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wiki:okavango-1985

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 Ein guter Ort, begraben zu sein. Den Hügel krönt ein weiterer Monolith, in dessen Mitte eine große, doch schlichte Stahlplatte eingelassen ist. ''Sir John Cecil Rhodes'' genießt (?) eine einmalige Aussicht. Was allerdings der Granitklotz im römischen Festungsbaustil hier soll, mit spitzer Säulenplatte gekrönt und mit umlaufendem Fries, das wissen wohl nur die Stifter. Ein guter Ort, begraben zu sein. Den Hügel krönt ein weiterer Monolith, in dessen Mitte eine große, doch schlichte Stahlplatte eingelassen ist. ''Sir John Cecil Rhodes'' genießt (?) eine einmalige Aussicht. Was allerdings der Granitklotz im römischen Festungsbaustil hier soll, mit spitzer Säulenplatte gekrönt und mit umlaufendem Fries, das wissen wohl nur die Stifter.
  
-1985, als ich dort stand, schien die Welt idyllisch und ich durfte bedauern, keine Farm in Afrika zu haben. Bedauern durfte ich am Abend desselben Tages auch, daß meine neue Fjällräven-Jacke künftig wohl andere Schultern zierte. Bulawayo schien mir damals eine schöne Stadt, eben nach englischem Geschmack für weiße Rhodesier gebaut: »sauber, leise, mit grünen Parks, großartigen Bäumen, wenig Verkehr und niedrigen Häusern«, meint mein Tagebuch. Hingerissen war ich von den Caravan-Parks, die aus kolonialistischer Zeit herübergerettet worden waren. Es gab Zeltmöglichkeiten, Chalets, Lodges, Lagerfeuerplätze, [[wiki:grillen|Grill]], Kühlschrank, E-Herd, hervorragende Waschgelegenheiten … und immer in berauschend schöner Lage, integriert in die  [[wiki:landschaft|Landschaft]], Felsen, Bäume, Bäche einbeziehend. Müll suchte man vergebens, 3 US$ pro Nacht. Auf einen solchen Platz fuhr abends fuhr ein alter VW-Bus auf den Platz, Bonner Kennzeichen. Darin zwei Bekannte, Gottfried und Christel, die eine Farm in Australien bewirtschafteten, dzg-Mitglieder.+1985, als ich dort stand, schien die Welt [[wiki:locus_amoenus|idyllisch]] und ich durfte bedauern, keine Farm in Afrika zu haben. Bedauern durfte ich am Abend desselben Tages auch, daß meine neue Fjällräven-Jacke künftig wohl andere Schultern zierte. Bulawayo schien mir damals eine schöne Stadt, eben nach englischem Geschmack für weiße Rhodesier gebaut: »sauber, leise, mit grünen Parks, großartigen Bäumen, wenig Verkehr und niedrigen Häusern«, meint mein Tagebuch. Hingerissen war ich von den Caravan-Parks, die aus kolonialistischer Zeit herübergerettet worden waren. Es gab Zeltmöglichkeiten, Chalets, Lodges, Lagerfeuerplätze, [[wiki:grillen|Grill]], Kühlschrank, E-Herd, hervorragende Waschgelegenheiten … und immer in berauschend schöner Lage, integriert in die  [[wiki:landschaft|Landschaft]], Felsen, Bäume, Bäche einbeziehend. Müll suchte man vergebens, 3 US$ pro Nacht. Auf einen solchen Platz fuhr abends fuhr ein alter VW-Bus auf den Platz, Bonner Kennzeichen. Darin zwei Bekannte, Gottfried und Christel, die eine Farm in Australien bewirtschafteten, dzg-Mitglieder.
  
 Was mich hierher führte? Eine unvollendete Reise. Vor zwei Jahren hatte ich mich an der Trans-Afrika-Tour (TAT) beteiligt, die rückblicken dvon vielen auch Un-Tat genannt wurde. Wir wollten von Kairo nach Kapstadt, doch es kam alles anders. Mir fehlte nun das südliche Afrika, das wollte ich nachholen, ganz besonders inspiriert von einem beeindruckenden Bildband über das Okavango-Gebiet. Da wollte ich hin. Hier in Bulawayo traf ich mich mit Gerd, einem anderen dzg-Mitglied. Gemeinsam mieteten wir einen Ford, einen Fiesta glaube ich, und los ging’s. Ich konzentriere mich nun im Wesentlichen auf die Okavango-Tour. Was mich hierher führte? Eine unvollendete Reise. Vor zwei Jahren hatte ich mich an der Trans-Afrika-Tour (TAT) beteiligt, die rückblicken dvon vielen auch Un-Tat genannt wurde. Wir wollten von Kairo nach Kapstadt, doch es kam alles anders. Mir fehlte nun das südliche Afrika, das wollte ich nachholen, ganz besonders inspiriert von einem beeindruckenden Bildband über das Okavango-Gebiet. Da wollte ich hin. Hier in Bulawayo traf ich mich mit Gerd, einem anderen dzg-Mitglied. Gemeinsam mieteten wir einen Ford, einen Fiesta glaube ich, und los ging’s. Ich konzentriere mich nun im Wesentlichen auf die Okavango-Tour.
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 ==== Mit dem Einbaum durchs Delta ==== ==== Mit dem Einbaum durchs Delta ====
-Wie das bei Bars so ist, halten gegenüber die Taxis. Hier sind das die Sumpftaxis, Einbäume. //Mokoros// nennen die Einheimischen sie, denn das Delta ist an den Rändern bewohnt, ursprünglich und noch im Norden leben hier vorwiegend Buschmänner, San: »In ihren Booten brennt ständig ein Feuer und sie schlafen lieber im Kanu, als die Nacht an Land zu verbringen,« schrieb Livingstone Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Bootsbauer vererben mit ihrem Handwerk auch den Baumbestand, den vielleicht schon der Großvater mit gekennzeichnet hat: Bis zu 200 Jahre muß der Mokutshumo wachsen, dann formen ihn Äxte in sechs Wochen zum bananenförmigen Boot. Nur fünf Jahre braucht der Sumpf, bis er das Boot zernagt hat.+Wie das bei Bars so ist, halten gegenüber die Taxis. Hier sind das die Sumpftaxis, Einbäume. //Mokoros// nennen die Einheimischen sie, denn das Delta ist an den Rändern bewohnt, ursprünglich und noch im Norden leben hier vorwiegend Buschmänner, San: »In ihren Booten brennt ständig ein Feuer und sie schlafen lieber im Kanu, als die Nacht an Land zu verbringen,« schrieb Livingstone Mitte des [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19. Jahrhunderts]]. Die Bootsbauer vererben mit ihrem Handwerk auch den Baumbestand, den vielleicht schon der Großvater mit gekennzeichnet hat: Bis zu 200 Jahre muß der Mokutshumo wachsen, dann formen ihn Äxte in sechs Wochen zum bananenförmigen Boot. Nur fünf Jahre braucht der Sumpf, bis er das Boot zernagt hat.
  
 »Fachmänisch« suchen wir uns ein Boot aus, wir wollen einige Tage den Sumpf erkunden. Ein voll beladenes Mokoro liegt nur wenige Zentimeter über dem Wasserspiegel, immer wieder muß Wasser geschöpft werden. Also sitzt man auf Kissen aus Schilf, der Hosenboden ist dennoch naß, und lehnen an den Rucksäcken. ''Satumo'', unser Führer, steht aufrecht im Heck und treibt mit einer vier Meter langen Stange das Boot vorn. Selten ist das Wasser tiefer als einen Meter und oft ist es so flach, daß ich aussteige und schiebe. Lautlos gleiten wir dahin, über offene Wasserflächen und durch dichtes Schilf. Ein oder zwei Mal am Tag begegnet uns ein anderes Mokoro, sonst gibt es keine Spuren anderer Menschen. Hin und zieht ein durchdringender Schrei den Blick nach oben: Fischadler ziehen ihre Kreise, suchen nach Beute. Auch in den etwas tieferen Wasserläufen ist der Grund in vier Metern Tiefe noch deutlich zu erkennen, allerdings sehen wir kaum einen Fisch. Ohne weiteres trinken wir dieses Wasser, etwas anderes gibt es ohnehin nicht. »Fachmänisch« suchen wir uns ein Boot aus, wir wollen einige Tage den Sumpf erkunden. Ein voll beladenes Mokoro liegt nur wenige Zentimeter über dem Wasserspiegel, immer wieder muß Wasser geschöpft werden. Also sitzt man auf Kissen aus Schilf, der Hosenboden ist dennoch naß, und lehnen an den Rucksäcken. ''Satumo'', unser Führer, steht aufrecht im Heck und treibt mit einer vier Meter langen Stange das Boot vorn. Selten ist das Wasser tiefer als einen Meter und oft ist es so flach, daß ich aussteige und schiebe. Lautlos gleiten wir dahin, über offene Wasserflächen und durch dichtes Schilf. Ein oder zwei Mal am Tag begegnet uns ein anderes Mokoro, sonst gibt es keine Spuren anderer Menschen. Hin und zieht ein durchdringender Schrei den Blick nach oben: Fischadler ziehen ihre Kreise, suchen nach Beute. Auch in den etwas tieferen Wasserläufen ist der Grund in vier Metern Tiefe noch deutlich zu erkennen, allerdings sehen wir kaum einen Fisch. Ohne weiteres trinken wir dieses Wasser, etwas anderes gibt es ohnehin nicht.
wiki/okavango-1985.txt · Zuletzt geändert: 2021/12/19 08:09 von norbert

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