Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


wiki:grenze

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen der Seite angezeigt.

Link zu der Vergleichsansicht

Beide Seiten, vorherige ÜberarbeitungVorherige Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorherige Überarbeitung
wiki:grenze [2021/09/18 05:28] – [Literatur] norbertwiki:grenze [2024/02/15 13:41] (aktuell) – [Literatur] norbert
Zeile 1: Zeile 1:
 ====== Grenze ====== ====== Grenze ======
-»Grenze« wird heute allgemein und zunächst verstanden als Grenze zwischen Herrschaftsbereichen, die sich auf der [[wiki:kartographie|Karte]] als eine feste Linie darstellt und in der [[wiki:wahrnehmung|Wirklichkeit]] meist ebenso scharf als Zaun, als Paßhöhe, als Fluss hüben und drüben deutlich trennt. Das ist nicht immer so und bildet auch historisch eine Ausnahme.+»Grenze« wird heute allgemein und zunächst verstanden als Grenze zwischen Herrschaftsbereichen, die sich auf der [[wiki:kartographie|Karte]] als eine feste Linie darstellt und in der [[wiki:wahrnehmung|Wirklichkeit]] meist ebenso scharf als Zaun, als Paßhöhe, als Fluss hüben und drüben deutlich trennt. Das ist nicht immer so und bildet auch historisch eine Ausnahme ((''Christoph Kleinschmidt''\\ //Semantik der Grenze//.\\ BpB: APuZ 13.01.2014 [[https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/176297/semantik-der-grenze/|Online]])).
   * **Der Okeanos** war das Meer, das nach dem antiken [[wiki:weltbild|Weltverständnis]] die bewohnte [[wiki:welt|Welt]] ringsum begrenzte. Zwischen den Säulen des Herakles (dem Felsen von Gibaltar und dem Jebel Musa in Ceuta) führte die Straße von Gibraltar hinaus auf den Ozean.   * **Der Okeanos** war das Meer, das nach dem antiken [[wiki:weltbild|Weltverständnis]] die bewohnte [[wiki:welt|Welt]] ringsum begrenzte. Zwischen den Säulen des Herakles (dem Felsen von Gibaltar und dem Jebel Musa in Ceuta) führte die Straße von Gibraltar hinaus auf den Ozean.
 +  * Die Grenze des Festlandes war also der [[wiki:strand|Strand]] (wenn Schiffe landen konnten) oder die Küste; beide trennten den überschaubaren **Küstensaum** vom [[wiki:hinterland|Hinterland]].
   * **Die Mark**: In den Waldgebieten Europas wurden Herrschaftsbereiche lange Zeit durch bewaldete [[wiki:wildnis|Wildnis]] voneinander getrennt, in der klare Linien fehlten. Diese »Marken« wirkten als Grenzbereiche.   * **Die Mark**: In den Waldgebieten Europas wurden Herrschaftsbereiche lange Zeit durch bewaldete [[wiki:wildnis|Wildnis]] voneinander getrennt, in der klare Linien fehlten. Diese »Marken« wirkten als Grenzbereiche.
-  * **The [[wiki:Frontier|Frontier]]**: Insbesondere im nördlichen Amerika schob der [[wiki:treck|Treck]] nach Westen im Laufe der jahrhundertelangen Kolonisation die »Grenze« vor sich hin - sie konnte jedes Jahr woanders liegen. »Grenze« war Kampfgebiet, also Front.+  * **The [[wiki:Frontier|Frontier]]**: Insbesondere im nördlichen Amerika schob der [[wiki:treck|Treck]] nach Westen im Laufe der jahrhundertelangen Kolonisation die »Grenze« vor sich hin - sie konnte jedes Jahr woanders liegen. »Grenze« war Kampfgebiet, also Front zwischen Gegnern.
   * **Granitza**: In den osteuropäischen Steppengebieten dagegen ließen sich Grenzen (altslawisch: granica граница) meist deutlich festlegen, kennzeichnen und überblicken.   * **Granitza**: In den osteuropäischen Steppengebieten dagegen ließen sich Grenzen (altslawisch: granica граница) meist deutlich festlegen, kennzeichnen und überblicken.
 +  * **Border**: Eine Linie im Raum, die der Bewegung entgegensteht, also eine politische Grenze ebenso wie eine geographische, eine technische (Zaun) oder eine Kontrolle (checkpoint).
 +    *  ''Nail, Thomas''\\ //Theory of the Border//.\\ X, 275 S. Oxford 2016: Oxford University Press. [[https://doi.org/10.1093/acprof:oso/9780190618643.001.0001|online]]\\ Fence > Wall > Cell > Checkpoint 
   * **[[wiki:uebergang|Übergänge]]**: Der natürliche [[wiki:zwischenraum|Zwischenraum]] zwischen zwei Zonen oder [[wiki:landschaft|Landschaften]] erscheint als etwas Besonderes, als Pass, als Furt, Höhleneingang, Klamm, Lichtung, Oase und wurde oft gekennzeichnet, etwa mit [[wiki:steinmann|Steinmännchen]].   * **[[wiki:uebergang|Übergänge]]**: Der natürliche [[wiki:zwischenraum|Zwischenraum]] zwischen zwei Zonen oder [[wiki:landschaft|Landschaften]] erscheint als etwas Besonderes, als Pass, als Furt, Höhleneingang, Klamm, Lichtung, Oase und wurde oft gekennzeichnet, etwa mit [[wiki:steinmann|Steinmännchen]].
   *  Das ungarische vég bedeutet beides: `Grenze ´ und `Ende´, auch den Tod ((''Mike Pincombe ''\\ //Life and death on the Habsburg-Ottoman [[wiki:frontier|frontier]]//.\\ ''Balint Balassi'''s 'In Laudem Confiniorum' and other soldier-songs\\ in: Betteridge, Thomas. 2016. Borders and travellers in Early Modern Europe. Abingdon, Oxon; New York: Routledge, 2016)).   *  Das ungarische vég bedeutet beides: `Grenze ´ und `Ende´, auch den Tod ((''Mike Pincombe ''\\ //Life and death on the Habsburg-Ottoman [[wiki:frontier|frontier]]//.\\ ''Balint Balassi'''s 'In Laudem Confiniorum' and other soldier-songs\\ in: Betteridge, Thomas. 2016. Borders and travellers in Early Modern Europe. Abingdon, Oxon; New York: Routledge, 2016)).
- 
-Das unterschiedliche Verständnis von Grenzen bestimmt das Denken und Verhalten der Menschen unbewusst bis heute ((''Norbert Seitz'' //Grenzen.// [[https://www.deutschlandfunk.de/grenzen-die-geschichte-des-zusammenlebens.1310.de.html?dram:article_id=284535|Die Geschichte des Zusammenlebens]])): 
- 
-  Wilfried von Bredow 
-  Grenzen 
-  Eine Geschichte des Zusammenlebens vom Limes bis Schengen 
-  Konrad Theiss Verlag, 192 Seiten 
  
 ==== Kontrolle & Erlaubnis ==== ==== Kontrolle & Erlaubnis ====
 Verbittert glossierte ((Kurt Tucholsky: [[http://www.zeno.org/Literatur/M/Tucholsky,+Kurt/Werke/1920/Die+Grenze|Die Grenze]]. [Pseud. Peter Panter] in: Berliner Volkszeitung, 27.06.1920)) ''Kurt Tucholsky'' 1920 die rechtlichen Verhältnisse an den europäischen Grenzen, wo ein Schritt aus dem Bürger einen [[wiki:der_fremde|Fremden]] und ein weiterer Schritt den Fremden zum [[wiki:outlaw|Vogelfreien]] machen. Für [[wiki:reisende|Reisende]] stehen Staatsgrenzen im Vordergrund, denn für das Übertreten sind Regeln (z. B. Zoll) zu beachten, es werden [[wiki:dokumente|Dokumente]] benötigt (z.B. Reisepass, Fahrzeugpapiere), es ändern sich Vorschriften und [[wiki:gesetz|Gesetze]]. Hier übt der staatliche [[wiki:souveraenitat|Souverän]] seine Macht aus, zeigt militärische Stärke, politisches Selbstbewußtsein, wirtschaftliche Zwänge (»Grenzregime«). Das Kontrollbedürfnis an der Schranke ist dem [[wiki:staaten|Staat]] zumindest in der Neuzeit zu eigen// »So wie man an der Grenze Personen, Bücher, Gedanken beobachten muss, so auch Waren; denn sind sie einmal im Staatsgebiet verteilt, so kann man sie nicht mehr mit Sicherheit kontrollieren.«// ((''M. J. Fraenzi''\\ //Über Zölle, Handelsfreiheit und Handelsvereine// ...\\ Wien 1834, S. 78, zit nach ''E. Saurer'': //Straße, Schmuggel, Lottospiel//. Göttingen 1989)). Verbittert glossierte ((Kurt Tucholsky: [[http://www.zeno.org/Literatur/M/Tucholsky,+Kurt/Werke/1920/Die+Grenze|Die Grenze]]. [Pseud. Peter Panter] in: Berliner Volkszeitung, 27.06.1920)) ''Kurt Tucholsky'' 1920 die rechtlichen Verhältnisse an den europäischen Grenzen, wo ein Schritt aus dem Bürger einen [[wiki:der_fremde|Fremden]] und ein weiterer Schritt den Fremden zum [[wiki:outlaw|Vogelfreien]] machen. Für [[wiki:reisende|Reisende]] stehen Staatsgrenzen im Vordergrund, denn für das Übertreten sind Regeln (z. B. Zoll) zu beachten, es werden [[wiki:dokumente|Dokumente]] benötigt (z.B. Reisepass, Fahrzeugpapiere), es ändern sich Vorschriften und [[wiki:gesetz|Gesetze]]. Hier übt der staatliche [[wiki:souveraenitat|Souverän]] seine Macht aus, zeigt militärische Stärke, politisches Selbstbewußtsein, wirtschaftliche Zwänge (»Grenzregime«). Das Kontrollbedürfnis an der Schranke ist dem [[wiki:staaten|Staat]] zumindest in der Neuzeit zu eigen// »So wie man an der Grenze Personen, Bücher, Gedanken beobachten muss, so auch Waren; denn sind sie einmal im Staatsgebiet verteilt, so kann man sie nicht mehr mit Sicherheit kontrollieren.«// ((''M. J. Fraenzi''\\ //Über Zölle, Handelsfreiheit und Handelsvereine// ...\\ Wien 1834, S. 78, zit nach ''E. Saurer'': //Straße, Schmuggel, Lottospiel//. Göttingen 1989)).
  
-//Grenzübergangsstellen// können bewacht sein oder auch nicht, dort wird kontrolliert oder auch nicht. Der Grenzverlauf zwischen zwei Grenzübergangsstellen wird umgangssprachlich als **Grüne Grenze** bezeichnet, ein Verlauf über größere Gewässer auch als //Blaue Grenze//. Der »Schengener Grenzkodex« ([[https://op.europa.eu/de/publication-detail/-/publication/42fba6c3-f0c5-11e5-8529-01aa75ed71a1/language-de|EU-Verordnung 2016/399]]) regelt ausdrücklich, dass die Binnengrenzen im Schengenraum an jeder Stelle passiert werden dürfen, ohne besondere Genehmigungen oder Kontrollen.+//Grenzübergangsstellen// können bewacht sein oder auch nicht, dort wird kontrolliert oder auch nicht. Der Grenzverlauf zwischen zwei Grenzübergangsstellen wird umgangssprachlich als **Grüne Grenze** bezeichnet, ein Verlauf über größere Gewässer auch als //Blaue Grenze//. Der »Schengener Grenzkodex« ([[https://op.europa.eu/de/publication-detail/-/publication/42fba6c3-f0c5-11e5-8529-01aa75ed71a1/language-de|EU-Verordnung 2016/399]]) regelt ausdrücklich, dass die Binnengrenzen im Schengenraum an jeder Stelle passiert werden dürfen, ohne besondere Genehmigungen oder Kontrollen.  
 +Das unterschiedliche Verständnis von Grenzen bestimmt das Denken und Verhalten der Menschen unbewusst bis heute ((''Norbert Seitz'' //Grenzen.// [[https://www.deutschlandfunk.de/grenzen-die-geschichte-des-zusammenlebens.1310.de.html?dram:article_id=284535|Die Geschichte des Zusammenlebens]])): 
 +  * ''Wilfried von Bredow''\\ //Grenzen//\\ Eine Geschichte des Zusammenlebens vom Limes bis Schengen\\ Konrad Theiss Verlag, 192 Seiten 
 +  * ''Dieter Kreutzkamp'', ''Rupert Heigl''\\ Mitten durch Deutschland.\\ Auf dem ehemaligen Grenzweg von der Ostsee bis zum Böhmerwald.\\ 2. Auflage, München: Frederking & Thaler 1999. 192 S., 39 farb. und 77 SW-Abb.\\ Grenzgänge sind etwas ganz Besonderes. Ihnen haftet die [[wiki:gefahr|Gefahr]] an und die dabei verspürte Unsicherheit ähnelt jener, die man spürt bei den Großen Reisen ins Unbekannte. 1.400 Kilometer folgte ''Dieter Kreutzkamp'' der ehemaligen Grenze BRD/DDR, dem betonierten Plattenweg, quer durch Deutschland und nennt ihn »die einsamste Straße Deutschlands« – nur eine Ortsdurchfahrt, kein Gegenverkehr, keine Verkehrsschilder und gleichzeitig die stillsten und schönsten Naturregionen Deutschlands.\\ Die Wanderabschnitte bestimmen die Gliederung. Die Etappen werden in der Art eines Reiseberichts beschrieben. Die zu befürchtende Tristesse einer tagebuchähnlichen Struktur wird vermieden, denn Hintergründe, Begegnungen und kleine Anekdoten machen die Lektüre interessant. Jedem Kapitel folgt ein Infokasten mit Adressen und Hinweisen zu Abstechern, [[wiki:camping|Camping]]plätzen, Karten, Literatur. Hin und wieder deuten Skizzen den [[wiki:weg|Wegverlauf]] an, eine Karte kann das aber nicht ersetzen. Und gerade hier liegt der Nachteil des Buches: Zu groß, zu schwer und dennoch nicht ausreichend für eine Wanderung. 
 + 
 +==== Grenzgeometrie und Nachbarn ==== 
 +  * Inselstaaten und Australien haben keine angrenzenden Nachbarn, nur die Küste als Grenze zum Wasser. 
 +  * 17 Staaten haben nur eine Grenze zu einem Nachbarland: [[https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Staaten_mit_nur_einer_Landgrenze|Wikipedia]]; davon sind drei von dem anderen Staat umgeben: Lesotho, San Marino, Vatikanstadt. 
 +  * //Zweiländerecken// gibt es nicht, näherungsweise lassen sich Exklaven mit Punktkontakt zum Hauptstaatsgebiet als solche auffassen. 
 +  * 159 internationale //Dreiländerecken// gibt es weltweit: [[https://de.wikipedia.org/wiki/Dreil%C3%A4ndereck|Wikipedia]]. 
 +  * Ob es //Vierländerecken// geben kann, ist umstritten; ein solches liegt im Fluss Sambesi und wird durch die Grenzen der Länder Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe gebildet. Das hat aber zur Folge, dass eine Brücke von Sambia nach Botswana dann auch namibianisches Staatsgebiet berühren müsste. 
 ==== Das Innen und Außen ==== ==== Das Innen und Außen ====
 +Die Natur kennt keine Grenze, denn natürliche Räume gehen immer ineinander über, so hat der Waldrand andere Eigenschaften als der benachbarte Wald oder das offene Feld. Das Trennende in der Natur ist immer auch durchlässig, wie etwa die Membran einer Zelle die Osmose ermöglicht. Das Trennende ist daher immer ein Bereich, der auch verbindet. Die Fortbewegung in der Natur stößt zwar auf Widerstand, wenn ein Fluss oder ein Gebirge trennend wirken, jedoch ermöglichen eine Furt oder ein Pass immer auch einen [[wiki:uebergang|Übergang]]. Bereiche, die sowohl Widerstand als auch [[wiki:uebergang|Übergang]] beinhalten, werden als Schwelle wahrgenommen. Der Mensch hat natürliche Schwellen benutzt und aus dem trennenden Bereich (z. B. Mark) eine Grenze (engl. boundary line) gemacht. Die Schwelle des Hauses heißt lateinisch //limen// `das Querholz´, die gerodete [[wiki:bahn|Bahn]] zwischen befriedeter Fläche und der Wildnis heißt lateinisch //limes// `der Quergang´, doch beruhen beide Begriffe auf derselben Idee, das Eigene vom Anderen zu trennen, also den Feind (hostis) draußen zu halten und den [[wiki:gast|Gast]] (hospiz) einzulassen.
 +
 Das Auflösen einer Grenze führt aus heutiger Sicht zu einem Naturzustand, der die Ordnung auflöst und  [[wiki:wildnis|Wildnis]] zulässt; [[wiki:grenzgaenger|Grenzgänger]] werden misstrauisch beobachtet, weil sie  Das Auflösen einer Grenze führt aus heutiger Sicht zu einem Naturzustand, der die Ordnung auflöst und  [[wiki:wildnis|Wildnis]] zulässt; [[wiki:grenzgaenger|Grenzgänger]] werden misstrauisch beobachtet, weil sie 
 auch die [[wiki:Grenze zwischen Leben und Tod|Grenze zwischen Leben und Tod]] beschreiten. Der [[wiki:begriff|Begriff]] »Grenze« wurde erst ab dem [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 12. Jahrhundert|12. Jahrhundert]] ins Deutsche übernommen; er stammt aus den slawischen Sprachen und bezeichnet dort eine Grenz__linie__ wie sie in den ostmitteleuropäischen Steppengebieten üblich war. auch die [[wiki:Grenze zwischen Leben und Tod|Grenze zwischen Leben und Tod]] beschreiten. Der [[wiki:begriff|Begriff]] »Grenze« wurde erst ab dem [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 12. Jahrhundert|12. Jahrhundert]] ins Deutsche übernommen; er stammt aus den slawischen Sprachen und bezeichnet dort eine Grenz__linie__ wie sie in den ostmitteleuropäischen Steppengebieten üblich war.
  
 In Westeuropa dagegen bildeten die Wälder zwischen den Rodungsdörfern einen Grenz__bereich__ ohne deutliche Linie; Grenzen wurden bis dahin als »Marken« bezeichnet und als Flächen gedacht, die oft gemeinsam genutzt wurden.  Natürlich entstanden daraus Konflikte. Wenn es aber weder physisch noch als Denkfigur die Grenze gab, so konnten Lösungen nur durch Konsens im Miteinander gefunden werden - man war gezwungen, etwas Gemeinsames zu finden. Der Denkfigur der Grenze kam die Hecke am nächsten, diese war jedoch durchlässig und verband das Innen und Außen. Die Spezialistin für die Kommunikation zwischen Innen und Außen war die Heckenreiterin, die //Hagazussa//, kurz: die Hexe. In vielen Kulturen finden sich //Grenzgottheiten// (liminal deities), die als [[wiki:reisegoetter|Reisegötter]] oft heute noch die Reisenden beschützen. In Westeuropa dagegen bildeten die Wälder zwischen den Rodungsdörfern einen Grenz__bereich__ ohne deutliche Linie; Grenzen wurden bis dahin als »Marken« bezeichnet und als Flächen gedacht, die oft gemeinsam genutzt wurden.  Natürlich entstanden daraus Konflikte. Wenn es aber weder physisch noch als Denkfigur die Grenze gab, so konnten Lösungen nur durch Konsens im Miteinander gefunden werden - man war gezwungen, etwas Gemeinsames zu finden. Der Denkfigur der Grenze kam die Hecke am nächsten, diese war jedoch durchlässig und verband das Innen und Außen. Die Spezialistin für die Kommunikation zwischen Innen und Außen war die Heckenreiterin, die //Hagazussa//, kurz: die Hexe. In vielen Kulturen finden sich //Grenzgottheiten// (liminal deities), die als [[wiki:reisegoetter|Reisegötter]] oft heute noch die Reisenden beschützen.
- 
   * ''Oliver Eberl''\\ //Naturzustand und Barbarei//.\\ Begründung und Kritik staatlicher Ordnung im Zeichen des Kolonialismus.\\ Hamburger Edition, Hamburg 2021. 552 S.   * ''Oliver Eberl''\\ //Naturzustand und Barbarei//.\\ Begründung und Kritik staatlicher Ordnung im Zeichen des Kolonialismus.\\ Hamburger Edition, Hamburg 2021. 552 S.
   * ''Christoph Motsch''\\ //Grenzgesellschaft und frühmoderner Staat//\\ Die Starostei Draheim zwischen Hinterpommern, der Neumark und Grosspolen (1575-1805).\\ Potsdam, Univ., Diss., 1996. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 2001   * ''Christoph Motsch''\\ //Grenzgesellschaft und frühmoderner Staat//\\ Die Starostei Draheim zwischen Hinterpommern, der Neumark und Grosspolen (1575-1805).\\ Potsdam, Univ., Diss., 1996. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 2001
  
----- +=== Verweise === 
-  Dieter Kreutzkamp, Rupert Heigl +[[https://begriffsgeschichte.de/doku.php/begriffe/grenze|Interdisziplinäre Begriffsgeschichte »Grenze«]]
-  Mitten durch Deutschland +
-  Auf dem ehemaligen Grenzweg von der Ostsee bis zum Böhmerwald +
-  2. Auflage, München: Frederking & Thaler 1999 +
-  19,5x26: 192 Seiten, 39 farb. und 77 SW-Abb. +
-Grenzgänge sind etwas ganz Besonderes. Ihnen haftet die [[wiki:gefahr|Gefahr]] an und die dabei verspürte Unsicherheit ähnelt jener, die man spürt bei den Großen Reisen ins Unbekannte1.400 Kilometer folgte ''Dieter Kreutzkamp'' der ehemaligen Grenze BRD/DDR, dem betonierten Plattenweg, quer durch Deutschland und nennt ihn »die einsamste Straße Deutschlands« – nur eine Ortsdurchfahrt, kein Gegenverkehr, keine Verkehrsschilder und gleichzeitig die stillsten und schönsten Naturregionen Deutschlands. +
- +
-Die Wanderabschnitte bestimmen die Gliederung. Die Etappen werden in der Art eines Reiseberichts beschrieben. Die zu befürchtende Tristesse einer tagebuchähnlichen Struktur wird vermieden, denn Hintergründe, Begegnungen und kleine Anekdoten machen die Lektüre interessant. Jedem Kapitel folgt ein Infokasten mit Adressen und Hinweisen zu Abstechern, Campingplätzen, Karten, Literatur. Hin und wieder deuten Skizzen den [[wiki:weg|Wegverlauf]] an, eine Karte kann das aber nicht ersetzen. Und gerade hier liegt der Nachteil des Buches: Zu groß, zu schwer und dennoch nicht ausreichend für eine Wanderung.+
  
 ==== Literatur ==== ==== Literatur ====
 +
   * ''Bärmann'', F. \\ //Haus, Stadt, Grenze// \\ Nachdenklicher Sachunterricht in der Grundschule.\\   Wuppertaler geographische Studien, Heft 6\\ Bergische Universität Gesamthochschule Wuppertal 1992   * ''Bärmann'', F. \\ //Haus, Stadt, Grenze// \\ Nachdenklicher Sachunterricht in der Grundschule.\\   Wuppertaler geographische Studien, Heft 6\\ Bergische Universität Gesamthochschule Wuppertal 1992
-  * ''Bauer'', M/Rahn, Th. (Hg.) \\ //Die Grenze: Begriff und Inszenierung// Berl\\ In: Akademieverlag 1997+  * ''Bauer'', Markus, Rahn, Thomas (Hg.) \\ //Die Grenze: Begriff und Inszenierung//\\ In: Akademieverlag Berlin 1997
   * ''Betteridge, Thomas''\\ //Borders and travellers in Early Modern Europe//.\\ Abingdon, Oxon 2007; New York: Routledge, 2016   * ''Betteridge, Thomas''\\ //Borders and travellers in Early Modern Europe//.\\ Abingdon, Oxon 2007; New York: Routledge, 2016
     * Tom Betteridge\\ Introduction borders, travel and writing     * Tom Betteridge\\ Introduction borders, travel and writing
Zeile 49: Zeile 51:
     * Maria R. Boes\\ Unwanted travellers: the tightening of city borders in early modern Germany     * Maria R. Boes\\ Unwanted travellers: the tightening of city borders in early modern Germany
     * Andrew Pettegree\\ Translation and the migration of texts     * Andrew Pettegree\\ Translation and the migration of texts
-    * David J. Baker\\  'Idiote': politics and friendship in ''Thomas Coryate''+    * David J. Baker\\ 'Idiote': politics and friendship in ''Thomas Coryate''
     * Melanie Ord\\ Returning from Venice to England: ''Sir Henry Wotton'' as [[wiki:sendung|diplomat]], pedagogue and Italian cultural connoisseur     * Melanie Ord\\ Returning from Venice to England: ''Sir Henry Wotton'' as [[wiki:sendung|diplomat]], pedagogue and Italian cultural connoisseur
     * Neil L. Whitehead\\ Sacred cannibals and golden kings: travelling the borders of the New World with ''Hans Staden'' and ''Walter Raleigh''     * Neil L. Whitehead\\ Sacred cannibals and golden kings: travelling the borders of the New World with ''Hans Staden'' and ''Walter Raleigh''
     * Andrew Hadfield\\ Afterword : did cannibals have a renaissance?     * Andrew Hadfield\\ Afterword : did cannibals have a renaissance?
-  * ''Böckler'', S. \\ //Grenze: Allerweltswort oder Grundbegriff der Moderne?// \\ In: Archiv für Begriffsgeschichte 2003, 45: 167 220+  * ''Böckler'', S. \\ //Grenze: Allerweltswort oder Grundbegriff der Moderne?// \\ In: Archiv für Begriffsgeschichte 2003, 45: 167220
   * ''Bosselmann-Cyran, Kristian, Ulrich Knefelkamp''\\ //Grenze und Grenzüberschreitung im [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]] //\\ 11. Symposium des Mediävistenverbandes vom 14. bis 17. März 2005 in Frankfurt an der Oder, Berlin: Akademie Verlag 2007   * ''Bosselmann-Cyran, Kristian, Ulrich Knefelkamp''\\ //Grenze und Grenzüberschreitung im [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]] //\\ 11. Symposium des Mediävistenverbandes vom 14. bis 17. März 2005 in Frankfurt an der Oder, Berlin: Akademie Verlag 2007
 +  * ''Helene Breitenfellner''\\ //Limes, frontière, granica, border. Semantische und etymologische Betrachtungen zum Phänomen ‚Grenze‘.//\\ In: Helene Breitenfellner et al. (Hg.): Grenzen - kulturhistorische Annäherungen (2016) S. 17-33. [[https://www.researchgate.net/profile/Eugen-Pfister-2/publication/315520412_Grenzen_-_Kulturhistorische_Annaherungen/links/593e4cd30f7e9b3317c573a1/Grenzen-Kulturhistorische-Annaeherungen.pdf#page=17|Online]]\\ Die Grenze als universale Kategorie: Limes, fines und confinium, termen/terminus, regio, territorium, pomerium ...
 +  * ''Brauer, R.''\\ //Boundaries and Frontiers in Medieval Muslim Geography//.\\ Transactions of the American Philosophical Society, New Series, 85/6 (1995) 1–73.
   * ''Haubrichs'', W./Schneider, R. (Hg.) \\ //Grenzen und Grenzregionen// \\ Saarbrücken: Saarbrücker Druckerei und Verlag 1993   * ''Haubrichs'', W./Schneider, R. (Hg.) \\ //Grenzen und Grenzregionen// \\ Saarbrücken: Saarbrücker Druckerei und Verlag 1993
   * ''Haushofer'', K. \\ //Grenzen in ihrer geographischen und politischen Bedeutung// \\ Berlin-Grunewald: Kurt Vowinckel Verlag 1927   * ''Haushofer'', K. \\ //Grenzen in ihrer geographischen und politischen Bedeutung// \\ Berlin-Grunewald: Kurt Vowinckel Verlag 1927
-  * ''Helmolt'', H. F. \\ //Die Entwickelung der Grenzlinie aus dem Grenzsaume im alten Deutschland// \\ In: Historisches Jahrbuch 1896 XVII 235 264+  * ''Helmolt'', H. F. \\ //Die Entwickelung der Grenzlinie aus dem Grenzsaume im alten Deutschland// \\ In: Historisches Jahrbuch 1896 XVII 235264 
 +  * ''Eva Horn'', ''Stefan Kaufmann'', ''Ulrich Bröckling''\\ //Grenzverletzer. Von Schmugglern, Spionen und anderen subversiven Gestalten.//\\ (= Copyrights, 6) 13 Beiträge thematisieren unterschiedliche Typen der Grenzverletzungen. 272 S. Berlin 2002: Kulturverlag Kadmos. [[https://d-nb.info/964348322/04|Inhalt]], u.a. zu den  Figuren:\\ Der Flüchtling, Fluchthelfer, [[wiki:vagabund|Vagabund]], [[wiki:nomaden|Nomade]], Schmuggler, Söldner, Spion, [[wiki:erforscher|Entdecker und Eroberer]], Siedler, Anarchist, Luftpirat, Hacker
   * ''Karp'', H.-J. \\ //Grenzen in Ostmitteleuropa während des Mittelalters// \\ Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Grenzlinie aus dem Grenzsaum. \\ Köln: Böhlau 1972   * ''Karp'', H.-J. \\ //Grenzen in Ostmitteleuropa während des Mittelalters// \\ Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Grenzlinie aus dem Grenzsaum. \\ Köln: Böhlau 1972
   * ''Kolb'', H. \\ //Zur Frühgeschichte des Wortes ‘Grenze’// \\ In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 1989, 226, 344 - 356   * ''Kolb'', H. \\ //Zur Frühgeschichte des Wortes ‘Grenze’// \\ In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 1989, 226, 344 - 356
-  * ''Medick'', H. \\ //Zur politischen Sozialgeschichte der Grenzen in der Neuzeit Europas// \\ In: Sowi. Sozialwissenschaftliche Informationen1991, 3: 157 163 +  * ''Magris, Claudio''\\ //Wer steht auf der anderen Seite? Grenzbetrachtungen.//\\ Salzburg, Wien 1993 
-  * ''Pfister'', M. \\ //Grenzbezeichnungen im Italoromanischen und Galloromanischen// \\ In: Haubrichs/Schneider (Hg.) 1993, 37 50 +  * ''Medick'', H. \\ //Zur politischen Sozialgeschichte der Grenzen in der Neuzeit Europas// \\ In: Sowi. Sozialwissenschaftliche Informationen1991, 3: 157163 
-  * ''Scattola'', M. \\ //Die Grenze der Neuzeit// \\ Ihr Begriff in der juristischen und politischen Literatur der Antike und Frühmoderne. \\ In: Bauer/Rahn (Hg.) 1997: 37 69 +  * ''Pfister'', M. \\ //Grenzbezeichnungen im Italoromanischen und Galloromanischen// \\ In: Haubrichs/Schneider (Hg.) 1993, 3750 
-  * ''Schmale'', W.\\ //„Grenze“ in der deutschen und französischen Frühneuzeit// \\ In: Ders./Stauber (Hg.) 1998, 50 75 +  * ''Scattola'', M. \\ //Die Grenze der Neuzeit// \\ Ihr Begriff in der juristischen und politischen Literatur der Antike und Frühmoderne. \\ In: Bauer/Rahn (Hg.) 1997: 3769 
-  * ''Schmale'', W.; Stauber, R. (Hg.) \\ //Menschen und Grenzen in der Frühen Neuzeit//Berl\\ In: Berlin Verlag A. Spitz 1998 +  * ''Schmale'', W.\\ //„Grenze“ in der deutschen und französischen Frühneuzeit// \\ In: Ders./Stauber (Hg.) 1998, 5075 
-  * ''Schneider'', R. \\ //Lineare Grenzen vom frühen bis zum späten [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]] //. \\ In: Haubrichs/Schneider (Hg.) 1993, 51 68 +  * ''Schmale'', W.; Stauber, R. (Hg.) \\ //Menschen und Grenzen in der Frühen Neuzeit//. \\ In: Berlin Verlag A. Spitz 1998 
-  * ''Sieber-Lehmann'', C. \\ //„Regna colore rubeo circumscripta.“// \\ Überlegungen zur Geschichte weltlicher Herrschaftsgrenzen im [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]]. \\ In: Marchal 1996, 79 91+  * ''Falko Schmieder''\\ //Entwicklungslinien einer interdisziplinären Begriffsgeschichte von Grenze.//\\ [[https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/9783845295305-27/entwicklungslinien-einer-interdisziplinaeren-begriffsgeschichte-von-grenze?page=0|Online]]  S. 27-49 in: ''Dominik Gerst'', ''Maria Klessmann'', ''Hannes Krämer'' (Hg.): Grenzforschung. (=Border Studies, 3) 543 S.  [[https://d-nb.info/1166785076/04|Inhalt]]  
 +  * ''Schneider'', R. \\ //Lineare Grenzen vom frühen bis zum späten [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]] //. \\ In: Haubrichs/Schneider (Hg.) 1993, 5168 
 +  * ''Sieber-Lehmann'', C. \\ //„Regna colore rubeo circumscripta.“// \\ Überlegungen zur Geschichte weltlicher Herrschaftsgrenzen im [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]]. \\ In: Marchal 1996, 7991 
 +  * ''Wokart, Norbert''\\ //Differenzierungen im Begriff, Grenze’. Zur Vielfalt eines scheinbar einfachen Begriffs.//\\ In: Literatur der Grenze, Theorie der Grenze. Hg. von Richard Faber u. Barbara Naumann. Würzburg 1995
  
 <html><img src="https://vg09.met.vgwort.de/na/dd6f9ca50166467d8306ea24113b593f" width="1" height="1" alt=""> </html> <html><img src="https://vg09.met.vgwort.de/na/dd6f9ca50166467d8306ea24113b593f" width="1" height="1" alt=""> </html>
wiki/grenze.1631942906.txt.gz · Zuletzt geändert: 2021/09/18 05:28 von norbert

Donate Powered by PHP Valid HTML5 Valid CSS Driven by DokuWiki