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wiki:kartographie

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wiki:kartographie [2020/06/05 06:58] – Externe Bearbeitung 127.0.0.1wiki:kartographie [2021/11/21 05:44] norbert
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 ====== Kartographie ====== ====== Kartographie ======
-[[wiki:reisen|Reisen]] ohne Karte ist heute kaum vorstellbar, auch ein *[[wiki:navi|Navi]] nutzt sie. In der Antike gab es zwar Karten, aber man reiste mit einem *[[wiki:itinerar|Itinerar]]. *[[wiki:erforscher|Entdecker]] hatten weder das eine noch das andere, schließlich zogen sie ja aus, um Unbekanntes zu erforschen und *[[wiki:wissen|Wissen]] über die *[[wiki:erde|Erde]] zu sammeln; dabei erweiterte sich ihre *[[wiki:welt|Welt]] von mal zu mal. *[[wiki:reisende|Reisende]] fragen sich jeden Tag: Wohin? +[[wiki:reisen|Reisen]] ohne Karte ist heute kaum vorstellbar, auch ein [wiki:navi|Navi]] nutzt sie. In der Antike gab es zwar Karten, aber man reiste über Land mit einem [[wiki:itinerar|Itinerar]] von Ort zu Ort und entlang der Küste mit einem [[wiki:periplus|Periplus]] mit Blick auf die Landmarken der KüsteGezeichnete Karten waren zuerst Seekarten, dann erst Landkarten. 
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 +Die Merkmale einer Karte sind deren Rand, der Strich und der leere Raum dazwischen. Erst wird der Rand festgelegt (Horizont & Ende Gelände), dann der Strich geführt; Letzteres als Ausdrucks eines Eindrucks, als radikal reduzierte und abstrahierte Natur. Der horror vacui als [[wiki:angst|Angst]] vor dem weißen Nichts verführt dazu, mehr zu zeichnen, als ist und gebiert Ungeheuer: den Riesenwal auf See- und die Löwen auf Landkarten. Der Strich bildet nicht das Nahe ab, sondern die Ränder der [[wiki:wahrnehmung|Wahrnehmung]] an der [[wiki:grenze|Grenze]] zur Undeutlichkeit und macht den Reisenden damit zum [[wiki:grenzgaenger|Grenzgänger]]. Geographen beschränken sich dort auf das Eindeutige, Künstler gewähren der [[wiki:phantasie|Phantasie]] die Macht über den Strich ((Das »[[http://www.gflk.de/index.php?title=Museum_ferner_Gegenden|Museum ferner Gegenden]]« der Galerie für Landschaftskunst beschäftigt sich seit 1992 mit künstlerischen [[http://www.gflk.de/index.php?title=Kartierungsabteilung|Kartierungen]]: [[https://taz.de/Archiv-Suche/!794776&SuchRahmen=Print/|Ränder der Wahrnehmung]] von ''Christian T. Schön'' taz 31.03.2003, Ausgabe 7018 S. 21)). In einer Zeit der Navigationssysteme muss sich die Karte neu erfinden, beispielsweise sind die Stadtpläne von //Blue Crow Media// solche //Karten, die die Welt bedeuten// (Kevin Hanschke in [[https://www.faz.net/-hs1-ahbk0|FAZ 20.11.2021]]). 
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 +[[wiki:erforscher|Entdecker]] hatten weder das eine noch das andere, schließlich zogen sie ja aus, um Unbekanntes zu erforschen und [[wiki:wissen|Wissen]] über die *[[wiki:erde|Erde]] zu sammeln; dabei erweiterte sich ihre [[wiki:welt|Welt]] von mal zu mal. [[wiki:reisende|Reisende]] fragen sich jeden Tag erneut: Wohin? 
  
 ==== Sich »natürlich« orientieren und verirren ==== ==== Sich »natürlich« orientieren und verirren ====
-Solange das Ziel nicht in Sicht ist, benötigt man Informationen zur räumlichen [[wiki:orientierung|Orientierung]] oder man folgt einfach der *[[wiki:strasse|Straße]]. Der Weg, dem man folgen kann, setzt bestehenden Verkehr voraus, also andere Menschen mit ähnlichen Zielen. Sich für den richtigen Weg zu entscheiden ([[wiki:wegfindung|Wegfindung]]), ist auch ein sozialer Akt. //Irrwische// und //Irrlichte// wollen dies verhindern. +Solange das Ziel nicht in Sicht ist, benötigt man Informationen zur räumlichen [[wiki:orientierung|Orientierung]] oder man folgt einfach der [[wiki:strasse|Straße]]. Der [[wiki:weg|Weg]], dem man folgen kann, setzt bestehenden Verkehr voraus, also andere Menschen mit ähnlichen Zielen. Sich für den richtigen Weg zu entscheiden ([[wiki:wegfindung|Wegfindung]]), ist auch ein sozialer Akt, der Vertrauen erfordert, damit man sich nicht [[wiki:verirren|verirrt]]. //Irrwische// und //Irrlichte// wollen dies verhindern. 
-  Martin Scharfe + 
-  Wegzeiger +Reisetypisch ist es, raumbezogene Informationen linear zu sammeln, als Tagesetappen, Logbuch oder [[wiki:road_book|Roadbook]]. Diese können zeichnerisch verdichtet werden, in der einfachsten Form als lineare Wegekarte oder [[wiki:itinerar|Itinerar]]. Die vier Voraussetzungen dafür sind ((E. Fettweis: Orientierung und Messung in Raum und Zeit bei Naturvölkern. Studium Generale 11.1 (1958) 1-12)):  
-  Zur Kulturgeschichte des Verirrens und Wegfindens +  * eine scharfe Beobachtungsgabe,  
-  Jonas Marburg 1998 +  * Orientierungsvermögen,  
-  65 Abb., 112 S., Anmerkungen +  * Zeichentalent und  
-Reisetypisch ist es, raumbezogene Informationen linear zu sammeln, als Tagesetappen, Logbuch, * [[wiki:road_book|Roadbook]]. Diese können zeichnerisch verdichtet werden, in der einfachsten Form als lineare Wegekarte oder [[wiki:itinerar|Itinerar]]. Die vier Voraussetzungen dafür sind: eine scharfe Beobachtungsgabe, Orientierungsvermögen, Zeichentalent und Messverfahren ((E. Fettweis: Orientierung und Messung in Raum und Zeit bei Naturvölkern. Studium Generale 11.1 (1958) 1-12)). Seit vielen Jahrtausenden praktizieren Menschen dies als Felskunst ((Emmanuel Anati: Felsbilder. Wiege der Kunst und des Geistes. Vorowrt Yves Coppens. Aus dem Italienischen von Brigitte Fleischmann-Calabrese. U. Bär Zürich 1991. 255 S., 41 großformatige Tafeln, Bibliographie)), Sandbild, [[wiki:steinmann|Steinsetzung]], Wegzeichen, Stabkarten. +  * Messverfahren. 
-  Wolfgang Dröber +Seit vielen Jahrtausenden praktizieren Menschen dies als Felskunst ((Emmanuel Anati: Felsbilder. Wiege der Kunst und des Geistes. Vorwort Yves Coppens. Aus dem Italienischen von Brigitte Fleischmann-Calabrese. U. Bär Zürich 1991. 255 S., 41 großformatige Tafeln, Bibliographie)), Sandbild, [[wiki:steinmann|Steinsetzung]], Wegzeichen, Stabkarten. 
-  Kartographie bei den Naturvölkern +  * ''Wolfgang Dröber''\\ //Kartographie bei den Naturvölkern//\\ Phil. Diss. Erlangen Junge 1903\\ Programm der Kgl. Realschule Erlangen f.d.Schuljahr 1902/1903.\\ Nachgedruckt Amsterdam 1964 (Meridian) und Osnabrück 1985 (R. Kuballe)
-  Phil. Diss. Erlangen Junge 1903 +
-  Programm der Kgl. Realschule Erlangen f.d.Schuljahr 1902/1903. +
-  Nachgedruckt Amsterdam 1964 (Meridian) und Osnabrück 1985 (R. Kuballe)+
 Enthält eine Karte mehr als einen Weg, wird sie zur //Orientierungskarte//, weil sie mindestens //Richtungen// angeben muss, besser auch einen //Massstab//. Das älteste Koordinatensystem bezieht sich auf Sterne, Sonne, Mond und wurde erzählt, etwa als Gedicht: Enthält eine Karte mehr als einen Weg, wird sie zur //Orientierungskarte//, weil sie mindestens //Richtungen// angeben muss, besser auch einen //Massstab//. Das älteste Koordinatensystem bezieht sich auf Sterne, Sonne, Mond und wurde erzählt, etwa als Gedicht:
-  A. Schott, R. Böker +  * ''A. Schott, R. Böker''\\ //Aratos// [ca 310 - 245 v. Chr.]\\ Sternbilder und Wetterzeichen.\\ Das Wort der Antike 6 M. Hueber München 1958
-  Aratos [ca 310 - 245 v. Chr.]Sternbilder und Wetterzeichen +
-  Das Wort der Antike Band 6 +
-  M. Hueber München 1958+
  
 ==== Abenteurer und Vermesser ==== ==== Abenteurer und Vermesser ====
-Kartographie gilt als grafische Darstellung (Kunst und Handwerk ((Lehrbuch für Kartographiefacharbeiter VEB H. Haack Gotha 1988 Teil 1 (128 S.) und 2 134 S.) mit akribischen und umfassenden Hinweisen zum Erstellen von Karten.)) ) von Beobachtungen (subjektiv) und Ergebnissen der Forschung (objektiv) ((G. NeumayerAnleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen. Mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse der kaiserlichen Marine. 56 Holzschnitte, 3 lithogr. Tafeln, 696 S. Darin u.a. beispielhaft die »Skizze meines Weges am 1. Mai 1870 ... drei Stunden bis Jerusalem ... unterwegs entworfen von H. Kiepert)). Karten sind im besten Fall gute Fiktionen, die die Realität veranschaulichen ((Zum Problem der thematischen Weltatlanten. Vorträge zum Kolloquium aus Anlass der 200-Jahr-Feier des Gothaer Verlagshauses 17. bis 19.9.1985 Friedrichroda. VEB H. Haack Gotha 1985, 196 S.\\ Andrea SickKartenmuster. Bilder und Wissenschaft in der Kartografie. Dissertation Uni Hamburg 2001/03)). Dabei ist die Art der Karte durch das Medium geprägt: Buchdruck, Farbdruck, Monitor. Das führt absurderweise auch dazu, dass Expeditionen unternommen wurden auf der Suche nach kartographischen Merkmalen, die konstruiert sind, etwa die Datumsgrenze als Problem der Längengrade: +Kartographie gilt als grafische Darstellung (Kunst und Handwerk ((Lehrbuch für Kartographiefacharbeiter VEB H. Haack Gotha 1988 Teil 1 (128 S.) und 2 (134 S.) mit akribischen und umfassenden Hinweisen zum Erstellen von Karten.)) von subjektiven Beobachtungen und objektiven Ergebnissen der Forschung ((''G. Neumayer''\\ //Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen.//\\ Mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse der kaiserlichen Marine.\\ 56 Holzschnitte, 3 lithogr. Tafeln, 696 S. Darin u.a. beispielhaft die »Skizze meines Weges am 1. Mai 1870 ... drei Stunden bis Jerusalem ... unterwegs entworfen von H. Kiepert)). Karten sind im besten Fall gute Fiktionen, die die Realität veranschaulichen ((//Zum Problem der thematischen Weltatlanten.//\\ Vorträge zum Kolloquium aus Anlass der 200-Jahr-Feier des Gothaer Verlagshauses 17. bis 19.9.1985 Friedrichroda.\\ VEB H. Haack Gotha 1985, 196 S.\\ ''Andrea Sick'' //Kartenmuster. Bilder und Wissenschaft in der Kartografie.//\\ Dissertation Uni Hamburg 2001/03)). Dabei ist die Art der Karte durch das Medium geprägt: Buchdruck, Farbdruck, Monitor. Das führt absurderweise auch dazu, dass Expeditionen unternommen wurden auf der Suche nach kartographischen Merkmalen, die konstruiert sind, etwa die Datumsgrenze als Problem der Längengrade: 
-  Umberto Eco +  * ''Umberto Eco''\\ //Die Insel des vorigen Tages//\\ Roman, übers. v. Burkhart Kroeber\\ 508 S., Hanser München 1995 
-  Die Insel des vorigen Tages +  * ''Dava Sobel''\\ //Längengrad//\\ übers. v. Matthias Fienbork u. Dirk Muelder\\ 224 S., Bibliographie, Register, illustrierte Ausgabe Berlin Verlag 1999\\ Die Suche nach einer Methode, auf See den Längengrad einer Position zu bestimmen. Der schottische Uhrmacher ''John Harrison'' (1693–1776) entwickelte 1759  mit der H4 das erste präzise Chronometer für den Gebrauch auf Schiffen und schuf damit die Voraussetzung das Problem der Längengrade zu lösen, wie dies ''James Cook'' nach seiner zweiten [[wiki:weltreise|Weltreise]] am 30. Juli 1775 praktisch bestätigte.
-  Roman, übers. v. Burkhart Kroeber +
-  508 S., Hanser München 1995+
  
-  Dava Sobel +Vielleicht hat der eine oder andere [[wiki:globetrotter|Globetrotter]] in Ecuador schon einmal eine Pyramide gesehen? In Caraburo und Oyambaro, Gemeinde Yaruquístehen zweiandere stehen in //San Antonio de Pichincha//in //Calacalí// und //Quito//Sie erinnern an die Arbeit von Vermessungsexpeditionen.
-  Längengrad +
-  übers. v. Matthias Fienbork u. Dirk Muelder +
-  224 S.illustrierte Ausgabe Berlin Verlag 1999 +
-  BibliographieRegister +
-  Die Suche nach einer Methodeauf See den Längengrad einer Position zu bestimmen. +
-  Der schottische Uhrmacher John Harrison (1693–1776) entwickelte +
-  das erste präzise Chronometer für den Gebrauch auf Schiffen.+
  
-Vielleicht hat der eine oder andere Globetrotter in Ecuador schon einmal eine Pyramide gesehen? In Caraburo und Oyambaro, Gemeinde Yaruquí stehen zwei, andere stehen in //San Antonio de Pichincha//, in //Calacalí// und //Quito//. Sie erinnern an die Arbeit von Vermessungsexpeditionen. +Dass die Erde keine Scheibe ist - darüber war man sich einig. Auch darüber, dass sie wohl die Gestalt einer Kugel habe. Doch nun ergaben neueste Messungen, daß diese Kugel mitnichten gleichmäßig sei. ''Isaac Newton'' stellte als erster die These auf, daß die [[wiki:erde|Erde]] an den Polen abgeflacht sein müsse. Die These konnte überprüft werden, indem die Länge eines Längengrads am Äquator mit dem eines in Polnähe verglichen wurden. Zwölf Forscher aus verschiedenen europäischen Ländern brachen 1735 auf, um einen Längengrad in Ecuador zu vermessen. Es waren die ersten Nichtspanier, die einen Teil des südamerikanischen Kontinents erkundeten. Zehn Jahre blieben sie unterwegs, denn ihre Aufgabe war meßtechnisch äußerst aufwendig und wurde erschwert durch Auseinandersetzungen mit der einheimischen Bürokratie.
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-Dass die Erde keine Scheibe ist - darüber war man sich im 17. Jahrhundert bereits einig. Auch darüber, dass sie wohl die Gestalt einer Kugel habe. Doch nun ergaben neueste Messungen, daß diese Kugel mitnichten gleichmäßig sei. ''Isaac Newton'' stellte als erster die These auf, daß die [[wiki:erde|Erde]] an den Polen abgeflacht sein müsse. Die These konnte überprüft werden, indem die Länge eines Längengrads am *Äquator mit dem eines in Polnähe verglichen wurden. Zwölf Forscher aus verschiedenen europäischen Ländern brachen 1735 auf, um einen Längengrad in Ecuador zu vermessen. Es waren die ersten Nichtspanier, die einen Teil des südamerikanischen Kontinents erkundeten. Zehn Jahre blieben sie unterwegs, denn ihre Aufgabe war meßtechnisch äußerst aufwendig und wurde erschwert durch Auseinandersetzungen mit der einheimischen Bürokratie.+
  
 Sie vermaßen Dreiecke, deren Eckpunkte auf den höchsten Bergen des Landes lagen (Triangulation). Dazu mußten die Meßtrupps tage- und wochenlang in Höhen um 5000 Meter campieren, bis gutes Wetter die Sicht zu den anderen Gipfeln ermöglichte. Sie vermaßen Dreiecke, deren Eckpunkte auf den höchsten Bergen des Landes lagen (Triangulation). Dazu mußten die Meßtrupps tage- und wochenlang in Höhen um 5000 Meter campieren, bis gutes Wetter die Sicht zu den anderen Gipfeln ermöglichte.
  
 Gleichwohl kann man den Bericht und die Leistung der Teilnehmer nur verstehen, wenn ihr Vorhaben eingebettet ist in die wissenschaftliche Diskussion der Zeit und in die politischen Verhältnisse. Einleitend fragt die Herausgeberin ''Barbara Gretenkord'', eine Historikerin, //„Warum kannte niemand die wahre Gestalt der Erde?“// Gleichwohl kann man den Bericht und die Leistung der Teilnehmer nur verstehen, wenn ihr Vorhaben eingebettet ist in die wissenschaftliche Diskussion der Zeit und in die politischen Verhältnisse. Einleitend fragt die Herausgeberin ''Barbara Gretenkord'', eine Historikerin, //„Warum kannte niemand die wahre Gestalt der Erde?“//
-Als Vorlage dieses Bandes diente ein kompilierter Reisebericht, der 1758 in Band 15 & 16 //»Der Allgemeinen Historie der Reisen zu Wasser und Lande …«// erschien. Dieser hatte den Vorzug, auf mehrere primäre Quellen zurückzugreifen und in besonderem Maße reisepraktische Aspekte zu berücksichtigen, die die Dauer der Expedition erklärten. Der Bericht der Reisenden ist in heutiges Deutsch übertragen und leicht bearbeitet. Anmerkungen erläutern Hintergründe, auch die Situation in den spanischen Kolonien wird erklärt. Inhaltlich vermisse ich nur eine zusammenfassende Darstellung der Expeditionsarbeit, also Meßergebnisse und Resultate. +Als Vorlage dieses Bandes diente ein kompilierter Reisebericht, der 1758 in Band 15 & 16 //»Der Allgemeinen Historie der Reisen zu Wasser und Lande …«// erschien. Dieser hatte den Vorzug, auf mehrere primäre Quellen zurückzugreifen und in besonderem Maße reisepraktische Aspekte zu berücksichtigen, die die Dauer der Expedition erklärten. Der Bericht der [[wiki:reisende|Reisenden]] ist in heutiges Deutsch übertragen und leicht bearbeitet. Anmerkungen erläutern Hintergründe, auch die Situation in den spanischen Kolonien wird erklärt. Inhaltlich vermisse ich nur eine zusammenfassende Darstellung der Expeditionsarbeit, also Meßergebnisse und Resultate. 
-  Charles Marie de la Condamine +  * ''Charles Marie de la Condamine''\\ //Reise zur Mitte der Welt//\\ Die Geschichte von der Suche nach der wahren Gestalt der Erde\\ (=Fremde Kulturen in alten Berichten 14)\\ Herausgegeben, eingeleitet & kommentiert von ''Barbara Gretenkord'' Ostfildern: Thorbecke 2003\\ 240 Seiten. 57 Abbildungen, Pappband mit Umschlag Kurzbiographien der französischen & spanischen Reiseteilnehmer; alte Maße & Münzen, 126 Anmerkungen, Literaturverzeichnis, Register 
-  Reise zur Mitte der Welt +  * ''Robert Whitaker''\\ //Die Frau des Kartographen und das Rätsel um die Form der Erde//\\ übers. von Enrico Heinemann und Werner Roller\\ K. Blessing München 2005\\ Anmerkungen, Bibliographie, Register\\ ''Jean Godin'' war ab 1736 Kartenzeichner bei der Expedition von Charles-Marie de La Condamine im Andenhochland zur Vermessung des Äquators und galt ab 1744 als verschollen. Seine Frau reiste auf der Suche nach ihm durch das Amazonasgebiet.
-  Die Geschichte von der Suche nach der wahren Gestalt der Erde +
-  (=Fremde Kulturen in alten Berichten 14) +
-  Herausgegeben, eingeleitet & kommentiert von Barbara Gretenkord +
-  Ostfildern: Thorbecke 2003 +
-  14 x 23 cm: 240 Seiten. 57 Abbildungen, Pappband mit Umschlag +
-  Kurzbiographien der französischen & spanischen Reiseteilnehmer; +
-  alte Maße & Münzen, 126 Anmerkungen, Literaturverzeichnis, Register +
- +
-  Robert Whitaker +
-  Die Frau des Kartographen und das Rätsel um die Form der Erde +
-  übers. von Enrico Heinemann und Werner Roller +
-  K. Blessing München 2005 +
-  Anmerkungen, Bibliographie, Register +
-Jean Godin war ab 1736 Kartenzeichner bei der Expedition von Charles-Marie de La Condamine im Andenhochland zur Vermessung des Äquators und galt ab 1744 als verschollen. Seine Frau reiste auf der Suche nach ihm durch das Amazonasgebiet.+
  
 ==== Vorstellung, Phantasie und Wirklichkeit ==== ==== Vorstellung, Phantasie und Wirklichkeit ====
 Karten triggern die Phantasie mit leeren Flächen zwischen den bekannten Wegen. Die füllte man früher mit Löwen (hic sunt leones). Heute werden dort Visionen mittels Freehand eingebaut: Karten triggern die Phantasie mit leeren Flächen zwischen den bekannten Wegen. Die füllte man früher mit Löwen (hic sunt leones). Heute werden dort Visionen mittels Freehand eingebaut:
  
-  Mark Monmonier +  * ''Mark Monmonier''\\ //Eins zu einer Million.//\\ Die Tricks und Lügen der Kartographen.\\ Birkhäuser, Basel 1996 
-  Eins zu einer Million. Die Tricks und Lügen der Kartographen +  * ''Dünne, Jörg''\\ //Die kartographische Imagination.//\\ Erinnern, Erzählen und Fingieren in der Frühen  
-  Birkhäuser, Basel 1996+Neuzeit.\\ München: Fink, 2011. 
 Die ungeheuren Meeresflächen verführten dazu, Inseln zu erfinden. Wohin das – auch ohne betrügerische Absicht – führen kann, zeigt: Die ungeheuren Meeresflächen verführten dazu, Inseln zu erfinden. Wohin das – auch ohne betrügerische Absicht – führen kann, zeigt:
-  Donald S. Johnson +  * ''Donald S. Johnson''\\ //Fata Morgana der Meere//.\\ Die verschwundenen Inseln des Atlantiks.\\ Aus dem Amerikanischen von Arnim Menneke. 255 Seiten, zahlreiche Karten, Anmerkungen, Literaturverzeichnis, Register.\\  München/Zürich: Diana 1999.  
-  Fata Morgana der Meere +  * ''Charles H. Hapgood'' //Die Weltkarten der alten Seefahrer// Die Entdeckung der Antarktis vor 6000 Jahren und Amerikas vor Kolumbus.\\ Aus dem Amerikanischen von Ulrike Bischoff [Die OA erschien 1966 (!) als //Maps of the Ancient Sea Kings. Evidence of Advanced Civilization in the Ice Age//] 317 Seiten, 99 Textabb. Anhang mit 15 geographischen Tabellen; Literaturverzeichnis, Register\\ Frankfurt am Main: Zweitausendeins 2002\\ //»Dieses Buch bietet eindrucksvolle Beweise dafür, daß unsere Geschichtsschreibung möglicherweise von falschen Voraussetzungen ausgeht.«// (Klappentext) Möglicherweise geht auch der Leser von falschen Voraussetzungen aus, denn das Buch erschien 1966 in den USA, der Autor starb 1982, die deutsche Ausgabe ist der (so scheint es) unveränderte Nachdruck eines 36 Jahre alten Werkes. Bei einer Googlesuche im Internet nach „Piri Reis“ stößt man zu 98 Prozent auf esoterische Kreise, Dänikenanhänger und Paläoastronautik. Hier findet Hapgood seine Anhänger.
-  Die verschwundenen Inseln des Atlantiks +
-  Aus dem Amerikanischen von Arnim Menneke +
-  München/Zürich: Diana 1999Pappband mit Umschlag 20 x 25 cm +
-  255 Seiten, zahlreiche Karten, Anmerkungen, Literaturverzeichnis, Register +
- +
-  Charles H. Hapgood +
-  Die Weltkarten der alten Seefahrer +
-  Die Entdeckung der Antarktis vor 6000 Jahren und Amerikas vor Kolumbus +
-  Aus dem Amerikanischen von Ulrike Bischoff [Die OA erschien 1966 (!)+
-  Maps of the Ancient Sea Kings. Evidence of Advanced Civilization in the Ice Age] +
-  Frankfurt am Main: Zweitausendeins 2002 +
-  Pappband mit Fadenheftung und Umschlag 17 x 23,5 cm: 317 Seiten, 99 Textabb. +
-  Anhang mit 15 geographischen Tabellen; Literaturverzeichnis, Register +
-//»Dieses Buch bietet eindrucksvolle Beweise dafür, daß unsere Geschichtsschreibung möglicherweise von falschen Voraussetzungen ausgeht.«// (Klappentext) Möglicherweise geht auch der Leser von falschen Voraussetzungen aus, denn das Buch erschien 1966 in den USA, der Autor starb 1982, die deutsche Ausgabe ist der (so scheint es) unveränderte Nachdruck eines 36 Jahre alten Werkes. Bei einer Googlesuche im Internet nach „Piri Reis“ stößt man zu 98 Prozent auf esoterische Kreise, Dänikenanhänger und Paläoastronautik. Hier findet Hapgood seine Anhänger.+
  
 Doch der Reihe nach: ''Muhiddin Piri'' ist eine historische Persönlichkeit und lebte von etwa 1470 bis 1554; der Zusatz „Reis“ ist ein Titel, der etwa Kapitän bedeutet. Er schrieb das »Seefahrerbuch«, //Kitab Bahriye//, und zeichnete Seekarten, von denen zwei erhalten blieben. Einen Teil der zweiten Karte entdeckte man 1929 im //Topkapi Palast// in Istanbul. In den 60er Jahren entwickelt Hapgood seine These: Auf der Karte sei die Küstenlinie des antarktischen Kontinents exakt wiedergegeben. Bereits die Tatsache, daß er 250 Seiten für den „Beweis“ braucht, zeigt, daß das eben nicht so augenscheinlich ist. So geht Hapgood einen komplizierten Weg: Doch der Reihe nach: ''Muhiddin Piri'' ist eine historische Persönlichkeit und lebte von etwa 1470 bis 1554; der Zusatz „Reis“ ist ein Titel, der etwa Kapitän bedeutet. Er schrieb das »Seefahrerbuch«, //Kitab Bahriye//, und zeichnete Seekarten, von denen zwei erhalten blieben. Einen Teil der zweiten Karte entdeckte man 1929 im //Topkapi Palast// in Istanbul. In den 60er Jahren entwickelt Hapgood seine These: Auf der Karte sei die Küstenlinie des antarktischen Kontinents exakt wiedergegeben. Bereits die Tatsache, daß er 250 Seiten für den „Beweis“ braucht, zeigt, daß das eben nicht so augenscheinlich ist. So geht Hapgood einen komplizierten Weg:
  
-//Erstens// ist diese Festlandlinie gar nicht bekannt, denn sie liegt 50 bis 950 Meter unter dem Eis. Sie wurde lediglich seismisch und entsprechend ungenau vermessen – also ist Hapgoods Vergleichsmaßstab recht biegsam. +//Erstens// ist diese Festlandlinie gar nicht bekannt, denn sie liegt 50 bis 950 Meter unter dem Eis. Sie wurde lediglich seismisch und entsprechend ungenau vermessen – also ist Hapgoods Vergleichsmaßstab recht biegsam.\\  
-//Zweitens// war nach allen bisherigen Untersuchungen die Antarktis seit 14 Millionen Jahren nicht eisfrei – wer also hätte die nicht sichtbare Küstenlinie befahren und vermessen sollen?+//Zweitens// war nach allen bisherigen Untersuchungen die Antarktis seit 14 Millionen Jahren nicht eisfrei – wer also hätte die nicht sichtbare Küstenlinie befahren und vermessen sollen?\\ 
 //Drittens// „paßt“ die Küstenlinie aus der Piri Reis-Karte erst, nachdem Hapgood sie kräftig „bearbeitet“ hat und „Fehler“ tilgt. //Drittens// „paßt“ die Küstenlinie aus der Piri Reis-Karte erst, nachdem Hapgood sie kräftig „bearbeitet“ hat und „Fehler“ tilgt.
  
-Das alles weiß natürlich auch der Verlag. Also peilt er zwei Zielgruppen an: zum einen die Fans prähistorischer Verschwörungstheorien und zum anderen alle jene, die aus Unkenntnis die muffigen Ideen des alten Schinkens für frisch und neu halten. Leider läßt sich die weniger sensationelle Realität nicht so gut verkaufen, sonst hätte der Verlag eines der beiden folgenden Bücher übersetzt: +Das alles weiß natürlich auch der Verlag. Also peilt er zwei Zielgruppen an: zum einen die Fans prähistorischer Verschwörungstheorien und zum anderen alle jene, die aus Unkenntnis die muffigen Ideen des alten Schinkens für frisch und neu halten. Leider läßt sich die weniger sensationelle Realität nicht so gut verkaufen, sonst hätte der Verlag eines der folgenden Bücher übersetzt: 
-  Soucek, Svat +  * ''Soucek, Svat''\\ //Piri Reis and Turkish Mapmaking After Columbus.//\\ Studies in the Khalili Collection, Volume II\\ Oxford University Press, Cambridge 1996. 
-  Piri Reis and Turkish Mapmaking After Columbus. +  * ''Gregory C. McIntosh''\\ //The Piri Reis Map of 1513//\\ Foreword by Norman J.W. \\ Thrower University of Georgia Press Atlanta, Georgia 2000. 
-  Studies in the Khalili Collection, Volume II +  * ''A. Afetinan''\\ //Life and Works of Piri Reis//\\  in Türkisch: 88 S., 59 maps\\ Ankara: Turkish Historical Society 1987
-  Oxford University Press, Cambridge 1996. +
- +
-  Gregory C. McIntosh +
-  The Piri Reis Map of 1513 +
-  Foreword by Norman J.W.  +
-  Thrower University of Georgia Press Atlanta, Georgia 2000. +
-   +
-  Prof. Dr. A. Afetinan +
-  Life and Works of Piri Reis +
-  Ankara: Turkish Historical Society 1987, in Türkisch: 88 S., 59 maps+
      
 ==== Literatur Navigation & Kartographie ==== ==== Literatur Navigation & Kartographie ====
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   2 Bde., Wien 1986 (Die Kartographie und ihre Randgebiete, C/1-2)    2 Bde., Wien 1986 (Die Kartographie und ihre Randgebiete, C/1-2) 
  
-  Uta Lindgren, Battista Agnese +  * ''Uta Lindgren''''Battista Agnese''\\ //Untersuchungen zu Problemen der mittelalterlichen Seekartographie und Beschreibung der Portulankarten// Monumenta cartographica et topographica 2. (auch: Portulan-Atlas) 20 Farbmikrofiches.Nach dem Original von 1550,  60 S. München 1993 
-  Untersuchungen zu Problemen der mittelalterlichen Seekartographie  +  * ''Klara Löffler''\\ //Mit Maß und mit Ziel.//\\ Zur strategischen Perfektionierung von Landkarten.\\ In: Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung Bd. 36 (2001), S. 83-94.
-  und Beschreibung der Portulankarten +
-  München 1993 +
  
   Alois Schlachter   Alois Schlachter
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   hrsg. v. F. Gisinger, Leipzig 1927 (Stoicheia 8)    hrsg. v. F. Gisinger, Leipzig 1927 (Stoicheia 8) 
  
-  Uwe Schnall +  * ''Uwe Schnall''\\ //Navigationstechnische Voraussetzungen der Entdeckungsfahrten im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 15. Jahrhundert|15. Jahrhundert]]//\\ Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1991, S. 41-44 
-  Navigationstechnische Voraussetzungen der Entdeckungsfahrten im 15. Jahrhundert +
-  Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1991, S. 41-44 +
  
   W. Stams   W. Stams
wiki/kartographie.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/26 06:39 von norbert

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