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wiki:haengematte

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Hängematte

IN ARBEIT - STOFFSAMMLUNG Columbus soll in den Beschreibungen seiner ersten Reise von Indianern berichten, die „hamacas“ benutzten, also Netze, in denen sie schlafen.

Ursprünglich von den Insel-Aruaks auf Haití (Las Casas I, 310), nicht von den Kariben, doch wohl über diese weiterverbreitet, ursprünglich als Netz (auch: chinchorro), später auch mit Tuch. Über das Holländische ins Deutsche gelangt, doch erst spät als Hängematte, vorher: Hängebett, Zeltbettlein, Himmelbett u.ä. Die schnelle und weite Verbreitung dürfte auf die Nutzung in der Schifffahrt zurückgehen 1) , die Hängematten Madeiras und Westafrikas lassen die Schifffahrtsrouten erkennen 2)

Origin of the Indian Race of Hayti ; by J. A. VAN HEUVEL The American Journal of Science 1863 S. 167: „The beds of the Lucayans are called hamacas.“ Herrera, Dec. I, Book I, Ch. 12

Hamaca ersterwähnt im Spanischen 1545-1555, im Englischen um 1555

Genetti, Carol, Allison Adelman, and Alexandra Y. Aikhenvald. 2019. How Languages Work: An Introduction to Language and Linguistics. xxviii, 677 S. Cambridge Cambridge University Press [2019] S. 298-299

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/DWB>, abgerufen am 20.03.2022.

hangematte, hängematte, f. das hangende lager der matrosen im schiff, ein fremdes, umgedeutschtes wort, zunächst aus dem holl. hangmat, hangmak übernommen, das aber selbst fremden ursprungs und aus Südamerika stammend ist. Geiger urspr. u. entw. der menschl. spr. 1, 280. die rom. sprachen haben es in ähnlichen formen entlehnt, ital. amáca, span. hamaca und amahaca, portug. maca, franz. hamac. Diez 1, 18. Stieler verzeichnet das wort noch nicht, aber seit dem ende des 17. jahrh. erscheint es in realwörterbüchern, z. b. als hangmatte in Hübners handlungslex. (1712) 853; die form hängematte ist jünger, bei Jacobsson 2, 214a;

Oekonomische Encyklopädie von J. G. Krünitz Online:

Hangematte, Hängebett, Hangebett, im Nieders. Kumbeer, L. Lectus pensilis, Fr. Branle; eine hangende, an beyden Enden oder an den vier Zipfeln aufgehängte Matte, oder grobe Leinwand, besonders so fern sie in den Schiffen, und bey manchen Völkern auch auf dem Lande zur Schlafstätte dient.

Auf den Schiffen bestehen die Hängematten gemeiniglich aus Segeltuch oder anderm groben Zeuge, und sind rings herum mit Saumtauen eingefaßt, d. i. mit kleinen Stricken benähet. Sie werden mit beyden Enden oder mit den vier Zipfeln an den Balken des zweyten Verdeckes befestiget, und dienen den Boths=Knechten und Soldaten zur Schlafstätte.

DDC-Icon Auch nennt man Hängematte, oder Hamak, Fr. Hamac, eine hängende Schlafstätte, deren sich viele indianische wilde Nationen, insonderheit im südli<20, 697>chen Amerika die Caraiben, bedienen, theils um kühler zu schlafen, theils vor dem Ungeziefer sicherer zu seyn. Sie besteht bald aus einer Matte, bald aus grober Leinwand, bey den Vornehmen aber aus einem sehr starken und dicht gewebten feinen Baumwollenzeuge; am Oronokofluß aus einem netzförmigen Gewebe von Baumrinde; und ihre beyde Enden sind zwischen etlichen Pfeilern, Pfählen, Bäumen oder Wänden an Haken aufgehängt, theils im freyen Felde, theils in Hütten, theils in Gesellschaftssählen.

Auf der Colonie Surinam sind die Hamaks aus einem Stücke Kattun verfertigt, welches 6 bis 7 Fuß lang, und an 12 bis 14 Fuß breit ist. Jedes Ende ist in 50 und mehrere Theile abgetheilt, die durch kleine, ebenfalls aus Baumwolle verfertigte, 2 1/2 Fuß lange Stricke gezogen, und sehr gut gesponnen, auch dicht in einander gedrehet sind, und Rabans genannt werden. Alle diese kleine Stricke sind am Ende mit einander verbunden, und formiren eine Schleife, durch welche man einen Strick ziehet, der an zwey Haken befestiget wird, und diese werden an zwey Pfählen, oder, wenn ihre Häuser noch nicht aufgebauet sind, an Bäumen fest gemacht, um die Hängematte bis auf eine gewisse Erhöhung von dem Erdboden aufzuhängen. Das bequemste bey dieser Art Betten ist, daß sie, wegen des wenig einnehmenden Raumes leicht fortzubringen sind. Man schläft in denselben auch kähler, als in unsern Federbetten, und man hat bey denselben weder Decken, Bettlaken, noch Matratzen, ja nicht einmahl Kopfküssen nöthig; und man liegt darin vor Flöhen und Wanzen sicher. Alle dort wohnhafte Europäer haben dergleichen in ihren Häusern, ziehen selbige, wenn sie einmahl daran gewöhnt sind, unsern weichsten Betten vor, und versehen sich damit, wenn sie nach ihren Plantagen gehen. So gemein dieselben sind, so erstreckt sich doch ihr Preis von 50 bis auf <20, 698> 300 holl. Gulden. Die beste Art, ein solches Bett aufzuhängen, ist, daß man die Enden desselben dergestalt von einander entferne, daß es mit seinen Stricken einen halben Zirkel formire, dessen Entfernung von einem Ende zum andern seinen Durchmesser ausmache. Alsdenn wird es so hoch von der Erde herauf gezogen, daß man sich darein, wie auf einen etwas hohen Stuhl, setzen könne; man wirft sich alsdenn hinein, streckt sich aus, und liegt darin wie in dem besten Bette.

DDC-Icon DDC-Icon Auf der Küste von Guinea, reisen die Europäer, die Vornehmen und Reichen in Hängematten oder Hamaks, welche auf den Köpfen ihrer Sclaven getragen werden; siehe PfeiliconFig. 1116 a). Ihre schönsten Hamaks kommen von Brasilien, und sind von Baumwolle. Einige sind so dicht gearbeitet, wie ein Stück Zeug; andere sind offen, wie ein Netzwerk. An einigen Orten sitzt die Person, welche in dem Hamak getragen wird, aufrecht in demselben, und läßt ihre Beine auf der einen Seite herüber hängen, mit ihrer Brust lehnt sie sich über das Rieth oder Bamburohr, woran der Hamak mit seinen beyden Enden befestigt ist, da die Sclaven indessen bey ihrem Hamak her laufen, und Sonnenschirme über ihr Haupt halten. In andern Gegenden hingegen sitzt oder liegt die Person, der Länge nach, in dem Hamak, und zwar in der Quere, oder in einer Diagonal=Linie mit dem Kopfe in der einen Ecke, und mit den Füßen in der andern gegen über. Vornehme bedienen sich auch eines Kopfküssens, ihr Haupt zu stützen.

Die Hamaken, welche von Brasilien gebracht werden, sind von verschiedener Farbe, mit Troddeln und Fransen von eben dem Zeuge, die an der Seite herab hängen, geziert. Man bedient sich gemeiniglich eines Sonnenschirmes, sich vor der Sonne zu verwahren, und die Person in dem Hamak hält solchen in der Hand. Wenn sie des Nachts reisen, und sich vor dem Thau <20, 699> verwahren wollen, welcher in diesem Lande gefährlich ist, ziehen sie eine gemeine oder Wachs=Leinwand über die Stange her, und werden auch schlafend auf ihrer Reise mit größerer Bequemlichkeit getragen, als wenn sie sich in einer Sänfte befänden.

Phillips beschreibt, in seiner Reise nach Guinea, die Art in Hamaken zu reisen, noch umständlicher. Der Hamak, sagt er, ist gemeiniglich von einem breiten baumwollenen Zeuge; doch die Factore haben solche von seidenem oder anderm schönen Zeuge. Er ist auf 9 Fuß lang, und 6 oder 7 breit, an beyden Enden mit kleinen Stricken oder Bändern versehen, welche ihn wie einen Beutel zusammen ziehen, und mit Schlingen besetzt, die Enden über eine 9 Fuß lange Stange zu ziehen. Der Reisende in solchem Hamak liegt oder sitzt entweder, wie es ihm beliebt, und wird von zween Negern, welche Hamaksleute heißen, getragen, welche die Enden der Stange auf kleinen Rollen Leinwand auf ihrem Kopfe haben. Auf diese Art laufen sie so geschwinde, als ein Pferd traben kann, und singen fröhlich mit einander, oder wechselsweise. Wenn sie müde sind, werden sie von zween andern Negern abgelöset, weil allemahl 6 Negern bey einem Hamak sind. Man kann deren stets einige für geringen Preis bekommen, wenn man sich keine eigene halten kann; wie die Kaboschiren und andere große Männer, die oftmahls den Engländern ihre Hamaken höflichst anbiethen, um sie von des Königes Stadt nach ihren Factoreyen zu bringen. Die Europäer können in diesem Lande auf keine andere Art reisen, wegen der übermäßigen Sonnen=Hitze, in welcher ein Engländer kaum 1/2 engl. Meile des Tages gehen kann, ohne ohnmächtig zu werden. Das Reisen in dem Hamak aber erquicket ungemein; denn über die Stange ist ein dünner Zeug gezogen, welcher die Sonne abhält, und auf jeder Seite des Hamaks hohl herab fällt, welches, nebst der Bewegung von den Trägern, eine schöne kühle Luft machet. Wenn ein Kaboschir oder angesehener Mann reiset, so hat er 10 oder 12 Schwarze mit Flinten zur Begleitung seines Hamaks, welche unterweges ein großes Freudengeschrey machen und beständig schießen; und wenn sie an den Ort, wo er hinreiset, kommen, geben sie eine ganze Salve, welches das größte Zeichen seiner Hoheit ist.

Die europäischen Directoren und einige Große auf der Küste von Guinea, bedienen sich Hamake, welche <20, 700> wie die Serpentinen in Brasilien gemacht sind, welche Frazier in seiner Reise nach der Südsee genau beschrieben hat, und welche gemeiniglich mit den in Ost=Indien gebräuchlichen Palanquinen verwechselt werden. Diese Serpentinen sind von den Hamaken nur darin unterschieden, daß sie mit einem gewölbten Dache bedeckt sind, welches über die ganze Länge des Hamaks gehet, und an 4 Fuß breit ist; siehe PfeiliconFig. 1116 b). Es wird von Pappe oder dünnen Bretern von dem leichtesten Holze gemacht, und mit einem seidenen Zeuge oder schöner Wachsleinwand überzogen, und hat taffetene Vorhänge, die auf beyden Seiten zugezogen werden können. Wenn die europäischen Directoren entweder zur Lust, oder einer Reise wegen, aus der Stadt gehen, werden sie stets von dem Negerhauptmanne, oder dem Großen, der die Nation, zu der sie gehören, beschützet, und welcher unmittelbar nach des Directors Serpentine in seinem Hamak getragen wird, begleitet. Vor der Spitze des Zuges wird die Fahne der Nation getragen, nach welcher die Negerwache, an der Zahl 100, 150 bis 200 Mann, mit Trommeln und Trompeten folgt. Diejenigen, welche Flinten haben, schießen beständig damit. Die Trommeln werden gerührt, die Trompeten geblasen, und alles tanzt und singt, so weit sie gehen. Der französische Director und die französische Fahne haben hier bey aller Gelegenheit den Vorrang.

1)
Friedrici, Georg. 1960. Amerikanistisches wörterbuch und Hilfswörterbuch für den Amerikanisten, Deutsch-Spanisch-Englisch. (= Universität Hamburg: Abhandlungen aus dem Gebiet der Auslandskunde, Bd. 53) 831 S. Hamburg: Cram, de Gruyter. hier: 290-292
2)
Lindblom, Gerhard. 1928. The use of the hammock in Africa. 39 S. Stockholm 1928: Naturhistoriska Riksmuseet Etnografiska Avdelning
wiki/haengematte.1647834403.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/03/21 03:46 von norbert

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