φορέω `Holz tragen´.
  • Eine Umhängetasche pera enthielt Becher, Schale, Brot, ein Ölfläschchen Olpe und ein Messer.
  • Eine (Pilger-)Flasche« kṓthōn, einen Trinkbeutel oder -schlauch.
  • Sandalen durften, mussten aber nicht sein.

Um 190 BC nannte Jesus Sirach in einer Art praktisch-philosophischem Lehrbuch 4) den wesentlichen Bedarf für das Leben der Menschen:

  • Wasser, Feuer, Eisen, Salz, Mehl, Honig, Milch, Wein, Öl und Kleidung.

Die römischen Soldaten und Legionäre trugen deutlich mehr Gepäck (sarcina) 5). Rund 20 Kilogramm hingen am Querholz einer gabelförmigen Tragestange (furca) aus Eschenholz; hinzu kamen Kleidung und Waffen. Als Gepäckstücke dienten:

  • Mantelsack (mantica)
  • Proviantnetz (reticulum)
  • Ledertasche (loculus, pera) für Kleinteile
  • Feldflasche (ampulla)
  • Fellrolle
  • Koch- und Essgeschirr
    • Stolle, Franz
      Der römische Legionar und sein Gepäck (Mulus Marianus).
      Eine Abhandlung über den Mundvorrat, die Gepäcklast und den Tornister des römischen Legionars und im Anhang Erklärung der Apokalypse 6,6.
      67 S. Strasbourg 1914: Trübner.

Die wichtigsten Dinge für eine Reise werden unter anderem im Neuen Testament (Lukas 10, 1-12) wiederholt genannt. Diese Ausstattung war bewusst spartanisch, damit die Jünger per pedes apostolorum lernen sollten, auf Gott und damit auf Almosen zu vertrauen, sie durften mitführen:

  • den Geldbeutel (gr. ballantoin) mit Geld (argyrion)
  • die Vorratstasche (gr., lat. pera)
  • die Sandalen (gr. hypodemata) 6)
  • den Wanderstab (gr. rhabdos) 7)
  • aber kein zweites Hemd (!)

Reisegepäck in der Antike und im Mittelalter

In den Texten antiker Autoren haben sich vielfältige griechische und lateinische Begriffe für Gepäckformen erhalten 8), beispielsweise:

Was die einen von den anderen unterschied, ist oft unsicher. Das wird nicht nur von Form, Machart oder Trageart abhängen, sondern wird sich regional oder zeitlich gewandelt haben, musste auch dem Klima und den Jahreszeiten angepasst werden. Manches wurde jedoch durch das Mittelalter hindurch von Händlern, Wandermönchen und Scholaren praktisch genutzt und vom »Beutler« (Drumenarius, Marsupifex) hergestellt 9) und damit sprachlich über das Kirchenlateinische bis in die Neuzeit überliefert.

Reisegepäck im nördlichen Europa zur Zeit der Antike

Die charakteristische Reisekleidung der Kelten und Gallier wird in Abbildungen durch einen Umhang (keltisch sagum) mit einer Kapuze (keltisch cucullus, cuculla) dargestellt. Dieselbe Kleidung trägt der Genius cucullatus, ein Schutzgeist; im Griechischen entspricht ihm der Telesphorus 10). Ein Zusammenhang mit der „Barden-Kapuze“ bardocucullus wäre denkbar.

  • Bulle, Heinrich
    Keltische Brautfahrt, etruskische Hadesfahrt und der genius cucullatus.
    Wiener Jahreshefte 35 (1943) [138] - 156
  • Zerres, Jutta
    Kapuzenmäntel in Italien und den Nordwestprovinzen des Römischen Reiches.
    Gebrauch – Bedeutung – Habitus.

    149 S. Kerpen-Loogh 2017: Verlag Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF)

Das Reisegepäck der Pilger im Mittelalter

Wie bei jedem anderen Reisenden mussten Kleidung und Ausrüstung praktisch und nützlich sein 11). Darüber hinaus entwickelte sich eine Art Bildsprache (Ikonographie) 12), damit beispielsweise Pilger oder Vaganten anders wahrgenommen wurden als wandernde Handwerksburschen, Fahrende Händler, Bettler, Aussätzige.

  • Pilgerhut mit breiter Krempe
  • Pilgerumhang (frz. pelerine), also kein Mantel
  • Untergewand
  • Sandalen, Schuhe oder Stiefel 13)
  • Pilgerbörse für Münzen, Wertsachen und Pilgerpass
  • Pilgertasche (lat. pera)
  • Pilgerflasche, ein Lederbeutel oder eine Kürbisflasche
  • Rosenkranz
  • Beutelbuch für begüterte und gebildete Pilger 15)
  • Rund 1.600 Pilgerzeichen der Pilgerziele für Hut, Kleidung oder Tasche 16)
    • Kreuz als Zeichen für das Pilgerziel Jerusalem
    • Muschel als Zeichen für das Pilgerziel Santiago de Compostela
    • Schlüssel und Schwert oder Veronikatuch als Zeichen für das Pilgerziel Rom
    • Madonnen als Zeichen für das Pilgerziel Walsingham

Das Reisegepäck der Seefahrenden ab dem Mittelalter

  • Ellmers, Detlev
    Mit Seekiste und Bettzeug an Bord.
    Das Reisegepäck der Seefahrenden vom Mittelalter bis zum frühen 20. Jahrhundert.

    Hansische Geschichtsblätter 127 (2009): 1-53.
    • Seekiste, Schiffskiste, holl. Scheeps-kist, dän. Söe-Kiste, engl. Sea-chest, Sailor’s chest; huðfat `Bettzeug´

Das Reisegepäck in der Neuzeit

Es fällt auf, dass Habersack und Knapsack (in geringerem Maße auch Schnappsack) ab Mitte des 17. Jahrhunderts in anderen europäischen Sprachen auftauchen. Da liegt es nahe einen Zusammenhang mit den Landsknechten des Dreißigjährigen Krieges herzustellen, die diese Begriffe in angrenzende Länder mitgenommen haben. Habersack und Knapsack haben sich im englischen Sprachgebrauch beim Militär der USA und in Großbritannien bis heute gehalten.

Im 19. Jahrhundert entstand der Alpinismus als Massenbewegung, es entstand der Tourismus und es entstanden die bürgerlichen und proletarischen Wandervereine. Insbesondere durch Wanderer und Bergsteiger nahm der Bedarf an praktischen Gepäckstücken in der Freizeit enorm zu und wurde von anderen Gruppen übernommen: der Ranzen vom Fahrenden Volk, der Tornister von der Infanterie, der Rucksack von den Bergbewohner im Erzgebirge und in den Alpen, das Felleisen aus dem Französischen. Im 20. Jahrhundert blieb davon alleine der Rucksack populär, während im aufkommenden automobilen Verkehr der tragbare Koffer alle Konkurrenten verdrängte und der Rollkoffer erst im Flugtourismus erfolgreich wurde.

seit bis Begriff Herkunft Reichweite soz. Reichweite ling.
a 14. Jh. 1820 Wadsack gotisch > ahd. Oberschichtgerman.
a 14. Jh. 1900 Felleisen lat. > ital. > franz. roman. german. slaw.
a 14. Jh. Habersack Mittelhochdeutsch german.
ab 1551 heute Rucksack deutsch Bergbewohnergerman. slaw. roman.
b 1510 heute Ranzen Rotwelsch Fahrendegerman. slaw.
b 1517 1650 Knappsack (ost-)niederdeutsch Händler german.
b 1534 heute Tornister mittelgriech. > tschechisch Reiter, Militärslaw. german.
b 1650 heute Knapsack Militärjargon german.
b 1880 heute Berliner deutsch Handwerker (Walz) deutsch
1990 bug-out-bag engl.
1980 Survivalkit engl.
2017 Everyday Carry EDC engl.

Für einige Begriffe (b) lassen sich Erstbelege im Schriftdeutschen finden.
Andere (a) sind als bürgerliche Familiennamen greifbar und damit deutlich vor 1500 entstanden, vermutlich als Berufsbezeichnung wandernder Handwerksburschen. Die Beutelmacher bildeten eine eigene Handwerkerzunft 17), mancherorts gemeinsam mit den Riemenschneidern 18), doch überall im deutschen Sprachraum bildeten sich Familiennamen für die Hersteller von Taschen (Deschner, Teschner), Beuteln (Beutler, Schwedler, Schweidler), Äser (Neser, Näser), Säcken (Seckler), Ruckdäschel u.a. 19) Daten nach Geogen (geographische Genealogie) von Christoph Stoepel manchmal regional gehäuft:

Familienname Anzahl Cluster Beispiel
Ruckde(ä)schel 580 zw Erzgebirge und Bamberg
De(ä)schner 550 zw Bamberg und Rastatt
Habersack 121 zw Fulda und Bamberg Johan Haversac
Hamburg 1272;
Thilo Haversack
Braunschweig 1306 20);
Coneken Haversackes
Neuhaldensleben 1330 21);
Henslinus Hawersak
1413 in Saaz/Bohemia 22)
Tuchmachermeister
Felleisen 66 Karlsruhe-Neckar-Odenwald
Wadsack, Watsack 60
18
Kassel-Mansfeld-Minden
Peine-Hildeheim-Braunschweig

Reisegepäck vor rund 100 Jahren

Als Jules Verne 1873 den Phileas Fogg auf die Reise in 80 Tagen um die Erde schickt, weist dieser seinen Diener Passepartout an:
»Keine Koffer. Nur eines Reisesackes bedarf's, mit zwei wollenen Hemden darin, und drei Paar Strümpfen; ebensoviel für Sie. Weiteres kaufen wir unterwegs. Holen Sie meinen Makintosh 23) und meine Reisedecke, und nehmen Sie gute Fußbekleidung. Uebrigens gehen wir wenig oder nicht zu Fuße. Jetzt, rasch!« 24).
Das erschwingliche Reisen in öffentlichen Verkehrsmitteln verdrängte im 19. Jahrhundert den Schrankkoffer (engl. trunk) der Begüterten, die über Kutschen und Träger verfügten. Das Bündel der Fussreisenden war jedoch auch keine Alternative. Dinge für unterwegs mussten also kleiner werden, faltbar oder klappbar, damit sie in den einfachen Koffer (engl. humble suitcase) passten 25).

Eine *Liste der klassischen ReiseAusrüstung des Fahrenden Volkes umfasst:

  • Kluft
    Kleidung aus Cord, Wolle, Leder für Hemd, Jacke (»Lodenjoppe«), Hose, Hut
  • Regenschutz
    schulteraufliegend wie: Poncho, Pelerine, (Loden-)Kotzen
  • Schuhwerk
    »Trittlinge«: Wanderschuhe mit genagelter Sohle oder Stiefel
    Gamaschen, Hirschtalg, Fußlappen
  • Gürtelgehänge für
    Beutel, Essutensilien, Messer, Werkzeug 26)
  • Reisegepäck
    Felleisen, Proviantbeutel, Wasserflasche
  • Stock als Wanderstab, Stütze und Waffe
    Knotenstock, Stenz, Knobkierie
  • O'Brien, Alden Swift Tullis
    Don't leave home without it: travel clothing in America, 1850-1939.
    Diss. 126 S. M.A. Fashion Institute of Technology. Program in Museum Studies 1989
  • Ledoux, Kate Reed
    Ocean Notes and Foreign Travel for Ladies.
    New York: Cook, Son, and Jenkins, 1878.
  • Luce, Robert
    Going Abroad? Some Advice.
    Boston: Clipping Bureau Press, 1897

Kriterien zur Auswahl

Die Kataloge mit Reise-Ausrüstung umfassen mehrere hundert Seiten; Ausrüsterläden präsentieren Materialien auf mehreren tausend Quadratmetern. Doch wer sein Reisegepäck unter erschwerten Bedingungen tragen muss, benötigt keinen *Ballast. Von Bergführern bekommt man zu hören: »Unter schwersten Umständen muss Dein Rucksack leer sein, weil Du alles im Einsatz hast.«

Ein Rucksack sollte nicht mehr wiegen als etwa ein Viertel des eigenen Körpergewichts - das ist schon schwer. Mehr zu tragen erfordert langes Training und eine gute Rucksackqualität. Radfahrer und Motorradfahrer müssen sich ebenso einschränken. Wer jedoch mit einem *Fahrzeug reist, neigt schnell zum *Immermehrismus.

Muss: Trinken, Essen (Proviant), Schlafen, Wärme und Gesundheit müssen als Grundbedürfnisse garantiert sein. In Städten und auf dem Dorf gelingt das meist mit Geld, Dokumenten und Informationen. Outdoor & Offroad wird es schwieriger - man muss alles mitnehmen. Autarkie für bestimmte Zeiträume und klimatische Besonderheiten muss geplant werden. Zudem werden die Grundbedürfnisse erweitert um Orientierung und Mobilität - beides muss gewährleistet sein oder man findet sich in einer Survival-Situation wieder.

Kann: Die gewissen Extras, etwas Luxus, bequeme Hilfsmittel, Unterhaltsames, Genussmittel - eben alles, was schön ist oder Spass macht.

»If in doubt, take it out«

  • Weglassen
    Was man unterwegs kaufen kann, muss man nicht mitnehmen.
  • Reduzieren
    Schwere Verpackungen durch leichte ersetzen, wasserhaltige Konserven durch getrocknete Lebensmittel und so weiter.
  • Fokussieren
    Für welches Zeitfenster sollen Verbrauchsmaterialien ausreichen? Alles was doppelt ist, aussortieren.
  • Ersetzen
    Die schwersten Ausrüstungsgegenstände durch leichtere Alternativen ersetzen.

siehe auch: Anschaffungen
Liste der Reisegepäckarten

Literatur

  • Margarete Braun-Ronsdorf
    Reisekleidung
    Ciba-Rundschau (1962) 1, 12-30, Ciba-Aktiengesellschaft Basel
  • A. Fenton, J. Podolák; H. Rasmussen
    Land Transport in Europe
    København: Nationalmuseet, 1973 512 S. ISBN: 8748059013
  • Daniel A. Gross
    Modern luggage has been constantly reinvented during its short 120-year history.
    Smithsonian Magazine May 9, 2014 Online
  • Harlan, Susan, Alessio Pugliese
    Fare i bagagli: un viaggio pratico e filosofico.
    163 S. (=La cultura, 1266 ) Milano 2019: Il saggiatore.
  • Klara Löffler
    Frauensache? Das Einpacken vor der Reise.
    In: Fraueninfo. Frauenvorlesungsverzeichnis. Hg. Vom Gleichstellungsbüro der Ruhr-Universität Bochum. Bochum 2008, S. 6-13.
  • Andrea Mihm
    Packend… Eine Kulturgeschichte des Reisekoffers.
    Marburg 2001.
  • Mollerup, Per Collapsibles: a design album of space-saving objects.
    London 2001: Thames & Hudson.
  • Pommrich, H., & Pietzner-Clausen, P.
    Reisen, Camping, Fliegen, in: Dieselben: ABC der Umgangsformen für Beruf und tägliches Leben
    S. 85-86; Wiesbaden 1956: Gabler Verlag
    »Praktische, am besten sportliche Reisekleidung und ein Reise-Etat sichern vor peinlichen Überraschungen. Es ist empfehlenswert, stets ein Drittel mehr zu disponieren, als die veranschlagte Summe beträgt. Auf Reisen hat man vielfältige Gelegenheit, sich seinen Mitmenschen gegenüber zuvorkommend zu benehmen. Große Gepäckstücke befördert die Bahn preiswert als Passagiergut. Man braucht dann seine Mitreisenden nicht zu belästigen.«
  • Attila de Paládi-Kovács (Hrsg.)
    Traditionelle Transportmethoden in Ostmitteleuropa
    Budapest: Néprajzi Kutatócsoport, 1981. 161 S. ISBN: 9637761357
    Berichtband zu einem Symposium der Ungarischen Akademie der Wissenschaften 1979 im Râköczi-Museum in Sârospatak über »Traditionelle Verkehrsmittel und Transportmethoden im Raum der Karpaten und des Balkan«.
  • Schadendorf, W., & Braun-Ronsdorf, M.
    Reisen und Reisebedarf
    CIBA Basel 1962
  • Marie Simon
    Nimm mich mit… Eine kleine Geschichte der Reisebegleiter.
    München 2005.

Ausstellungen

siehe die Listen der Ausstellungen zum Thema Reisegepäck von 1997 bis 2016

Road Movie

PUTESCHESTWENNIK S BAGASHOM [Reise mit Gepäck] 
Regie: Ilja Fres, Schwarz-Weiß, Spielfilm, Sowjetunion, Gorki-Studio, Moskau, 1965

Die technischen Mittel des Reisens vom Pfad über Tragehilfen bis hin zum Wagen sind uns alltäglich vor Augen und bleiben wegen ihrer Selbstverständlichkeit weitgehend unbeachtet; auch der akademische Blick schweift meist darüber hinweg. Volkskunde und europäische Ethnologie bieten nur wenige systematische Ansätze zu diesem Themenfeld:

1)
Der aus Rohr (canna) geflochtene Korb wurde lat. canistrum und griech. kánastron (κάναστρον) genannt und bezeichnet heute im Deutschen als Kanister einen Flüssigkeitsbehälter.
2)
B. Terzan
Bemerkungen zu dem sogenannten Rucksack des Ötztaler Mannes
Arch. Korrbl. 24, 1994, 265 ff.
J. Wininger
Die Bekleidung des Eismannes und die Anfänge der Weberei nördlich der Alpen
The Man in the Ice 2. Veröff. des Forschungsinst. für Alpine Vorzeit der Universität Innsbruck 2, 1995, 119 ff.
3)
Thomas Oberlies (01/1998)
Veda-Schüler, Bettelasketen und Mönche.
Zur Vorgeschichte der buddhistischen Ordensregeln, online, abgerufen 12.11.2020,
Buddhismus in Geschichte und Gegenwart. Bd. 1 Universität Hamburg, Asien-Afrika-Institut, Abteilung für Kultur und Geschichte Indiens und Tibets. (Weiterbildendes Studium)
Georg Bühler (Übers.)
Sacred Books of the East
The sacred laws of the Aryas Band 2
Clarendon, Oxford 1882
4)
Ecclesiasticus 39: 26: »Initiumnecessarierei vine hominum aqua, ignis, et ferrum, sal, lac et panissimilagineus, et mel et botrusuve, et oleum, et vestimentum.«
5)
Peter Connolly
Die römische Armee
Tessloff-Verlag, ISBN 3-7886-0180-9
Junkelmann, Marcus
Muli [Mvli] Mariani. Marsch in römischer Legionärsrüstung über die Alpen.
80 S. Stuttgart: Württembergisches Landesmuseum; Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Würtemberg und Hohenzollern, 1985
6)
Katherine Ely Dohan
Hypodemata: The Study of Greek Footwear and Its Chronological Value
Bryn Mawr College, 1985, 286S.
7)
elf Mal im Neuen Testament als Stab für Reisende und Schäfer
8)
Ludwig Ramshorn
Lateinische Synonymik: Nach Gardin-Dumesnil's Synonymes Latins
Band 1, Baumgärtner, Leipzig 1831. Kapitel 840: Loculi, Marsupium, Pasceolus, Zona, Crumena, Bulga, Funda, Pera, Mantica - mit zahlreichen Belegstellen
9)
Joannes Amos Comenius
Orbis sensualium picti pars prima (secunda)
1729 beschreibt S. 218 die Erzeugnisse des Beutlers
10)
Antal, Adriana A god of convalescence. Telesphorus/Genius Cucullatus in Roman Dacia. Acta Musei Napocensis. National History Museum of Transylvania. 1.51 (2014) 195–206
11)
Teodor Puszcz
Das liturgische Gebet für Reisende und Pilger sowie Seefahrer:
Ein Überblick bis zur Tridentinischen Liturgiereform
LIT Verlag Münster, 2019, S. 25 - 28
12)
U. Liebl, Pilger
III. Ikonographie
in: Lexikon des Mittelalters 6 (1993), Sp. 2150-2151
Leonie von Wilckens
Die Kleidung der Pilger.
In: Lenz Kriss-Rettenbeck, Gerda Möhler (Hrsg.): Wallfahrt kennt keine Grenzen, Themen zu einer Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums und des Adalbert Stifter Vereins. München 1984, S. 174–175
13)
Olaf Goubitz
Stepping through Time. Archaeological Footwear from Prehistoric Times until 1800
SPA, Zwolle 2001, 396 S.
14)
de signo ad loca sancta peregrinantium
A. Franz
Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter
II. 1909. S. 272
15)
Otto Mazal
Beutelbuch, (2017) In: Lexikon des gesamten Buchwesens
16)
es sind etwa 500 unterschiedliche bekannt, oft aus Blei gegossen oder aus Blech;
Herbers, Klaus; Kühne, Hartmut [Hrsg.]
Pilgerzeichen - Pilgerstraßen
Narr Tübingen 2013, Jakobus-Studien 20
17)
Caroline Bresslau
Die Stellung des Kölner Rats zu den Zünften im 15. und 16. Jahrhundert
Ein Beitrag zur Wirtschaftspolitik einer freien Reichsstadt.
Diss. Phil. I. Bern, Buchdr. Orthen, 1936 S. 109
9 Zünfte der Lederzurichter: Gürtelmacher, Riemenschneider, Sattelmacher, Schumacher, Taschenmacher, Beutelmacher, Handschuhmacher, Kumtmacher
18)
Kämmereirechnungen der Stadt Hamburg 1350-1400
Hamburg. Kämmerei 1869; S. XXXIII
19)
Fabian Fahlbusch, Simone Peschke
Familiennamen nach Beruf und persönlichen Merkmalen
Walter de Gruyter 2016, Kap. 7.3 Sattler, Beutler, Gürtler, Riemer, 403-421
Albrecht Greule, Matthias Springer
Namen des Frühmittelalters als sprachliche Zeugnisse und als Geschichtsquellen
Walter de Gruyter, 2009
20)
Stadtbücher
21)
Theodor Sorgenfrey
Die Stadtbücher von Neuhaldensleben (ca. 1255-1463)
O. Hendel, Haldensleben 1923, S. 90, 92, 93
22)
Ludwig Schlesinger
Städe- und Urkundenbücher aus Böhmen
Band 2, Der Verein, 1892, S. 163 Saaz, 11.02.1413 als »pannifex magister civium«
23)
Ein wasserdichter Regenumhang, entwickelt von dem schottischen Chemiker Charles Macintosh (1766–1843)
24)
4. Kapitel, Online bei Gutenberg
25)
Mollerup 2001
26)
Claudia Schopphoff
Der Gürtel: Funktion und Symbolik eines Kleidungsstücks in Antike und Mittelalter
Böhlau Verlag Köln Weimar, 2009, 276 S.
wiki/reisegepaeck.1652599154.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/05/15 07:19 von norbert

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