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wiki:grenze

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wiki:grenze [2021/09/18 05:28] – [Literatur] norbertwiki:grenze [2021/12/12 20:11] – [Grenze] norbert
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 »Grenze« wird heute allgemein und zunächst verstanden als Grenze zwischen Herrschaftsbereichen, die sich auf der [[wiki:kartographie|Karte]] als eine feste Linie darstellt und in der [[wiki:wahrnehmung|Wirklichkeit]] meist ebenso scharf als Zaun, als Paßhöhe, als Fluss hüben und drüben deutlich trennt. Das ist nicht immer so und bildet auch historisch eine Ausnahme. »Grenze« wird heute allgemein und zunächst verstanden als Grenze zwischen Herrschaftsbereichen, die sich auf der [[wiki:kartographie|Karte]] als eine feste Linie darstellt und in der [[wiki:wahrnehmung|Wirklichkeit]] meist ebenso scharf als Zaun, als Paßhöhe, als Fluss hüben und drüben deutlich trennt. Das ist nicht immer so und bildet auch historisch eine Ausnahme.
   * **Der Okeanos** war das Meer, das nach dem antiken [[wiki:weltbild|Weltverständnis]] die bewohnte [[wiki:welt|Welt]] ringsum begrenzte. Zwischen den Säulen des Herakles (dem Felsen von Gibaltar und dem Jebel Musa in Ceuta) führte die Straße von Gibraltar hinaus auf den Ozean.   * **Der Okeanos** war das Meer, das nach dem antiken [[wiki:weltbild|Weltverständnis]] die bewohnte [[wiki:welt|Welt]] ringsum begrenzte. Zwischen den Säulen des Herakles (dem Felsen von Gibaltar und dem Jebel Musa in Ceuta) führte die Straße von Gibraltar hinaus auf den Ozean.
 +  * Die Grenze des Festlandes war also der [[wiki:strand|Strand]] (wenn Schiffe landen konnten) oder die Küste; beide trennten den überschaubaren **Küstensaum** vom [[wiki:hinterland|Hinterland]].
   * **Die Mark**: In den Waldgebieten Europas wurden Herrschaftsbereiche lange Zeit durch bewaldete [[wiki:wildnis|Wildnis]] voneinander getrennt, in der klare Linien fehlten. Diese »Marken« wirkten als Grenzbereiche.   * **Die Mark**: In den Waldgebieten Europas wurden Herrschaftsbereiche lange Zeit durch bewaldete [[wiki:wildnis|Wildnis]] voneinander getrennt, in der klare Linien fehlten. Diese »Marken« wirkten als Grenzbereiche.
   * **The [[wiki:Frontier|Frontier]]**: Insbesondere im nördlichen Amerika schob der [[wiki:treck|Treck]] nach Westen im Laufe der jahrhundertelangen Kolonisation die »Grenze« vor sich hin - sie konnte jedes Jahr woanders liegen. »Grenze« war Kampfgebiet, also Front.   * **The [[wiki:Frontier|Frontier]]**: Insbesondere im nördlichen Amerika schob der [[wiki:treck|Treck]] nach Westen im Laufe der jahrhundertelangen Kolonisation die »Grenze« vor sich hin - sie konnte jedes Jahr woanders liegen. »Grenze« war Kampfgebiet, also Front.
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 Das unterschiedliche Verständnis von Grenzen bestimmt das Denken und Verhalten der Menschen unbewusst bis heute ((''Norbert Seitz'' //Grenzen.// [[https://www.deutschlandfunk.de/grenzen-die-geschichte-des-zusammenlebens.1310.de.html?dram:article_id=284535|Die Geschichte des Zusammenlebens]])): Das unterschiedliche Verständnis von Grenzen bestimmt das Denken und Verhalten der Menschen unbewusst bis heute ((''Norbert Seitz'' //Grenzen.// [[https://www.deutschlandfunk.de/grenzen-die-geschichte-des-zusammenlebens.1310.de.html?dram:article_id=284535|Die Geschichte des Zusammenlebens]])):
- +  * ''Wilfried von Bredow''\\ //Grenzen//\\ Eine Geschichte des Zusammenlebens vom Limes bis Schengen\\ Konrad Theiss Verlag, 192 Seiten
-  Wilfried von Bredow +
-  Grenzen +
-  Eine Geschichte des Zusammenlebens vom Limes bis Schengen +
-  Konrad Theiss Verlag, 192 Seiten+
  
 ==== Kontrolle & Erlaubnis ==== ==== Kontrolle & Erlaubnis ====
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 In Westeuropa dagegen bildeten die Wälder zwischen den Rodungsdörfern einen Grenz__bereich__ ohne deutliche Linie; Grenzen wurden bis dahin als »Marken« bezeichnet und als Flächen gedacht, die oft gemeinsam genutzt wurden.  Natürlich entstanden daraus Konflikte. Wenn es aber weder physisch noch als Denkfigur die Grenze gab, so konnten Lösungen nur durch Konsens im Miteinander gefunden werden - man war gezwungen, etwas Gemeinsames zu finden. Der Denkfigur der Grenze kam die Hecke am nächsten, diese war jedoch durchlässig und verband das Innen und Außen. Die Spezialistin für die Kommunikation zwischen Innen und Außen war die Heckenreiterin, die //Hagazussa//, kurz: die Hexe. In vielen Kulturen finden sich //Grenzgottheiten// (liminal deities), die als [[wiki:reisegoetter|Reisegötter]] oft heute noch die Reisenden beschützen. In Westeuropa dagegen bildeten die Wälder zwischen den Rodungsdörfern einen Grenz__bereich__ ohne deutliche Linie; Grenzen wurden bis dahin als »Marken« bezeichnet und als Flächen gedacht, die oft gemeinsam genutzt wurden.  Natürlich entstanden daraus Konflikte. Wenn es aber weder physisch noch als Denkfigur die Grenze gab, so konnten Lösungen nur durch Konsens im Miteinander gefunden werden - man war gezwungen, etwas Gemeinsames zu finden. Der Denkfigur der Grenze kam die Hecke am nächsten, diese war jedoch durchlässig und verband das Innen und Außen. Die Spezialistin für die Kommunikation zwischen Innen und Außen war die Heckenreiterin, die //Hagazussa//, kurz: die Hexe. In vielen Kulturen finden sich //Grenzgottheiten// (liminal deities), die als [[wiki:reisegoetter|Reisegötter]] oft heute noch die Reisenden beschützen.
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   * ''Oliver Eberl''\\ //Naturzustand und Barbarei//.\\ Begründung und Kritik staatlicher Ordnung im Zeichen des Kolonialismus.\\ Hamburger Edition, Hamburg 2021. 552 S.   * ''Oliver Eberl''\\ //Naturzustand und Barbarei//.\\ Begründung und Kritik staatlicher Ordnung im Zeichen des Kolonialismus.\\ Hamburger Edition, Hamburg 2021. 552 S.
   * ''Christoph Motsch''\\ //Grenzgesellschaft und frühmoderner Staat//\\ Die Starostei Draheim zwischen Hinterpommern, der Neumark und Grosspolen (1575-1805).\\ Potsdam, Univ., Diss., 1996. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 2001   * ''Christoph Motsch''\\ //Grenzgesellschaft und frühmoderner Staat//\\ Die Starostei Draheim zwischen Hinterpommern, der Neumark und Grosspolen (1575-1805).\\ Potsdam, Univ., Diss., 1996. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 2001
  
 +==== Grenzgeometrie und Nachbarn ====
 +  * Inselstaaten und Australien haben keine angrenzenden Nachbarn, nur die Küste als Grenze zum Wasser.
 +  * 17 Staaten haben nur eine Grenze zu einem Nachbarland: [[https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Staaten_mit_nur_einer_Landgrenze|Wikipedia]]; davon sind drei von dem anderen Staat umgeben: Lesotho, San Marino, Vatikanstadt.
 +  * //Zweiländerecken// gibt es nicht, näherungsweise lassen sich Exklaven mit Punktkontakt zum Hauptstaatsgebiet als solche auffassen.
 +  * 159 internationale //Dreiländerecken// gibt es weltweit: [[https://de.wikipedia.org/wiki/Dreil%C3%A4ndereck|Wikipedia]].
 +  * Ob es //Vierländerecken// geben kann, ist umstritten; ein solches liegt im Fluss Sambesi und wird durch die Grenzen der Länder Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe gebildet. Das hat aber zur Folge, dass eine Brücke von Sambia nach Botswana dann auch namibianishes Staatsgebiet berühren müsste.
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   Dieter Kreutzkamp, Rupert Heigl   Dieter Kreutzkamp, Rupert Heigl
wiki/grenze.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/15 13:41 von norbert

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