Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


wiki:freiheit

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen der Seite angezeigt.

Link zu der Vergleichsansicht

Beide Seiten, vorherige ÜberarbeitungVorherige Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorherige Überarbeitung
Nächste ÜberarbeitungBeide Seiten, nächste Überarbeitung
wiki:freiheit [2021/09/12 07:34] norbertwiki:freiheit [2022/01/26 06:37] norbert
Zeile 66: Zeile 66:
 Immerhin fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung waren so auf den Straßen unterwegs, bereits 1330 definierte der Begriff //vagabundus// ((nesciretur ubi haberet domicilium suum«, in: ''Guillaume de Breuil'': //Stilus curie Parlamenti// (1330), zit. Nach ''Wolfgang Hartung'': //Die Spielleute im [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]] //. Patmos Düsseldorf 2003)) solche, deren [[wiki:wohnsitz|Wohnsitz]] unbekannt ist. Für sie gab es keinen Platz in der Gesellschaft, auf den sie zurückkehren konnten oder wollten. Im Gegensatz zu [[wiki:abenteuer|Abenteurern]] eroberten sie das Nutzlose, ihr Reisen hatte kein definiertes Ziel, war unerlaubt und selbstbestimmt. Die Vagabunden wurden bereits damals als frei bezeichnet ((Ulricus ioculatur tradidit liberum caput suum …, ''Hartung'': aaO S. 167)).\\  Immerhin fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung waren so auf den Straßen unterwegs, bereits 1330 definierte der Begriff //vagabundus// ((nesciretur ubi haberet domicilium suum«, in: ''Guillaume de Breuil'': //Stilus curie Parlamenti// (1330), zit. Nach ''Wolfgang Hartung'': //Die Spielleute im [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]] //. Patmos Düsseldorf 2003)) solche, deren [[wiki:wohnsitz|Wohnsitz]] unbekannt ist. Für sie gab es keinen Platz in der Gesellschaft, auf den sie zurückkehren konnten oder wollten. Im Gegensatz zu [[wiki:abenteuer|Abenteurern]] eroberten sie das Nutzlose, ihr Reisen hatte kein definiertes Ziel, war unerlaubt und selbstbestimmt. Die Vagabunden wurden bereits damals als frei bezeichnet ((Ulricus ioculatur tradidit liberum caput suum …, ''Hartung'': aaO S. 167)).\\ 
 Als unbehauste Menschen entzogen sie sich seit je der Herrschaft, die schnelle Mobilität war ihre Stärke. Im Mittelalter hieß das auch, sich dem Schutz eines Herren zu entziehen. Herrschaft benötigt jedoch Beherrschte. Daher waren nur wenige Gruppen Fahrender herrschaftlich legitimiert und nur die Fernkaufleute durften legitime »internationale« Strukturen aufbauen.\\  Als unbehauste Menschen entzogen sie sich seit je der Herrschaft, die schnelle Mobilität war ihre Stärke. Im Mittelalter hieß das auch, sich dem Schutz eines Herren zu entziehen. Herrschaft benötigt jedoch Beherrschte. Daher waren nur wenige Gruppen Fahrender herrschaftlich legitimiert und nur die Fernkaufleute durften legitime »internationale« Strukturen aufbauen.\\ 
-Landstreicher und Vagabunden werden als Kunden bezeichnet, also als Kundige, Späher, Kundschafter, die sich außerhalb der Siedlungsinseln auskannten. Sie verbreiteten seit je die Kunde vom Unbekannten, das Neue in der Welt. Der direkte Austausch von [[wiki:wissen|Wissen]] untereinander und ihr Wissensvorsprung gegenüber den Seßhaften war ihre dritte Stärke, neben dem [[wiki:walz#Kundenschall|Rotwelsch]]und ihrer Mobilität. Damit mußten sie die fehlende Sicherheit einer ortsfesten sozialen Position ausgleichen.\\ +Landstreicher und Vagabunden werden als [[wiki:kundige|Kunden]] bezeichnet, also als Kundige, Späher, Kundschafter, die sich außerhalb der Siedlungsinseln auskannten. Sie verbreiteten seit je die Kunde vom Unbekannten, das Neue in der Welt. Der direkte Austausch von [[wiki:wissen|Wissen]] untereinander und ihr Wissensvorsprung gegenüber den Seßhaften war ihre dritte Stärke, neben dem [[wiki:walz#Kundenschall|Rotwelsch]]und ihrer Mobilität. Damit mußten sie die fehlende Sicherheit einer ortsfesten sozialen Position ausgleichen.\\ 
 //»Ich glaube, daß wir Heutigen, die wir daran gewöhnt sind, frei Haus gelieferte Erkenntnisse zu verkonsumieren, weitgehend vergessen haben, daß die Wahrheit ihren Preis hat. Oder wie ein Eskimo-Schamane zu ''Knud Rasmussen'' sagte: Ihr wißt nicht, daß nur der erkennt, der in die Einsamkeit geht und Leiden erträgt. … Die Menschen haben immer wieder die Wahl. Aber bereits die Eva des Alten Testaments gab ja bekanntlich die Geborgenheit des Paradieses hin für die Wahrheit.«// ((''Hans Peter Duerr'': //Traumzeit. Über die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation//. Syndikat 1978. Insbesondere das Kapitel: //Road Bilong Science//)) //»Ich glaube, daß wir Heutigen, die wir daran gewöhnt sind, frei Haus gelieferte Erkenntnisse zu verkonsumieren, weitgehend vergessen haben, daß die Wahrheit ihren Preis hat. Oder wie ein Eskimo-Schamane zu ''Knud Rasmussen'' sagte: Ihr wißt nicht, daß nur der erkennt, der in die Einsamkeit geht und Leiden erträgt. … Die Menschen haben immer wieder die Wahl. Aber bereits die Eva des Alten Testaments gab ja bekanntlich die Geborgenheit des Paradieses hin für die Wahrheit.«// ((''Hans Peter Duerr'': //Traumzeit. Über die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation//. Syndikat 1978. Insbesondere das Kapitel: //Road Bilong Science//))
  
Zeile 94: Zeile 94:
 Gesetzen für uns bauen und auf der Stange hocken. Verschwenderisch und unbarmherzig wie Tiger Gesetzen für uns bauen und auf der Stange hocken. Verschwenderisch und unbarmherzig wie Tiger
 kommen wir auf die Welt; wir müssen sparen oder hungern und frieren. Wir sind geboren, um zu wandern kommen wir auf die Welt; wir müssen sparen oder hungern und frieren. Wir sind geboren, um zu wandern
-und sind verflucht, an der Scholle zu kleben und zu graben.«// ((''William Bolitho'': //Zwölf gegen das Schicksal. Die Geschichte des Abenteuers//. Kiepenheuer Vlg., 1931)) Pathetisch wird hier die Freiheit des unbeherrschten Einzelnen idealisiert, die sich im Unterwegs-Sein äußert.+und sind verflucht, an der Scholle zu kleben und zu graben.«// ((''William Bolitho'': //Zwölf gegen das Schicksal. Die Geschichte des Abenteuers//. Kiepenheuer Vlg., 1931)) Pathetisch wird hier die Freiheit des unbeherrschten Einzelnen idealisiert, die sich im [[wiki:unterwegs-sein|Unterwegs-sein]] äußert.
  
 Wer in unserem Zeitalter frei sagt, beansprucht das individuelle Recht, von jeder Verpflichtung, von jeder Verhaltensregel frei zu sein. //»Dass Freiheit heutzutage eher die sittliche Entfesselung meint als die ortsgebundene Gesittung, beruht wohl auf dem natürlichen Raubinstinkt ([[wiki:philobatie|Philobatie]]), der in Widerstreit mit dem Wunsch nach Geborgenheit ([[wiki:oknophilie|Oknophilie]]) liegt.«// ((http://home.tiscalinet.ch/lothar.knaak/onlineD.html?Freiheit.html)) Muß man also wählen, Adler oder Kaninchen sein? Wer in unserem Zeitalter frei sagt, beansprucht das individuelle Recht, von jeder Verpflichtung, von jeder Verhaltensregel frei zu sein. //»Dass Freiheit heutzutage eher die sittliche Entfesselung meint als die ortsgebundene Gesittung, beruht wohl auf dem natürlichen Raubinstinkt ([[wiki:philobatie|Philobatie]]), der in Widerstreit mit dem Wunsch nach Geborgenheit ([[wiki:oknophilie|Oknophilie]]) liegt.«// ((http://home.tiscalinet.ch/lothar.knaak/onlineD.html?Freiheit.html)) Muß man also wählen, Adler oder Kaninchen sein?
wiki/freiheit.txt · Zuletzt geändert: 2023/05/26 15:51 von norbert

Donate Powered by PHP Valid HTML5 Valid CSS Driven by DokuWiki