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wiki:landmarke

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wiki:landmarke [2022/07/13 07:41] norbertwiki:landmarke [2024/04/08 05:18] (aktuell) – [Literatur] norbert
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 ====== Landmarke ====== ====== Landmarke ======
 In von Menschen gegliederten Umgebungen bilden »[[wiki:wayfinding choremes|wayfinding choremes]]« als Navigationselemente sinnvolle Handlungsanweisungen, etwa: an der Ampel links, immer geradeaus, dritte Kreuzung rechts.\\ In von Menschen gegliederten Umgebungen bilden »[[wiki:wayfinding choremes|wayfinding choremes]]« als Navigationselemente sinnvolle Handlungsanweisungen, etwa: an der Ampel links, immer geradeaus, dritte Kreuzung rechts.\\
-Außerhalb solcher Umgebungen funktioniert das selten, denn es fehlen technische Artefakte, die indirekt wegführend wirken. Selbst ein »immer geradeaus« scheitert ohne Bezugspunkte.+Außerhalb solcher Umgebungen funktioniert das selten, denn es fehlen technische Artefakte (z.B. Bauten und Wege), die indirekt wegführend wirken. Selbst ein »immer geradeaus« scheitert ohne Bezugssystem und ist im Gelände selten möglich und sinnvoll.
  
-In diesen Umgebungen sucht das Auge nach naturgegebenen off-road-Landmarken ((engl. landmark, niederländisch landmerk; franz. //point de repère//, ital. punto di riferimento; polnisch //punkt orientacyjny// )) zur Fernorientierung: ein überragender Baum, eine besondere Felsformation, eine spezifische Gipfelform und verknüpft diese Phänome assozitiv mit bekannten Mustern, wie sich das an vielen Flurnamen erkennen lässt, insbesondere an Fluss- und Bergnamen, also Hydronymen und Oronymen. Dabei bildet sich die Vorstellung einer »kognitiven Karte«.\\ +==== Offroad-Landmarken ==== 
 +In diesen Umgebungen sucht das Auge nach naturgegebenen off-road-Landmarken ((engl. landmark, niederländisch landmerk; franz. //point de repère//, ital. punto di riferimento; polnisch //punkt orientacyjny// )) zur Fernorientierung: ein überragender Baum, eine besondere Felsformation, eine spezifische Gipfelform und verknüpft diese Phänome assozitiv mit bekannten Mustern, wie sich das an vielen Flurnamen erkennen lässt, insbesondere an Fluss- und Bergnamen, also Hydronymen und Oronymen sowie an Geschichten, die mit diesen verbunden sind. Dabei bildet sich die Vorstellung einer »kognitiven Karte«.\\ 
 Landmarken sind topographische Objekte, die zur [[wiki:navigation|Navigation]] genutzt werden können, weil sie besonders auffällig sind oder gar einmalig (»Salienz«), also Landmarken sind topographische Objekte, die zur [[wiki:navigation|Navigation]] genutzt werden können, weil sie besonders auffällig sind oder gar einmalig (»Salienz«), also
   - sich von ihrer Umgebung unterscheiden;   - sich von ihrer Umgebung unterscheiden;
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     - zur Nahorientierung an einem bedeutsamen Wegabschnitt wie etwa Gabelung, Kreuzung, Quelle, Furt, Anlandestelle, [[wiki:alpenpaesse|Pass]]     - zur Nahorientierung an einem bedeutsamen Wegabschnitt wie etwa Gabelung, Kreuzung, Quelle, Furt, Anlandestelle, [[wiki:alpenpaesse|Pass]]
   - eine besondere kulturelle Bedeutung ([[wiki:steinmann|Steinmann]], Kreuz, Gebetsfahnen, Heiliger Baum, Grab ...).   - eine besondere kulturelle Bedeutung ([[wiki:steinmann|Steinmann]], Kreuz, Gebetsfahnen, Heiliger Baum, Grab ...).
-Zwangsweise wegführend wirken Landmarken zweiter Ordnung, also topographische Strukturen, die die Fortbewegung hemmen, natürliche oder künstliche Grenzen wie etwa ein Fluss oder eine Schlucht, ein dichter Wald oder ein Moor. Diese können für »[[wiki:wayfinding choremes|wayfinding choremes]]« genutzt werden. 
  
-Die Fortbewegung richtet sich also visuell nach den Landmarken und physisch nach den gangbaren Möglichkeiten sowie drittens nach der mentalen Karte. +==== Richtungsweisende Landmarken ==== 
-----+ 
 +Zwangsweise wegführend wirken **Landmarken zweiter Ordnung**, also topographische Strukturen, die die Fortbewegung in manchen Richtungen zwar behindern, doch damit indirekt andere Richtungen fördern. Richtungweisend wirken etwa ein Fluss oder eine Schlucht, ein dichter Wald oder ein Moor. Diese können für »[[wiki:wayfinding choremes|wayfinding choremes]]« genutzt werden: Folge dem Fluss bis zum Wasserfall. 
 + 
 +==== Richtungstreue Formen ==== 
 +Die Fließrichtung eines Gewässers führt immer zur Mündung an der tiefsten Stelle und in Gegenrichtung zur Quelle an der höchstgelegenen Stelle.\\  
 +Vergleichbares gilt für krummgewachsene Bäume, deren Wuchsform ins Hinterland weist, wenn vorherrschende Winde von der See kommen, aber auch für die Richtungen von Sandwellen und Dünen.\\  
 +Nordhänge sind im Gebirge kälter und feuchter als Südhänge und zeigen das durch ihren Bewuchs. 
 + 
 +Der Blick für natürliche Zusammenhänge ermöglicht eine Raumvorstellung ohne Karte, Kompass und Himmelsrichtungen. Auch Instinkt ermöglicht Orientierung, denn Tiere finden sich hervorragend im Raum zurecht. 
 + 
 +Die [[wiki:fortbewegung|Fortbewegung]] des Menschen richtet sich visuell nach den Landmarken und physisch nach den gangbaren Möglichkeiten sowie drittens nach der mentalen Karte in der Vorstellung[[wiki:orientierung|Orientierung]], [[wiki:routenplanung|Routenplanung]] und [[wiki:wegfindung|Wegfindung]] greifen wie Zahnräder ineinander. 
 + 
 +==== Literatur ==== 
   * ''Dräger, Kathrin'', ''Rita Heuser'', ''Michael Prinz''\\ //Toponyme: Standortbestimmung und Perspektiven.//\\ X, 270 S. (= Germanistische Linguistik, 326) Berlin, Boston 2021: Walter de Gruyter. [[https://doi.org/10.1515/9783110721140|DOI]] Inhalt u.a.:   * ''Dräger, Kathrin'', ''Rita Heuser'', ''Michael Prinz''\\ //Toponyme: Standortbestimmung und Perspektiven.//\\ X, 270 S. (= Germanistische Linguistik, 326) Berlin, Boston 2021: Walter de Gruyter. [[https://doi.org/10.1515/9783110721140|DOI]] Inhalt u.a.:
     * Benennungsstragien, Orientierungssysteme und Namenlandschaften     * Benennungsstragien, Orientierungssysteme und Namenlandschaften
     * Toponyme einer [[wiki:nomaden|nomadischen]] Gesellschaft : [[wiki:orientierung|Orientierung]] in einer ariden [[wiki:landschaft|Landschaft]]: Chancen und Möglichkeiten digitaler Toponomastik am Beispiel der Retrodigitalisierung mit Wikisource\\ [basierend auf einem Wörterbuch des Berberischen im Raum der [[wiki:sahara|Sahara]]]     * Toponyme einer [[wiki:nomaden|nomadischen]] Gesellschaft : [[wiki:orientierung|Orientierung]] in einer ariden [[wiki:landschaft|Landschaft]]: Chancen und Möglichkeiten digitaler Toponomastik am Beispiel der Retrodigitalisierung mit Wikisource\\ [basierend auf einem Wörterbuch des Berberischen im Raum der [[wiki:sahara|Sahara]]]
   * ''Elias, B.''\\ //Extraktion von Landmarken für die [[wiki:navigation|Navigation]]//.\\ Diss. Hannover 2006: Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover. [[https://www.repo.uni-hannover.de/bitstream/handle/123456789/6729/514174463.pdf?sequence=1|Online]]\\ Hier geht es eigentlich um Stadtmarken, also die Orientierung im bebauten Gelände. Sehr strukturierte Vorgehensweise mit dem Ziel einen Algorithmus zu entwickeln, der Landmarken erkennt.   * ''Elias, B.''\\ //Extraktion von Landmarken für die [[wiki:navigation|Navigation]]//.\\ Diss. Hannover 2006: Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover. [[https://www.repo.uni-hannover.de/bitstream/handle/123456789/6729/514174463.pdf?sequence=1|Online]]\\ Hier geht es eigentlich um Stadtmarken, also die Orientierung im bebauten Gelände. Sehr strukturierte Vorgehensweise mit dem Ziel einen Algorithmus zu entwickeln, der Landmarken erkennt.
-  * ''Kluth, Sascha''\\ //Computerunterstützte Raumwahrnehmung für Wanderer.//\\ Masterthesis bei Kai Luck, Informatik, Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg 2010). »Backcountry Wanderung«+  * ''Kluth, Sascha''\\ //Computerunterstützte Raumwahrnehmung für Wanderer.//\\ Masterthesis bei Kai Luck, Informatik, Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg 2010. »Backcountry Wanderung«
   * ''Lynch, K.''\\ //The Image of the City.//\\ The MIT Press, Cambridge 1960.   * ''Lynch, K.''\\ //The Image of the City.//\\ The MIT Press, Cambridge 1960.
 +  * ''Stephen McKenzie''\\ //Conquest landmarks and the medieval world image : a study in cartography, literature and mythology.//\\ 256, [8] S. , 8 Tafeln.  Diss. University of Adelaide 2000 [[https://digital.library.adelaide.edu.au/dspace/bitstream/2440/19720/2/02whole.pdf|Online]] 
   * ''Reber, Jacqueline''\\ //Strukturen und Muster in der Namenwelt. Quantitative und qualitative Untersuchungen zum Toponymenbestand der beiden Solothurner Amteien Dorneck-Thierstein und Olten-Gösgen.//\\ Dissertation Universität Basel 2013. XII, 283 S. Tübingen 2014: A. Francke [[https://elibrary.narr.digital/book/99.125005/9783772055331|Online]]. [[http://bvbr.bib-bvb.de:8991/exlibris/aleph/a23_1/apache_media/PV6S3RDYCCTI2JPFCESEUUEMK4XCI8.pdf|Inhalt]]   * ''Reber, Jacqueline''\\ //Strukturen und Muster in der Namenwelt. Quantitative und qualitative Untersuchungen zum Toponymenbestand der beiden Solothurner Amteien Dorneck-Thierstein und Olten-Gösgen.//\\ Dissertation Universität Basel 2013. XII, 283 S. Tübingen 2014: A. Francke [[https://elibrary.narr.digital/book/99.125005/9783772055331|Online]]. [[http://bvbr.bib-bvb.de:8991/exlibris/aleph/a23_1/apache_media/PV6S3RDYCCTI2JPFCESEUUEMK4XCI8.pdf|Inhalt]]
   * ''Schramm, Gottfried''\\ //Nordpontische Ströme namenphilologische Zugänge zur Frühzeit des europäischen Ostens.//\\ 254 S. Göttingen 1973: Vandenhoeck + Ruprecht.\\ Inhalt u.a.: Fernverbindungen zum Nordrand des Schwarzen Meeres   * ''Schramm, Gottfried''\\ //Nordpontische Ströme namenphilologische Zugänge zur Frühzeit des europäischen Ostens.//\\ 254 S. Göttingen 1973: Vandenhoeck + Ruprecht.\\ Inhalt u.a.: Fernverbindungen zum Nordrand des Schwarzen Meeres
   * ''Stolz, Thomas'', ''Ingo H. Warnke''\\ //Vergleichende Kolonialtoponomastik. Strukturen und Funktionen kolonialer Ortsbenennung.//\\ VI, 517 S. (= Koloniale und postkoloniale Linguistik, 12) Berlin/Boston 2018: De Gruyter.\\ Inhalt u.a.:  Mikrotoponyme in Deutsch-Samoa und Deutsch-Neuguinea, europäische Ortsnamen in Grönlands Nordosten, russische Toponyme in Alaska, französische und spanische auf Hispaniola u.a.   * ''Stolz, Thomas'', ''Ingo H. Warnke''\\ //Vergleichende Kolonialtoponomastik. Strukturen und Funktionen kolonialer Ortsbenennung.//\\ VI, 517 S. (= Koloniale und postkoloniale Linguistik, 12) Berlin/Boston 2018: De Gruyter.\\ Inhalt u.a.:  Mikrotoponyme in Deutsch-Samoa und Deutsch-Neuguinea, europäische Ortsnamen in Grönlands Nordosten, russische Toponyme in Alaska, französische und spanische auf Hispaniola u.a.
 +  * ''Waller, D.'', ''Lippa, Y.''\\ //Landmarks as beacons and associative cues: Their role in route learning.//\\ Memory & Cognition 35 (2007) 910–924. [[https://doi.org/10.3758/BF03193465|DOI]] 
   * ''Warren, W. H.''; ''Scott, T. E.''\\ //Map alignment in traveling multisegment routes.//\\ Environment and Behavior, 25(5) (1993) 643-666.   * ''Warren, W. H.''; ''Scott, T. E.''\\ //Map alignment in traveling multisegment routes.//\\ Environment and Behavior, 25(5) (1993) 643-666.
 +  * ''Sperling, Walter''\\ //Bäume und Wald in den geographischen Namen Mitteleuropas: die böhmischen Länder: eine geographisch-statistisch-namenkundliche Bestandsaufnahme.//\\ 422 S. Literaturverz. S. 403 - 422. Leipzig 2008: Leipziger Univ.-Verl.
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