Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


wiki:stab

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen der Seite angezeigt.

Link zu der Vergleichsansicht

Beide Seiten, vorherige ÜberarbeitungVorherige Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorherige Überarbeitung
wiki:stab [2024/04/14 05:56] norbertwiki:stab [2024/07/25 05:46] (aktuell) – ↷ Links angepasst weil Seiten im Wiki verschoben wurden 216.244.66.239
Zeile 1: Zeile 1:
 ====== Stock und Stäbe ====== ====== Stock und Stäbe ======
-© ''Norbert Lüdtke'', https://reisegeschichte.de,  November 2020, etwa 130.000 Anschläge+ 
 +© ''[[wiki:luedtke_norbert|Norbert Lüdtke]]'', https://reisegeschichte.de,  November 2020, etwa 130.000 Anschläge
   Ein guter Stock ist das beste Recept vor böse Hunde.    Ein guter Stock ist das beste Recept vor böse Hunde. 
   K.F.W. Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexicon   K.F.W. Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexicon
Zeile 10: Zeile 11:
 In den Bergen oder im afrikanischen [[wiki:bush|Busch]] gehört der Stock dagegen zur Standardausstattung, dient stützend als drittes Bein, zum Tasten oder zur Abwehr. [[wiki: Stock und Stein|Stock und Stein]] sind die ältesten [[wiki:werkzeug|Werkzeuge]] und Waffen. Ungeformt liegen sie bereit. Erkennt man ihren Nutzen, so sind sie verfügbar. Mit dem Stein lässt sich schlagen; er verstärkt die Faust. Mit dem Stock lässt sich stoßen; er verlängert den Arm. Das können auch [[wiki:tiere|Primaten]]. Zeigt man im afrikanischen [[wiki:bush|Busch]] mit einem Stock auf einen Pavian, so zieht sich dieser zurück. Er versteht das Konzept und erkennt die Macht des Stocks. Löwen und Antilopen reagieren nicht so. In den Bergen oder im afrikanischen [[wiki:bush|Busch]] gehört der Stock dagegen zur Standardausstattung, dient stützend als drittes Bein, zum Tasten oder zur Abwehr. [[wiki: Stock und Stein|Stock und Stein]] sind die ältesten [[wiki:werkzeug|Werkzeuge]] und Waffen. Ungeformt liegen sie bereit. Erkennt man ihren Nutzen, so sind sie verfügbar. Mit dem Stein lässt sich schlagen; er verstärkt die Faust. Mit dem Stock lässt sich stoßen; er verlängert den Arm. Das können auch [[wiki:tiere|Primaten]]. Zeigt man im afrikanischen [[wiki:bush|Busch]] mit einem Stock auf einen Pavian, so zieht sich dieser zurück. Er versteht das Konzept und erkennt die Macht des Stocks. Löwen und Antilopen reagieren nicht so.
  
-  * Siehe die **[[wiki:zeitleiste_der_staebe|Zeitleiste der Stäbe]]**+  * Siehe die **[[wiki:zeitleiste_staebe|Zeitleiste der Stäbe]]**
  
 ==== Die Anforderungen ==== ==== Die Anforderungen ====
Zeile 50: Zeile 51:
   * **Haselnuss** (Corylus avellana, engl. hazel), junge //Haselstämmchen// (»Sommerlatte«) ergeben die qualitativ besten **Wanderstäbe**; auch der älteste erhaltene Abtstab des ''Germanus'' aus dem [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 8. Jahrhundert|8. Jahrhundert]] besteht daraus.\\ Ersatzweise: //Eberesche, Weißdorn, Esche, Wacholder//.\\ Wenn sie als Zwiesel geschnitten werden, sind sie auch die **zauberkräftigsten** Stäbe:// »Eine einjährige Haselrute, kurz vor Mitternacht geschnitten, kann unterirdische Metallvorkommen anzeigen«// ((''Eduard Hoffmann-Krayer''\\ //Handwörterbuch des deutschen [[wiki:aberglaube|Aberglaubens]]//\\ Gruyter 1974\\ Anleitung zum Herstellen einer Wünschelrute aus //Eberesche// in:\\ ''Adalbert Kuhn''\\ //[[https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10446272_00005.html|Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks]]//\\ ein Beitrag zur vergleichenden Mythologie der Indogermanen\\ Mythologische Studien 1 Dümmler Berlin 1859; S. 205; Gütersloh : Bertelsmann, 1886)). Der Haselstecken muss geschält werden, damit sich keine Hexen zwischen Holz und Rinde einnisten können. Auch die germanischen Seherinnen besaßen solche Stäbe ((''Tacitus'', //Germania// )).\\ Ersatzweise //Eberesche// oder //Mistel//. ((''Richard Schröder''\\ Karl v. Amira, [[https://dlc.mpdl.mpg.de/dlc/view/escidoc:87700:2/single/442|Der Stab in der germanischen Rechtssymbolik]] in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung, Hrsg. von [Karl] G[eorg] Bruns .... Weimar: Böhlau. Bd. 30 (1909) S. 432 )).   * **Haselnuss** (Corylus avellana, engl. hazel), junge //Haselstämmchen// (»Sommerlatte«) ergeben die qualitativ besten **Wanderstäbe**; auch der älteste erhaltene Abtstab des ''Germanus'' aus dem [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 8. Jahrhundert|8. Jahrhundert]] besteht daraus.\\ Ersatzweise: //Eberesche, Weißdorn, Esche, Wacholder//.\\ Wenn sie als Zwiesel geschnitten werden, sind sie auch die **zauberkräftigsten** Stäbe:// »Eine einjährige Haselrute, kurz vor Mitternacht geschnitten, kann unterirdische Metallvorkommen anzeigen«// ((''Eduard Hoffmann-Krayer''\\ //Handwörterbuch des deutschen [[wiki:aberglaube|Aberglaubens]]//\\ Gruyter 1974\\ Anleitung zum Herstellen einer Wünschelrute aus //Eberesche// in:\\ ''Adalbert Kuhn''\\ //[[https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10446272_00005.html|Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks]]//\\ ein Beitrag zur vergleichenden Mythologie der Indogermanen\\ Mythologische Studien 1 Dümmler Berlin 1859; S. 205; Gütersloh : Bertelsmann, 1886)). Der Haselstecken muss geschält werden, damit sich keine Hexen zwischen Holz und Rinde einnisten können. Auch die germanischen Seherinnen besaßen solche Stäbe ((''Tacitus'', //Germania// )).\\ Ersatzweise //Eberesche// oder //Mistel//. ((''Richard Schröder''\\ Karl v. Amira, [[https://dlc.mpdl.mpg.de/dlc/view/escidoc:87700:2/single/442|Der Stab in der germanischen Rechtssymbolik]] in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung, Hrsg. von [Karl] G[eorg] Bruns .... Weimar: Böhlau. Bd. 30 (1909) S. 432 )).
   * **Kornelkirsche** (Cornus mas, `virga sanguinea´) für die römische Lanze //hasta sanguinea//, für **Knotenstöcke** und **Ziegenhainer**, denn das Holz des Hartriegelgewächses verwächst knorrig, ist sehr hart und so dicht, dass es im Wasser untergeht.\\ Die Knotenstöcke aus Ziegenhain bei Jena dienten seit dem [[wiki:reisegenerationen#18. Jahrhundert|18. Jahrhundert]] zuerst den Jenaer Studenten als Schlagwaffe (»Stenz«) und wurden dann auch zum Gruppensymbol ((''Thomas Hamilton Haddington'' (6th earl of)\\ //A Short Treatise on Forest-trees, Aquaticks, Ever-greens, Fences and Grass-seeds//\\ Edinburgh 1756\\ ''Helmut Henne, Georg Objartel''\\ //Bibliothek zur historischen deutschen Studenten- und Schülersprache//\\ Walter de Gruyter,  Berlin 1984, 3165 S. )).   * **Kornelkirsche** (Cornus mas, `virga sanguinea´) für die römische Lanze //hasta sanguinea//, für **Knotenstöcke** und **Ziegenhainer**, denn das Holz des Hartriegelgewächses verwächst knorrig, ist sehr hart und so dicht, dass es im Wasser untergeht.\\ Die Knotenstöcke aus Ziegenhain bei Jena dienten seit dem [[wiki:reisegenerationen#18. Jahrhundert|18. Jahrhundert]] zuerst den Jenaer Studenten als Schlagwaffe (»Stenz«) und wurden dann auch zum Gruppensymbol ((''Thomas Hamilton Haddington'' (6th earl of)\\ //A Short Treatise on Forest-trees, Aquaticks, Ever-greens, Fences and Grass-seeds//\\ Edinburgh 1756\\ ''Helmut Henne, Georg Objartel''\\ //Bibliothek zur historischen deutschen Studenten- und Schülersprache//\\ Walter de Gruyter,  Berlin 1984, 3165 S. )).
-  * **Mispelholz** (Mespilus germanica, engl. medlar) für den baskischen **Makila**,\\ einen Kampfstock mit einer Spitze aus Stahl, Metallhülse und einer Klinge im Griff ((''Antxon Aguirre Sorondo''\\ //Palos, bastones y makilas//\\ in: Cuadernos de etnología y etnografía de Navarra, nº 60 (1992), pags. 203-236\\ ''Ebeling''\\ //Die Basken und ihr Land//\\ Neues Hausbuch für christliche Unterhaltung, Band 6, Lang, München 1861\\ S. 32 ff; ausführliche Beschreibung solcher Stöcke S. 42-43: Zeichen werden noch am Baum hineingeschnitzt; das dicke Ende wird nach unten getragen )), wohl weil das Holz sehr hart ist und dennoch gut zu verarbeiten.\\ Ein Stock aus Mispelholz verjagt Zauberer ((''Siegfried Seligmann''\\ //Die magischen Heil- und Schutzmittel aus der belebten Natur: das Pflanzenreich//, Reimer, 1996, S. 215\\ Mispelholz hilft bei Entbindungen; ein Kreuz aus Mispelholz und Eisenkraut schützt das Kind in der Wiege; ein Mispelzweig im Stall schützt das Vieh.)).+  * **Mispelholz** (Mespilus germanica, engl. medlar) für den baskischen **Makila**,\\ einen Kampfstock mit einer Spitze aus [[wiki:eisen|Stahl]], Metallhülse und einer Klinge im Griff ((''Antxon Aguirre Sorondo''\\ //Palos, bastones y makilas//\\ in: Cuadernos de etnología y etnografía de Navarra, nº 60 (1992), pags. 203-236\\ ''Ebeling''\\ //Die Basken und ihr Land//\\ Neues Hausbuch für christliche Unterhaltung, Band 6, Lang, München 1861\\ S. 32 ff; ausführliche Beschreibung solcher Stöcke S. 42-43: Zeichen werden noch am Baum hineingeschnitzt; das dicke Ende wird nach unten getragen )), wohl weil das Holz sehr hart ist und dennoch gut zu verarbeiten.\\ Ein Stock aus Mispelholz verjagt Zauberer ((''Siegfried Seligmann''\\ //Die magischen Heil- und Schutzmittel aus der belebten Natur: das Pflanzenreich//, Reimer, 1996, S. 215\\ Mispelholz hilft bei Entbindungen; ein Kreuz aus Mispelholz und Eisenkraut schützt das Kind in der Wiege; ein Mispelzweig im Stall schützt das Vieh.)).
   * **Myrtenholz** (Myrtus communis, engl. myrtle) für kurze **Spieße** ((http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=spieszstange)).\\ In ''Vergils'' //Aeneis// trägt die Kriegerin ''Camilla'' »selber den lykischen Köcher ... und den //Myrtenholzspeer der Hirten// mit eiserner Spitze« ((Vergil, Aeneis 7, 817, »pastoralem praefixa cuspide myrtum«)).\\ Die κεντριάδαι, Priester in Athen, trieben die Ochsen mit dem Rinderstachel (κεντρίζω, κεντέω) bei der `Dipolia´-Feier zum Altar ((Porphyrion de abstinentia 2, 30 )). Der Rinderstachel, Ochsenstecken, Ochsenspieß war ein robustes Werkzeug, das wiederholt als Waffe genannt wird.   * **Myrtenholz** (Myrtus communis, engl. myrtle) für kurze **Spieße** ((http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=spieszstange)).\\ In ''Vergils'' //Aeneis// trägt die Kriegerin ''Camilla'' »selber den lykischen Köcher ... und den //Myrtenholzspeer der Hirten// mit eiserner Spitze« ((Vergil, Aeneis 7, 817, »pastoralem praefixa cuspide myrtum«)).\\ Die κεντριάδαι, Priester in Athen, trieben die Ochsen mit dem Rinderstachel (κεντρίζω, κεντέω) bei der `Dipolia´-Feier zum Altar ((Porphyrion de abstinentia 2, 30 )). Der Rinderstachel, Ochsenstecken, Ochsenspieß war ein robustes Werkzeug, das wiederholt als Waffe genannt wird.
   * **Schwarzdorn, Schlehe** (Prunus spinosa, engl. sloetree) für den keulenartigen **Shillelagh**. Über den Zeitpunkt der Blüte lassen sich Aussaat und Ernte bestimmen. Schlehdorn schützt vor Hexen und diente daher für Hecken.   * **Schwarzdorn, Schlehe** (Prunus spinosa, engl. sloetree) für den keulenartigen **Shillelagh**. Über den Zeitpunkt der Blüte lassen sich Aussaat und Ernte bestimmen. Schlehdorn schützt vor Hexen und diente daher für Hecken.
Zeile 201: Zeile 202:
 | **Rute**\\ lat. ferula | | biegsam, dünn | | Gerte, Zuchtrute\\ Lebensrute|Ruprecht, Perchta\\ Nerthus, Herta | | **Rute**\\ lat. ferula | | biegsam, dünn | | Gerte, Zuchtrute\\ Lebensrute|Ruprecht, Perchta\\ Nerthus, Herta |
 | **Knotenstock** | verdickt | ungleichmäßig | | Stenz\\ Ziegenhainer | Wandergesellen\\ Studenten | | **Knotenstock** | verdickt | ungleichmäßig | | Stenz\\ Ziegenhainer | Wandergesellen\\ Studenten |
-| **Keule**\\ lat. fustis | | dicker werdend | verdickt |Kolben, Shillelagh\\ Knobkierie | ind. Lokapala\\ [[wiki:wilde_mann|Wilder Mann]],\\ phön. Melkarth,\\ Baal, gr. Herakles\\ heth. Berggötter|+| **Keule**\\ lat. fustis | | dicker werdend | verdickt |Kolben, Shillelagh\\ Knobkierie | ind. Lokapala\\ [[wiki:der_wilde_mann|Wilder Mann]],\\ phön. Melkarth,\\ Baal, gr. Herakles\\ heth. Berggötter|
 |  ^  ^ bearbeitet  ^  | |  | |  ^  ^ bearbeitet  ^  | |  |
 | **Keule**\\ lat. pilum| dicker werdend | Griff mittig| dicker werdend | Mörserkeule\\ [[wiki:vajra|vajra]] (Donnerkeil)| ind. Lokapala\\ Zeus, Salii, Silvanus\\ Ritus `pilo ferire´| | **Keule**\\ lat. pilum| dicker werdend | Griff mittig| dicker werdend | Mörserkeule\\ [[wiki:vajra|vajra]] (Donnerkeil)| ind. Lokapala\\ Zeus, Salii, Silvanus\\ Ritus `pilo ferire´|
Zeile 514: Zeile 515:
 Der ostfriesische //wālrīder//, //wōlrīder//, der im Saterland als weibliche //walriderske// und in Westfalen als //walrieske// ist analog zu walubera ein '//stockreiter//', ein Nachtgespenst. Der ostfriesische //wālrīder//, //wōlrīder//, der im Saterland als weibliche //walriderske// und in Westfalen als //walrieske// ist analog zu walubera ein '//stockreiter//', ein Nachtgespenst.
  
-Häufig aus Metall und durch ihre Formen ungeeignet als Alltagswerkzeug, zu kurz und zu schwer, taugten die Stäbe der völr eher als Waffe, dienten als Symbol und magisches Instrument. Die Saga von //Erik dem Roten// erwähnt im dritten Kapitel eine Seherin mit einem bemerkenswerten »Stab mit Knauf, Kupfer und Steinen«. Ein außergewöhnliches Frauengrab der Frühlatènezeit wurde in Reinheim gefunden. Ein darin enthaltenes fünfteiliges Objekt mit Bernsteinperlen und Silberketten mit Klapperperlen wurde als Stab einer Seherin gedeutet und verglichen mit einem spindelförmigen Gerät aus Bronze und Eisen aus Dürrnberg bei Hallein sowie zahlreichen weiteren ähnlichen Objekten (( aus Münsingen, Libna, Smarjeta, Vinkov, Magdalenska Gora, Dobrava, Vinkov vrh, Podzemelj, Sticna, Novo Mesto, Beremend, Szentlörinc, Velemszentvid, Venetien, siehe Fußnote 142 in:\\ ''Christa Stahl''\\ //Mitteleuropäische Bernsteinfunde von der Frühbronze- bis zur Frühlatènezeit: ihre Verbreitung, Formgebung, Zeitstellung und Herkunft//\\ J.H.Röll Verlag, 2006)). Die meisten ((Der Stab aus dem Oseberggrab ist aus Holz, 107 Zentimeter lang, hohl und in fünf gleich lange Abschnitte mit Schnitzereien unterteilt.)) dieser Stäbe in Frauengräbern sind aus Eisen, 45 bis 82 Zentimeter lang, mit Bronzebeschlägen und zum Käfig aufgeweiteten Korb. Es liegt nahe, dass dort Seherinnen bestattet wurden ((''Klaus von See'' u.a.\\ //Kommentar zu den Liedern der Edda// Band 4: Heldenlieder\\ Helgakviða Hundingsbana I, Helgokviða Hiǫrvarðssonar, Helgakviða Hundingsbana II\\ Winter, Heidelberg 2004, 810 Seiten ISBN: 978-3-8253-5007-9, hier: S. 270, 290 ff.\\ ''Helmut Birkhan, ‎Otto Gschwantler ''\\ Festschrift für Otto Höfler zum 65. Geburtstag Band 2\\ 1968 Seite 419\\ //Die Aktualität der Saga//: Festschrift für Hans Schottmann\\ Walter de Gruyter, 1999\\ hier: S. 193 und 195 )). 2005 wurde eine Statue gefunden, die von manchen als Völva interpretiert wird (( ''Bettina Sommer, Morten Warmind''\\ //Óðinn from Lejre — or?//\\ Numen 62.5-6 (2015): 627-638. https://doi.org/10.1163/15685276-12341396)).+Häufig aus Metall und durch ihre Formen ungeeignet als Alltagswerkzeug, zu kurz und zu schwer, taugten die Stäbe der völr eher als Waffe, dienten als Symbol und magisches Instrument. Die Saga von //Erik dem Roten// erwähnt im dritten Kapitel eine Seherin mit einem bemerkenswerten »Stab mit Knauf, Kupfer und Steinen«. Ein außergewöhnliches Frauengrab der Frühlatènezeit wurde in Reinheim gefunden. Ein darin enthaltenes fünfteiliges Objekt mit Bernsteinperlen und Silberketten mit Klapperperlen wurde als Stab einer Seherin gedeutet und verglichen mit einem spindelförmigen Gerät aus Bronze und [[wiki:eisen|Eisen]] aus Dürrnberg bei Hallein sowie zahlreichen weiteren ähnlichen Objekten (( aus Münsingen, Libna, Smarjeta, Vinkov, Magdalenska Gora, Dobrava, Vinkov vrh, Podzemelj, Sticna, Novo Mesto, Beremend, Szentlörinc, Velemszentvid, Venetien, siehe Fußnote 142 in:\\ ''Christa Stahl''\\ //Mitteleuropäische Bernsteinfunde von der Frühbronze- bis zur Frühlatènezeit: ihre Verbreitung, Formgebung, Zeitstellung und Herkunft//\\ J.H.Röll Verlag, 2006)). Die meisten ((Der Stab aus dem Oseberggrab ist aus Holz, 107 Zentimeter lang, hohl und in fünf gleich lange Abschnitte mit Schnitzereien unterteilt.)) dieser Stäbe in Frauengräbern sind aus [[wiki:eisen|Eisen]], 45 bis 82 Zentimeter lang, mit Bronzebeschlägen und zum Käfig aufgeweiteten Korb. Es liegt nahe, dass dort Seherinnen bestattet wurden ((''Klaus von See'' u.a.\\ //Kommentar zu den Liedern der Edda// Band 4: Heldenlieder\\ Helgakviða Hundingsbana I, Helgokviða Hiǫrvarðssonar, Helgakviða Hundingsbana II\\ Winter, Heidelberg 2004, 810 Seiten ISBN: 978-3-8253-5007-9, hier: S. 270, 290 ff.\\ ''Helmut Birkhan, ‎Otto Gschwantler ''\\ Festschrift für Otto Höfler zum 65. Geburtstag Band 2\\ 1968 Seite 419\\ //Die Aktualität der Saga//: Festschrift für Hans Schottmann\\ Walter de Gruyter, 1999\\ hier: S. 193 und 195 )). 2005 wurde eine Statue gefunden, die von manchen als Völva interpretiert wird (( ''Bettina Sommer, Morten Warmind''\\ //Óðinn from Lejre — or?//\\ Numen 62.5-6 (2015): 627-638. https://doi.org/10.1163/15685276-12341396)).
  
 Materiell findet sich ein Ringstaf oder Klingerstaf ((Ringstaf auf Schonen oder Klingerstaf wenn lose Ringe daran befestigt sind. Wird in die Erde gesteckt, um Dämonen zu vertreiben. - Hoffmann-Krayer, E., & In Bächtold-Stäubli, H. (1927). Handwörterbuch des deutschen [[wiki:aberglaube|Aberglaubens]]. (Handwörterbücher zur Deutschen Volkskunde.) Berlin: W. de Gruyter. Bd. IV, S. 131, unter `Hirtenstab´)) noch bis in die Neuzeit im Schwedischen als Hirtenstab:\\ //»Außerdem führeten sie [die Kühehirten] auch einen besondern Hirtenstab in der Hand, welcher nicht wenig das Vieh in Furcht regte. Dieser Hirtenstab, der hier wegen der an ihm befindlichen Ringe, Ringstaf genannt ward, war eine halbe Elle lang, und besteht aus einem Stocke, oder hölzernen Schafte, mit einer umgebogenen und gedreheten Eisenstange, welche am Ende und in der Mitten festsaß. An dieser Stange hiengen fünf eiserne Ringe, welche ein Gerassel an der Stange machten.«// ((Linné, C. ., & Klein, K. E. (1756). Herrn Carl Linnäi ... Reisen durch das Königreich Schweden, welche auf Befehl der hohen Obrigkeit, zur Verbesserung der Naturkunde, Haushaltungs-und Arzneykunst von ihm angestellt, und mit Anmerkungen, so die Geschichte, Alterthümer, Sitten und Lebensart der Einwohner betreffen, nachher sind herausgegeben worden: Erster Theil. Leipzig: Bey Gottfried Kiesewetter. S. 168)) sowie in Ostpreußen ((Gaerte, W. (1956). Volksglaube und Brauchtum Ostpreussens: Beiträge zur vergleichenden Volkskunde. Würzburg: Holzner-Verlag. S. 27 Ringlstav, Ranglstock mit Hinweis auf Abbildungen)) und Westfalen als Klingelstab ((Grimms Wörterbuch unter `Klingel´)). Materiell findet sich ein Ringstaf oder Klingerstaf ((Ringstaf auf Schonen oder Klingerstaf wenn lose Ringe daran befestigt sind. Wird in die Erde gesteckt, um Dämonen zu vertreiben. - Hoffmann-Krayer, E., & In Bächtold-Stäubli, H. (1927). Handwörterbuch des deutschen [[wiki:aberglaube|Aberglaubens]]. (Handwörterbücher zur Deutschen Volkskunde.) Berlin: W. de Gruyter. Bd. IV, S. 131, unter `Hirtenstab´)) noch bis in die Neuzeit im Schwedischen als Hirtenstab:\\ //»Außerdem führeten sie [die Kühehirten] auch einen besondern Hirtenstab in der Hand, welcher nicht wenig das Vieh in Furcht regte. Dieser Hirtenstab, der hier wegen der an ihm befindlichen Ringe, Ringstaf genannt ward, war eine halbe Elle lang, und besteht aus einem Stocke, oder hölzernen Schafte, mit einer umgebogenen und gedreheten Eisenstange, welche am Ende und in der Mitten festsaß. An dieser Stange hiengen fünf eiserne Ringe, welche ein Gerassel an der Stange machten.«// ((Linné, C. ., & Klein, K. E. (1756). Herrn Carl Linnäi ... Reisen durch das Königreich Schweden, welche auf Befehl der hohen Obrigkeit, zur Verbesserung der Naturkunde, Haushaltungs-und Arzneykunst von ihm angestellt, und mit Anmerkungen, so die Geschichte, Alterthümer, Sitten und Lebensart der Einwohner betreffen, nachher sind herausgegeben worden: Erster Theil. Leipzig: Bey Gottfried Kiesewetter. S. 168)) sowie in Ostpreußen ((Gaerte, W. (1956). Volksglaube und Brauchtum Ostpreussens: Beiträge zur vergleichenden Volkskunde. Würzburg: Holzner-Verlag. S. 27 Ringlstav, Ranglstock mit Hinweis auf Abbildungen)) und Westfalen als Klingelstab ((Grimms Wörterbuch unter `Klingel´)).
Zeile 746: Zeile 747:
  
 ==== Der Stab als Mittel zum Überwinden der Natur ==== ==== Der Stab als Mittel zum Überwinden der Natur ====
 +
 **Der Stab als einfaches mechanisches Werkzeug **\\  **Der Stab als einfaches mechanisches Werkzeug **\\ 
 ... verhalf zu Nahrung und sicherte das Überleben. Der bessere Stab und die bessere Technik im Umgang damit brachten Vorteile, also war der Stab gleichzeitig Zeichen für Überlegenheit. Die Quelle dieser Überlegenheit musste höheren Mächten zugeschrieben werden, solange der Verstand keine technische Analyse der Zusammenhänge erstellen konnte. Die Vielfalt der unterschiedlich geeigneten Materialien und die zahlreichen daraus erstellbaren Formen ermöglichten immer wieder neue technische Anwendungen. Im praktischen alltäglichen Anwenden werden Werkzeuge seit je ergonomisch erprobt und nachfolgend optimiert, denn ein Werkzeug das denselben Nutzen mit geringerem Aufwand liefert, wird bevorzugt. Aristoteles ( 384 bis 322 v. Chr) zählt als mechanische Hilsmittel auf ((''Theodor Beck''\\ //Beiträge zur Geschichte des Maschinenbaues//\\ Springer, Berlin 1899. ... verhalf zu Nahrung und sicherte das Überleben. Der bessere Stab und die bessere Technik im Umgang damit brachten Vorteile, also war der Stab gleichzeitig Zeichen für Überlegenheit. Die Quelle dieser Überlegenheit musste höheren Mächten zugeschrieben werden, solange der Verstand keine technische Analyse der Zusammenhänge erstellen konnte. Die Vielfalt der unterschiedlich geeigneten Materialien und die zahlreichen daraus erstellbaren Formen ermöglichten immer wieder neue technische Anwendungen. Im praktischen alltäglichen Anwenden werden Werkzeuge seit je ergonomisch erprobt und nachfolgend optimiert, denn ein Werkzeug das denselben Nutzen mit geringerem Aufwand liefert, wird bevorzugt. Aristoteles ( 384 bis 322 v. Chr) zählt als mechanische Hilsmittel auf ((''Theodor Beck''\\ //Beiträge zur Geschichte des Maschinenbaues//\\ Springer, Berlin 1899.
Zeile 765: Zeile 767:
  
 **Der Stab zur Energieerzeugung:**\\  **Der Stab zur Energieerzeugung:**\\ 
-Die Kunst, mit einem //Drehstab// Feuer durch Reibung auf einer hölzernen Unterlage zu erzeugen, ist weltbekannt, die Anforderungen an das dazu nötige technische Verständnis sind minimal: einmal gesehen, sofort verstanden. Der Vorgang muss die Menschen tief beeindruckt haben, denn in den indischen Veden wird dieser Drehstab //Pramantha// genannt; pra math bedeutet `stehlen´; pramathyu-s ist der `Dieb´. Der griechische ''Prometheus'' soll so seinen Namen erhalten haben, denn er stahl im Mythos dem Zeus das Feuer für die Menschen. Dieselbe Geschichte findet sich in den Veden; dort heißt der Dieb ''Mātariśvan'' ((''Fortson, Benjamin W.''\\ //Indo-European Language and Culture//: An Introduction. 2004, Blackwell Publishing, S. 27.\\ ''George S. Williamson''\\ //The Longing for Myth in Germany//\\ University of Chicago Press 2004, S. 214–15\\ ''Carol Dougherty''\\ //Prometheus//\\ Routledge, London 2006 S. 4)).+Die Kunst, mit einem //Drehstab// Feuer durch Reibung auf einer hölzernen Unterlage zu erzeugen, ist weltbekannt, die Anforderungen an das dazu nötige technische Verständnis sind minimal: einmal gesehen, sofort verstanden. Der Vorgang muss die Menschen tief beeindruckt haben, denn in den indischen Veden wird dieser Drehstab //Pramantha// genannt; pra math bedeutet `stehlen´; pramathyu-s ist der `Dieb´. Der griechische ''Prometheus'' soll so seinen Namen erhalten haben, denn er stahl im Mythos dem Zeus das Feuer für die Menschen. Dieselbe Geschichte findet sich in den Veden; dort heißt der Dieb ''Mātariśvan'' ((''Fortson, Benjamin W.''\\ //Indo-European Language and Culture//: An Introduction. 2004, Blackwell Publishing, S. 27.\\ ''George S. Williamson''\\ //The Longing for Myth in Germany//\\ University of Chicago Press 2004, S. 214–15\\ ''Carol Dougherty''\\ //Prometheus//\\ Routledge, London 2006 S. 4\\ ''Adalbert Kuhn''\\ //[[https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10446272_00005.html|Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks]]//\\ ein Beitrag zur vergleichenden Mythologie der Indogermanen\\ Mythologische Studien 1 Dümmler Berlin 1859; Gütersloh 1886: Bertelsmann. S. 36 mit Verweis auf Homer hymn. Merc. 108 f., Sophocles Phil. 36, Theophrast hist. V, 9, Theophrast de igne Schneid. 64)).
  
-Technisch betrachtet wird das übertragene Drehmoment maximal in Reibungswärme umgewandelt. Als optimiertes Gerät erhält der Drehstab eine Führung, mehr Druck durch eine Last und einen stärkeren Antrieb über die Sehne eines Bogens. Dieses Gerät war nicht nur //Feuerbohrer// sondern erweiterte die technischen Möglichkeiten durch einen neuen Werkzeugtyp, denn damit konnten auch runde Löcher gebohrt werden, etwa zur Herstellung von Spinnwirteln. +Technisch betrachtet wird das übertragene Drehmoment maximal in Reibungswärme umgewandelt. Als optimiertes Gerät erhält der Drehstab eine Führung, mehr Druck durch eine Last und einen stärkeren Antrieb über die Sehne eines Bogens. Dieses Gerät war nicht nur //Feuerbohrer// sondern erweiterte die technischen Möglichkeiten durch einen neuen Werkzeugtyp. Durch die Wahl eines härteren Drehstabes und einer anderen Unterlage konnten runde Löcher gebohrt werden, etwa zur Herstellung von Spinnwirteln. 
  
 **Der Stab zur Energieübertragung:**\\  **Der Stab zur Energieübertragung:**\\ 
Zeile 790: Zeile 792:
   * Es gibt mehr //Spiessruthen// als Lorbern.   * Es gibt mehr //Spiessruthen// als Lorbern.
   * Die //Ruthe// für die kleinen Kinder, den //Stock// für die grossen Rinder, der Tod für die argen Schinder.   * Die //Ruthe// für die kleinen Kinder, den //Stock// für die grossen Rinder, der Tod für die argen Schinder.
-  * Der //Stab// des Hirten soll an beiden Enden ein spitzes Eisen haben.+  * Der //Stab// des Hirten soll an beiden Enden ein spitzes [[wiki:eisen|Eisen]] haben.
   * Ein //Stock// in der Hand wirkt mehr als zehn an der Wand.   * Ein //Stock// in der Hand wirkt mehr als zehn an der Wand.
   * Du bist mein Stecken und mein Stab, sagte der Mann, als seine Frau ihn schlug.    * Du bist mein Stecken und mein Stab, sagte der Mann, als seine Frau ihn schlug. 
wiki/stab.1713074215.txt.gz · Zuletzt geändert: 2024/04/14 05:56 von norbert

Donate Powered by PHP Valid HTML5 Valid CSS Driven by DokuWiki