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wiki:kosmopolit

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 Als Kosmos wurde im engsten Sinne die staatliche Ordnung in den griechischen [[wiki:staaten|Stadtstaaten]] (Poleis) bezeichnet ((''Rémi Brague''\\ //Die Weisheit der Welt. Kosmos und Welterfahrung im westlichen Denken//\\ Aus dem Franz. (La sagesse du monde) von Gennaro Ghirardelli. München Beck 2006)), als //polit// die darin ansässigen [[wiki:freiheit|Freien]]. Der Begriff des Weltbürgers geht darüber hinaus, zumal wir unter *[[wiki:welt|Welt]] heute etwas anderes verstehen. Neu war daran, dass sich ''Diogenes'' nicht als Teil eines Clans oder Stammes definierte, sondern als Teil einer größeren sozialen Ordnung, deren Angehörige nicht blutsverwandt waren, sondern dem gemeinsamen Selbstverständnis den Vorrang gaben. Als Kosmos wurde im engsten Sinne die staatliche Ordnung in den griechischen [[wiki:staaten|Stadtstaaten]] (Poleis) bezeichnet ((''Rémi Brague''\\ //Die Weisheit der Welt. Kosmos und Welterfahrung im westlichen Denken//\\ Aus dem Franz. (La sagesse du monde) von Gennaro Ghirardelli. München Beck 2006)), als //polit// die darin ansässigen [[wiki:freiheit|Freien]]. Der Begriff des Weltbürgers geht darüber hinaus, zumal wir unter *[[wiki:welt|Welt]] heute etwas anderes verstehen. Neu war daran, dass sich ''Diogenes'' nicht als Teil eines Clans oder Stammes definierte, sondern als Teil einer größeren sozialen Ordnung, deren Angehörige nicht blutsverwandt waren, sondern dem gemeinsamen Selbstverständnis den Vorrang gaben.
  
-In erweiterter Form wurde daraus im Humanismus der Weltbürger, wie ihn ''Erasmus'' verstand. Für die einen bedeutete dies, dass Heimat überall sein kann, für die anderen war es die Fähigkeit, sich die [[wiki:fremdes|Fremde]] vertraut zu machen, überall leben zu können. Weltbürger zu sein war modern im Zeitalter der [[wiki:erforscher|Entdeckungsreisen]], als die Welt in der ersten Globalisierungswelle immer größer wurde. Schließlich waren immer mehr Bürger unterwegs: Seeleute, Kaufleute, [[wiki:erforscher|Forscher]], [[wiki:abenteuer|Abenteurer]], Schriftsteller, Philosophen, Soldaten und Politiker.\\ +In erweiterter Form wurde daraus im Humanismus der Weltbürger, wie ihn ''Erasmus'' verstand. Für die einen bedeutete dies, dass Heimat überall sein kann, für die anderen war es die Fähigkeit, sich die [[wiki:fremdes|Fremde]] vertraut zu machen, überall leben zu können. Das berührt die Themen [[wiki:aufklaerung|Aufklärung]], [[wiki:bildungsreise|Bildung(sreisen)]] und SAE (Selbstorganisation, Autopoiesis, Emergenz). 
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 +Weltbürger zu sein war modern im Zeitalter der [[wiki:erforscher|Entdeckungsreisen]], als die Welt in der ersten Globalisierungswelle immer größer wurde. Schließlich waren immer mehr Bürger unterwegs: Seeleute, Kaufleute, [[wiki:erforscher|Forscher]], [[wiki:abenteuer|Abenteurer]], Schriftsteller, Philosophen, Soldaten und Politiker.\\ 
 Deutschland und England bilden dabei einen interessanten Gegensatz, der wesentlich durch ihre Lage geprägt ist. Deutschland mit (heute) neun Nachbarländern ((Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich, Liechtenstein, Schweiz, Frankreich, Belgien, Niederlande)) ist durch seine zentrale Lage in Europa ein Durchreiseland: Die Welt kommt hinein, ob man das will oder nicht. Vielleicht auch daher singt man hier: »Muss i denn zum Städtele hinaus?« und empfiehltz stattdessen: »Bleibe im Lande und nähre dich redlich«.\\  Deutschland und England bilden dabei einen interessanten Gegensatz, der wesentlich durch ihre Lage geprägt ist. Deutschland mit (heute) neun Nachbarländern ((Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich, Liechtenstein, Schweiz, Frankreich, Belgien, Niederlande)) ist durch seine zentrale Lage in Europa ein Durchreiseland: Die Welt kommt hinein, ob man das will oder nicht. Vielleicht auch daher singt man hier: »Muss i denn zum Städtele hinaus?« und empfiehltz stattdessen: »Bleibe im Lande und nähre dich redlich«.\\ 
 England ist durch seine Insellage einerseits isoliert, andererseits als Seefahrernation und //Empire// mit der gesamten Welt stärker verbunden als Deutschland es je war: »Britannia rules the Waves«. Für einen deutlich höheren Anteil der Bevölkerung war es normal, eine berufliche Karriere im Empire anzustreben und sich damit für einen Platz irgendwo auf der Welt zu entscheiden. England ist durch seine Insellage einerseits isoliert, andererseits als Seefahrernation und //Empire// mit der gesamten Welt stärker verbunden als Deutschland es je war: »Britannia rules the Waves«. Für einen deutlich höheren Anteil der Bevölkerung war es normal, eine berufliche Karriere im Empire anzustreben und sich damit für einen Platz irgendwo auf der Welt zu entscheiden.
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   * sozio-kulturelles Raster   * sozio-kulturelles Raster
 [[wiki:globetrotter|Globetrotter]] müssen also zumindest hinsichtlich ihrer Handlungskompetenz auch Kosmopoliten sein. ''Sloterdijk'' meint, solche Art von Humanismus sei //»Tribalismus für Leute im Aussendienst«// ((''Peter Sloterdijk''\\ //Kehren die Stämme tatsächlich wieder?//\\ NZZ 27.1.2018 )), weil der einsame [[wiki:reisende|Reisende]] in der [[wiki:fremdes|Fremde]] versuche, sich wieder eine »Kleingruppen-Umwelt«, also einen Ersatz-Stamm, zu schaffen ((''Nils Erich, Johannes Schneider''\\ //Warum in die Ferne schweifen//\\ Die Liebe der Deutschen zum Reisen ist nachvollziehbar, anderswo ist es auch verdammt schön. Doch das als Kosmopolitismus zu rechtfertigen, gehört gründlich hinterfragt.\\ Die ZEIT 5. Juli 2020)). Ich bezweifle das. Migranten und [[wiki:expats|Expats]] umgeben sich gleichermaßen mit Ihresgleichen, Integration ist mühsam. Auch [[wiki:reisende|Reisende]] jubeln unterwegs, treffen sie Ihresgleichen. Bei nach langer Abwesenheit heimgekehrten Globetrottern und [[wiki:expats|Expats]] wiederum überwiegt eher das Integrationsproblem - sie sind fremd geworden. Was Wunder, wenn bei Treffen eine Art »[[wiki:Wagenburg|Wagenburgen]]-Mentalität« zu beobachten ist, weil man sich unter Seelenverwandten fühlt. Eine Reiseform wie //Couchsurfing// ersetzt den Kosmopoliten durch den [[wiki:kosmohomogenitaet|Kosmokonsumenten]]. [[wiki:globetrotter|Globetrotter]] müssen also zumindest hinsichtlich ihrer Handlungskompetenz auch Kosmopoliten sein. ''Sloterdijk'' meint, solche Art von Humanismus sei //»Tribalismus für Leute im Aussendienst«// ((''Peter Sloterdijk''\\ //Kehren die Stämme tatsächlich wieder?//\\ NZZ 27.1.2018 )), weil der einsame [[wiki:reisende|Reisende]] in der [[wiki:fremdes|Fremde]] versuche, sich wieder eine »Kleingruppen-Umwelt«, also einen Ersatz-Stamm, zu schaffen ((''Nils Erich, Johannes Schneider''\\ //Warum in die Ferne schweifen//\\ Die Liebe der Deutschen zum Reisen ist nachvollziehbar, anderswo ist es auch verdammt schön. Doch das als Kosmopolitismus zu rechtfertigen, gehört gründlich hinterfragt.\\ Die ZEIT 5. Juli 2020)). Ich bezweifle das. Migranten und [[wiki:expats|Expats]] umgeben sich gleichermaßen mit Ihresgleichen, Integration ist mühsam. Auch [[wiki:reisende|Reisende]] jubeln unterwegs, treffen sie Ihresgleichen. Bei nach langer Abwesenheit heimgekehrten Globetrottern und [[wiki:expats|Expats]] wiederum überwiegt eher das Integrationsproblem - sie sind fremd geworden. Was Wunder, wenn bei Treffen eine Art »[[wiki:Wagenburg|Wagenburgen]]-Mentalität« zu beobachten ist, weil man sich unter Seelenverwandten fühlt. Eine Reiseform wie //Couchsurfing// ersetzt den Kosmopoliten durch den [[wiki:kosmohomogenitaet|Kosmokonsumenten]].
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 +Das "small-world-phenomen" basiert auf der These, dass zwei beliebige Menschen auf der Erde über durchschnittlich sechs Kontakte (5−7) miteinander verbunden werden können. Experimentell lässt sich das bestätigen. Nun sind offensichtlich die meisten Menschen nicht weltweit, sondern eher lokal vernetzt. Es genügt jedoch, wenn auf jeder Seite lokal eine Person über ein überregionales Netzwerk verfügt. 
 +  * ''Lena Laube'', ''Andreas Herz''\\ //Nachbarn in der Weltgesellschaft//.\\ Einführung zur Ad-Hoc-Gruppe »Nachbarn in der Weltgesellschaft« auf dem 37. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Trier 2014. [[https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2014/article/view/241/pdf_130&ved=2ahUKEwjuqNW_1dyFAxVhwAIHHQmPDSAQFnoECBAQAQ&usg=AOvVaw2FdAlHfgMtq-VGFY0vFueY|Online]]
 +  * ''Sebastian Schnettler''\\ //A small world on feet of clay? A comparison of empirical small-world studies against best-practice criteria//\\ Social Networks, 31.3 (2009) 179-189. [[https://doi.org/10.1016/j.socnet.2008.12.005|DOI]] 
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 +  * ''Canzler, W., Kaufmann, V., & Kesselring, S.'' (Hg.)\\ //Tracing mobilities: Towards a cosmopolitan perspective.// Farnham 2008: Ashgate.
 +  * ''Treml, Alfred K.'' \\ //Die Erziehung zum Weltbürger: Und was wir dabei von ''Comenius'', ''Kant'' und ''Luhmann'' lernen können.//\\ Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik, 19.1 (1996) 2–8
 +  * ''Szerszynski, B.'', ''Urry, J.'' //Cultures of Cosmopolitanism//. Sociological Review 50.4 (2002) 461–81
    
 <html><img src="https://vg09.met.vgwort.de/na/6f660789890d43c6a97c7c2b53d79fcb" width="1" height="1" alt=""></html> <html><img src="https://vg09.met.vgwort.de/na/6f660789890d43c6a97c7c2b53d79fcb" width="1" height="1" alt=""></html>
wiki/kosmopolit.1617684107.txt.gz · Zuletzt geändert: 2021/04/06 04:41 von norbert

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