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wiki:1985_sudan

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wiki:1985_sudan [2021/06/15 03:11] norbertwiki:1985_sudan [2021/12/30 07:38] norbert
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 Ich erlebe in dieser Nacht erstmals den Schrecken der Wüste, als ich, den Wagenspuren unserer Konvoipartner folgend, in die Wüste hinausgehe. Nur mit den Füßen kann ich die Spuren im Sand tasten, sehen kann ich sie nicht. Es ist Neumond, unterhalb des Horizonts herrscht einheitliches Schwarz, den Hügel vor mir erkenne ich nur als schwarzes Loch ohne Sterne, Eine Stunde vielleicht folge ich den Spuren, der Boden wird langsam fester, Sand weicht Stein, dann kann ich die Spuren vom Untergrund nicht mehr unterscheiden. Nur noch einige Meter trennen mich von der Hügelkuppe, so scheint es mir, und ich möchte feststellen, ob ich von dort nicht die Lichter unserer Reisekameraden sehen kann. Der Weg war weiter als ich dachte, und als ich die Kuppe erreiche, dehnt sich nur endlose Schwärze vor mir, ob Hügel folgen oder Tal, oder sich eine Ebene vor mir ausdehnt - ich kann es nicht ausmachen. Langsam taucht ein Gefühl der Verlorenheit auf. Ich glaube, mich im absoluten Nichts zu befinden. Meine Sinne weiten sich, sind bereit, jeden Ton, jeden Funken aufzunehmen — doch da ist nichts. Kein Rascheln, kein Tierlaut unterbricht diese Stille. Einzig die Sterne stehen unbeweglich, der kalte Wind streicht gleichförmig um mich herum, Zeit hat keine Bedeutung mehr. Das Bedürfnis entsteht, mich dieser Natur anzupassen, mich hinzusetzen und zu Stein zu erstarren, den Wind teilnahmslos und gleichmütig zu ertragen, das Licht der Sterne zu schlucken. Ich erlebe in dieser Nacht erstmals den Schrecken der Wüste, als ich, den Wagenspuren unserer Konvoipartner folgend, in die Wüste hinausgehe. Nur mit den Füßen kann ich die Spuren im Sand tasten, sehen kann ich sie nicht. Es ist Neumond, unterhalb des Horizonts herrscht einheitliches Schwarz, den Hügel vor mir erkenne ich nur als schwarzes Loch ohne Sterne, Eine Stunde vielleicht folge ich den Spuren, der Boden wird langsam fester, Sand weicht Stein, dann kann ich die Spuren vom Untergrund nicht mehr unterscheiden. Nur noch einige Meter trennen mich von der Hügelkuppe, so scheint es mir, und ich möchte feststellen, ob ich von dort nicht die Lichter unserer Reisekameraden sehen kann. Der Weg war weiter als ich dachte, und als ich die Kuppe erreiche, dehnt sich nur endlose Schwärze vor mir, ob Hügel folgen oder Tal, oder sich eine Ebene vor mir ausdehnt - ich kann es nicht ausmachen. Langsam taucht ein Gefühl der Verlorenheit auf. Ich glaube, mich im absoluten Nichts zu befinden. Meine Sinne weiten sich, sind bereit, jeden Ton, jeden Funken aufzunehmen — doch da ist nichts. Kein Rascheln, kein Tierlaut unterbricht diese Stille. Einzig die Sterne stehen unbeweglich, der kalte Wind streicht gleichförmig um mich herum, Zeit hat keine Bedeutung mehr. Das Bedürfnis entsteht, mich dieser Natur anzupassen, mich hinzusetzen und zu Stein zu erstarren, den Wind teilnahmslos und gleichmütig zu ertragen, das Licht der Sterne zu schlucken.
  
-Im Laufe der Jahrhunderte würde ich schmelzen: Die Erosion macht alles zu Sand. Es liegt eine unbestimmbare Großartigkeit in dieser Form der Hingabe. Die Entscheidung, den Weg zurück zu finden, zerreißt den Zauber des Augenblicks. Vielleicht war es nur ein vom Wind herübergewehter Gesprächsfetzen aus dem Camp, der mich aufrüttelte, oder es war meine fehlende Demut vor der Natur, die in mir den Gedanken an das Ziel meiner Reise und an die Lust am Leben aufkommen ließ.+Im Laufe der [[wiki:reisegenerationen|Jahrhunderte]] würde ich schmelzen: Die Erosion macht alles zu Sand. Es liegt eine unbestimmbare Großartigkeit in dieser Form der Hingabe. Die Entscheidung, den Weg zurück zu finden, zerreißt den Zauber des Augenblicks. Vielleicht war es nur ein vom Wind herübergewehter Gesprächsfetzen aus dem Camp, der mich aufrüttelte, oder es war meine fehlende Demut vor der Natur, die in mir den Gedanken an das Ziel meiner Reise und an die Lust am Leben aufkommen ließ.
  
 Zwar weiß ich noch nicht wie, aber ich werde meinen Sinnen eine * [[wiki:orientierung|Orientierung]] bieten, die mich zurückführt. Ob es nun die schwarze Silhouette des Horizonts oder ein mir eingeprägtes Orientierungsmuster des Hinwegs war, das mich die Spuren im Sand finden ließ, weiß ich nicht, doch mir schien die halbe Nacht vergangen, als ich mich auf dem sicheren Rückweg wußte und Stunden später zurück ins Lager fand. Zwar weiß ich noch nicht wie, aber ich werde meinen Sinnen eine * [[wiki:orientierung|Orientierung]] bieten, die mich zurückführt. Ob es nun die schwarze Silhouette des Horizonts oder ein mir eingeprägtes Orientierungsmuster des Hinwegs war, das mich die Spuren im Sand finden ließ, weiß ich nicht, doch mir schien die halbe Nacht vergangen, als ich mich auf dem sicheren Rückweg wußte und Stunden später zurück ins Lager fand.
wiki/1985_sudan.txt · Zuletzt geändert: 2023/05/26 15:08 von norbert

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