Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


wiki:kartographie

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen der Seite angezeigt.

Link zu der Vergleichsansicht

Beide Seiten, vorherige ÜberarbeitungVorherige Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorherige Überarbeitung
Nächste ÜberarbeitungBeide Seiten, nächste Überarbeitung
wiki:kartographie [2021/03/15 07:54] – [Kartographie] norbertwiki:kartographie [2021/08/05 14:27] – [Abenteurer und Vermesser] norbert
Zeile 2: Zeile 2:
 [[wiki:reisen|Reisen]] ohne Karte ist heute kaum vorstellbar, auch ein *[[wiki:navi|Navi]] nutzt sie. In der Antike gab es zwar Karten, aber man reiste über Land mit einem *[[wiki:itinerar|Itinerar]] und entlang der Küste nach Sicht auf die Landmarken der Küste. Gezeichnete Karten waren zuerst Seekarten, dann erst Landkarten. [[wiki:reisen|Reisen]] ohne Karte ist heute kaum vorstellbar, auch ein *[[wiki:navi|Navi]] nutzt sie. In der Antike gab es zwar Karten, aber man reiste über Land mit einem *[[wiki:itinerar|Itinerar]] und entlang der Küste nach Sicht auf die Landmarken der Küste. Gezeichnete Karten waren zuerst Seekarten, dann erst Landkarten.
  
-Die Merkmale einer Karte sind deren Rand und der Strich. Erst wird der Rand festgelegt (Horizont & Ende Gelände), dann der Strich geführt. +Die Merkmale einer Karte sind deren Randder Strich und der leere Raum dazwischen. Erst wird der Rand festgelegt (Horizont & Ende Gelände), dann der Strich geführt; Letzteres als Ausdrucks eines Eindrucks, als radikal reduzierte und abstrahierte Natur. Der horror vacui als Angst vor dem weißen Nichts verführt dazu, mehr zu zeichnen, als ist und gebiert Ungeheuer: den Riesenwal auf See- und die Löwen auf Landkarten. Der Strich bildet nicht das Nahe ab, sondern die Ränder der Wahrnehmung an der Grenze zur Undeutlichkeit. Geographen beschränken sich dort auf das Eindeutige, Künstler gewähren der Phantasie die Macht über den Strich ((Das »[[http://www.gflk.de/index.php?title=Museum_ferner_Gegenden|Museum ferner Gegenden]]« der Galerie für Landschaftskunst beschäftigt sich seit 1992 mit künstlerischen [[http://www.gflk.de/index.php?title=Kartierungsabteilung|Kartierungen]]: [[https://taz.de/Archiv-Suche/!794776&SuchRahmen=Print/|Ränder der Wahrnehmung]] von ''Christian T. Schön'' taz 31.03.2003, Ausgabe 7018 S. 21)).
  
- *[[wiki:erforscher|Entdecker]] hatten weder das eine noch das andere, schließlich zogen sie ja aus, um Unbekanntes zu erforschen und *[[wiki:wissen|Wissen]] über die *[[wiki:erde|Erde]] zu sammeln; dabei erweiterte sich ihre *[[wiki:welt|Welt]] von mal zu mal.  +[[wiki:erforscher|Entdecker]] hatten weder das eine noch das andere, schließlich zogen sie ja aus, um Unbekanntes zu erforschen und [[wiki:wissen|Wissen]] über die *[[wiki:erde|Erde]] zu sammeln; dabei erweiterte sich ihre [[wiki:welt|Welt]] von mal zu mal. [[wiki:reisende|Reisende]] fragen sich jeden Tag: Wohin? 
- +
-*[[wiki:reisende|Reisende]] fragen sich jeden Tag: Wohin? +
  
 ==== Sich »natürlich« orientieren und verirren ==== ==== Sich »natürlich« orientieren und verirren ====
Zeile 12: Zeile 10:
  
 Reisetypisch ist es, raumbezogene Informationen linear zu sammeln, als Tagesetappen, Logbuch, * [[wiki:road_book|Roadbook]]. Diese können zeichnerisch verdichtet werden, in der einfachsten Form als lineare Wegekarte oder [[wiki:itinerar|Itinerar]]. Die vier Voraussetzungen dafür sind: eine scharfe Beobachtungsgabe, Orientierungsvermögen, Zeichentalent und Messverfahren ((E. Fettweis: Orientierung und Messung in Raum und Zeit bei Naturvölkern. Studium Generale 11.1 (1958) 1-12)). Seit vielen Jahrtausenden praktizieren Menschen dies als Felskunst ((Emmanuel Anati: Felsbilder. Wiege der Kunst und des Geistes. Vorowrt Yves Coppens. Aus dem Italienischen von Brigitte Fleischmann-Calabrese. U. Bär Zürich 1991. 255 S., 41 großformatige Tafeln, Bibliographie)), Sandbild, [[wiki:steinmann|Steinsetzung]], Wegzeichen, Stabkarten. Reisetypisch ist es, raumbezogene Informationen linear zu sammeln, als Tagesetappen, Logbuch, * [[wiki:road_book|Roadbook]]. Diese können zeichnerisch verdichtet werden, in der einfachsten Form als lineare Wegekarte oder [[wiki:itinerar|Itinerar]]. Die vier Voraussetzungen dafür sind: eine scharfe Beobachtungsgabe, Orientierungsvermögen, Zeichentalent und Messverfahren ((E. Fettweis: Orientierung und Messung in Raum und Zeit bei Naturvölkern. Studium Generale 11.1 (1958) 1-12)). Seit vielen Jahrtausenden praktizieren Menschen dies als Felskunst ((Emmanuel Anati: Felsbilder. Wiege der Kunst und des Geistes. Vorowrt Yves Coppens. Aus dem Italienischen von Brigitte Fleischmann-Calabrese. U. Bär Zürich 1991. 255 S., 41 großformatige Tafeln, Bibliographie)), Sandbild, [[wiki:steinmann|Steinsetzung]], Wegzeichen, Stabkarten.
-  Wolfgang Dröber +  * ''Wolfgang Dröber''\\ //Kartographie bei den Naturvölkern//\\ Phil. Diss. Erlangen Junge 1903\\ Programm der Kgl. Realschule Erlangen f.d.Schuljahr 1902/1903.\\ Nachgedruckt Amsterdam 1964 (Meridian) und Osnabrück 1985 (R. Kuballe)
-  Kartographie bei den Naturvölkern +
-  Phil. Diss. Erlangen Junge 1903 +
-  Programm der Kgl. Realschule Erlangen f.d.Schuljahr 1902/1903. +
-  Nachgedruckt Amsterdam 1964 (Meridian) und Osnabrück 1985 (R. Kuballe)+
 Enthält eine Karte mehr als einen Weg, wird sie zur //Orientierungskarte//, weil sie mindestens //Richtungen// angeben muss, besser auch einen //Massstab//. Das älteste Koordinatensystem bezieht sich auf Sterne, Sonne, Mond und wurde erzählt, etwa als Gedicht: Enthält eine Karte mehr als einen Weg, wird sie zur //Orientierungskarte//, weil sie mindestens //Richtungen// angeben muss, besser auch einen //Massstab//. Das älteste Koordinatensystem bezieht sich auf Sterne, Sonne, Mond und wurde erzählt, etwa als Gedicht:
-  A. Schott, R. Böker +  * ''A. Schott, R. Böker''\\ //Aratos// [ca 310 - 245 v. Chr.]\\ Sternbilder und Wetterzeichen\\ Das Wort der Antike Band 6  M. Hueber München 1958
-  Aratos [ca 310 - 245 v. Chr.]Sternbilder und Wetterzeichen +
-  Das Wort der Antike Band 6 +
-  M. Hueber München 1958+
  
 ==== Abenteurer und Vermesser ==== ==== Abenteurer und Vermesser ====
 Kartographie gilt als grafische Darstellung (Kunst und Handwerk ((Lehrbuch für Kartographiefacharbeiter VEB H. Haack Gotha 1988 Teil 1 (128 S.) und 2 134 S.) mit akribischen und umfassenden Hinweisen zum Erstellen von Karten.)) ) von Beobachtungen (subjektiv) und Ergebnissen der Forschung (objektiv) ((G. Neumayer: Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen. Mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse der kaiserlichen Marine. 56 Holzschnitte, 3 lithogr. Tafeln, 696 S. Darin u.a. beispielhaft die »Skizze meines Weges am 1. Mai 1870 ... drei Stunden bis Jerusalem ... unterwegs entworfen von H. Kiepert)). Karten sind im besten Fall gute Fiktionen, die die Realität veranschaulichen ((Zum Problem der thematischen Weltatlanten. Vorträge zum Kolloquium aus Anlass der 200-Jahr-Feier des Gothaer Verlagshauses 17. bis 19.9.1985 Friedrichroda. VEB H. Haack Gotha 1985, 196 S.\\ Andrea Sick: Kartenmuster. Bilder und Wissenschaft in der Kartografie. Dissertation Uni Hamburg 2001/03)). Dabei ist die Art der Karte durch das Medium geprägt: Buchdruck, Farbdruck, Monitor. Das führt absurderweise auch dazu, dass Expeditionen unternommen wurden auf der Suche nach kartographischen Merkmalen, die konstruiert sind, etwa die Datumsgrenze als Problem der Längengrade: Kartographie gilt als grafische Darstellung (Kunst und Handwerk ((Lehrbuch für Kartographiefacharbeiter VEB H. Haack Gotha 1988 Teil 1 (128 S.) und 2 134 S.) mit akribischen und umfassenden Hinweisen zum Erstellen von Karten.)) ) von Beobachtungen (subjektiv) und Ergebnissen der Forschung (objektiv) ((G. Neumayer: Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen. Mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse der kaiserlichen Marine. 56 Holzschnitte, 3 lithogr. Tafeln, 696 S. Darin u.a. beispielhaft die »Skizze meines Weges am 1. Mai 1870 ... drei Stunden bis Jerusalem ... unterwegs entworfen von H. Kiepert)). Karten sind im besten Fall gute Fiktionen, die die Realität veranschaulichen ((Zum Problem der thematischen Weltatlanten. Vorträge zum Kolloquium aus Anlass der 200-Jahr-Feier des Gothaer Verlagshauses 17. bis 19.9.1985 Friedrichroda. VEB H. Haack Gotha 1985, 196 S.\\ Andrea Sick: Kartenmuster. Bilder und Wissenschaft in der Kartografie. Dissertation Uni Hamburg 2001/03)). Dabei ist die Art der Karte durch das Medium geprägt: Buchdruck, Farbdruck, Monitor. Das führt absurderweise auch dazu, dass Expeditionen unternommen wurden auf der Suche nach kartographischen Merkmalen, die konstruiert sind, etwa die Datumsgrenze als Problem der Längengrade:
-  Umberto Eco +  * ''Umberto Eco''\\ //Die Insel des vorigen Tages//\\ Roman, übers. v. Burkhart Kroeber\\ 508 S., Hanser München 1995 
-  Die Insel des vorigen Tages +  * ''Dava Sobel''\\ //Längengrad//\\ übers. v. Matthias Fienbork u. Dirk Muelder\\ 224 S., Bibliographie, Register, illustrierte Ausgabe Berlin Verlag 1999\\ Die Suche nach einer Methode, auf See den Längengrad einer Position zu bestimmen. Der schottische Uhrmacher John Harrison (1693–1776) entwickelte das erste präzise Chronometer für den Gebrauch auf Schiffen.
-  Roman, übers. v. Burkhart Kroeber +
-  508 S., Hanser München 1995 +
- +
-  Dava Sobel +
-  Längengrad +
-  übers. v. Matthias Fienbork u. Dirk Muelder +
-  224 S., illustrierte Ausgabe Berlin Verlag 1999 +
-  Bibliographie, Register +
-  Die Suche nach einer Methode, auf See den Längengrad einer Position zu bestimmen. +
-  Der schottische Uhrmacher John Harrison (1693–1776) entwickelte +
-  das erste präzise Chronometer für den Gebrauch auf Schiffen.+
  
 Vielleicht hat der eine oder andere Globetrotter in Ecuador schon einmal eine Pyramide gesehen? In Caraburo und Oyambaro, Gemeinde Yaruquí stehen zwei, andere stehen in //San Antonio de Pichincha//, in //Calacalí// und //Quito//. Sie erinnern an die Arbeit von Vermessungsexpeditionen. Vielleicht hat der eine oder andere Globetrotter in Ecuador schon einmal eine Pyramide gesehen? In Caraburo und Oyambaro, Gemeinde Yaruquí stehen zwei, andere stehen in //San Antonio de Pichincha//, in //Calacalí// und //Quito//. Sie erinnern an die Arbeit von Vermessungsexpeditionen.
Zeile 47: Zeile 27:
 Gleichwohl kann man den Bericht und die Leistung der Teilnehmer nur verstehen, wenn ihr Vorhaben eingebettet ist in die wissenschaftliche Diskussion der Zeit und in die politischen Verhältnisse. Einleitend fragt die Herausgeberin ''Barbara Gretenkord'', eine Historikerin, //„Warum kannte niemand die wahre Gestalt der Erde?“// Gleichwohl kann man den Bericht und die Leistung der Teilnehmer nur verstehen, wenn ihr Vorhaben eingebettet ist in die wissenschaftliche Diskussion der Zeit und in die politischen Verhältnisse. Einleitend fragt die Herausgeberin ''Barbara Gretenkord'', eine Historikerin, //„Warum kannte niemand die wahre Gestalt der Erde?“//
 Als Vorlage dieses Bandes diente ein kompilierter Reisebericht, der 1758 in Band 15 & 16 //»Der Allgemeinen Historie der Reisen zu Wasser und Lande …«// erschien. Dieser hatte den Vorzug, auf mehrere primäre Quellen zurückzugreifen und in besonderem Maße reisepraktische Aspekte zu berücksichtigen, die die Dauer der Expedition erklärten. Der Bericht der Reisenden ist in heutiges Deutsch übertragen und leicht bearbeitet. Anmerkungen erläutern Hintergründe, auch die Situation in den spanischen Kolonien wird erklärt. Inhaltlich vermisse ich nur eine zusammenfassende Darstellung der Expeditionsarbeit, also Meßergebnisse und Resultate. Als Vorlage dieses Bandes diente ein kompilierter Reisebericht, der 1758 in Band 15 & 16 //»Der Allgemeinen Historie der Reisen zu Wasser und Lande …«// erschien. Dieser hatte den Vorzug, auf mehrere primäre Quellen zurückzugreifen und in besonderem Maße reisepraktische Aspekte zu berücksichtigen, die die Dauer der Expedition erklärten. Der Bericht der Reisenden ist in heutiges Deutsch übertragen und leicht bearbeitet. Anmerkungen erläutern Hintergründe, auch die Situation in den spanischen Kolonien wird erklärt. Inhaltlich vermisse ich nur eine zusammenfassende Darstellung der Expeditionsarbeit, also Meßergebnisse und Resultate.
-  Charles Marie de la Condamine +  * ''Charles Marie de la Condamine''\\ //Reise zur Mitte der Welt//\\ Die Geschichte von der Suche nach der wahren Gestalt der Erde\\ (=Fremde Kulturen in alten Berichten 14)\\ Herausgegeben, eingeleitet & kommentiert von ''Barbara Gretenkord'' Ostfildern: Thorbecke 2003\\ 240 Seiten. 57 Abbildungen, Pappband mit Umschlag Kurzbiographien der französischen & spanischen Reiseteilnehmer; alte Maße & Münzen, 126 Anmerkungen, Literaturverzeichnis, Register
-  Reise zur Mitte der Welt +
-  Die Geschichte von der Suche nach der wahren Gestalt der Erde +
-  (=Fremde Kulturen in alten Berichten 14) +
-  Herausgegeben, eingeleitet & kommentiert von Barbara Gretenkord +
-  Ostfildern: Thorbecke 2003 +
-  14 x 23 cm: 240 Seiten. 57 Abbildungen, Pappband mit Umschlag +
-  Kurzbiographien der französischen & spanischen Reiseteilnehmer; +
-  alte Maße & Münzen, 126 Anmerkungen, Literaturverzeichnis, Register+
  
-  Robert Whitaker +''Robert Whitaker''\\ //Die Frau des Kartographen und das Rätsel um die Form der Erde//\\ übers. von Enrico Heinemann und Werner Roller\\ K. Blessing München 2005\\ Anmerkungen, Bibliographie, Register\\ ''Jean Godin'' war ab 1736 Kartenzeichner bei der Expedition von Charles-Marie de La Condamine im Andenhochland zur Vermessung des Äquators und galt ab 1744 als verschollen. Seine Frau reiste auf der Suche nach ihm durch das Amazonasgebiet.
-  Die Frau des Kartographen und das Rätsel um die Form der Erde +
-  übers. von Enrico Heinemann und Werner Roller +
-  K. Blessing München 2005 +
-  Anmerkungen, Bibliographie, Register +
-Jean Godin war ab 1736 Kartenzeichner bei der Expedition von Charles-Marie de La Condamine im Andenhochland zur Vermessung des Äquators und galt ab 1744 als verschollen. Seine Frau reiste auf der Suche nach ihm durch das Amazonasgebiet.+
  
 ==== Vorstellung, Phantasie und Wirklichkeit ==== ==== Vorstellung, Phantasie und Wirklichkeit ====
Zeile 70: Zeile 37:
   Eins zu einer Million. Die Tricks und Lügen der Kartographen   Eins zu einer Million. Die Tricks und Lügen der Kartographen
   Birkhäuser, Basel 1996   Birkhäuser, Basel 1996
 +Dünne, Jörg. Die kartographische Imagination: Erinnern, Erzählen und Fingieren in der Frühen 
 +Neuzeit. München: Fink, 2011.
 +
 Die ungeheuren Meeresflächen verführten dazu, Inseln zu erfinden. Wohin das – auch ohne betrügerische Absicht – führen kann, zeigt: Die ungeheuren Meeresflächen verführten dazu, Inseln zu erfinden. Wohin das – auch ohne betrügerische Absicht – führen kann, zeigt:
   Donald S. Johnson   Donald S. Johnson
wiki/kartographie.txt · Zuletzt geändert: 2023/10/07 05:16 von norbert

Donate Powered by PHP Valid HTML5 Valid CSS Driven by DokuWiki