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wiki:freiheit

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wiki:freiheit [2020/06/05 06:58] – Externe Bearbeitung 127.0.0.1wiki:freiheit [2020/09/19 04:18] norbert
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 Doch kann man tatsächlich Ziele wählen, sich zwischen Wegen entscheiden, ohne die Möglichkeiten zu kennen? Um zu wissen, wohin ich will, muß ich da nicht erst einmal wissen, was es gibt? Also hätte derjenige die größte Wahlfreiheit, der am meisten über die Welt weiß? Der die meisten Reiseführer gelesen, die meisten TV-Sendungen gesehen, die intensivste Internetrecherche betrieben hätte?\\  Doch kann man tatsächlich Ziele wählen, sich zwischen Wegen entscheiden, ohne die Möglichkeiten zu kennen? Um zu wissen, wohin ich will, muß ich da nicht erst einmal wissen, was es gibt? Also hätte derjenige die größte Wahlfreiheit, der am meisten über die Welt weiß? Der die meisten Reiseführer gelesen, die meisten TV-Sendungen gesehen, die intensivste Internetrecherche betrieben hätte?\\ 
 //»Man sieht nur, __was man weiß__«// – Damit warb der //DuMont Verlag// lange Zeit für seine anspruchsvollen Kultur-Reiseführer. Die ersten »Entdecker« hätten also nichts gesehen, wären also eher unfrei in ihrer Wahl gewesen, da sie nichts über ihr Ziel und die Wege dorthin wußten …?\\  //»Man sieht nur, __was man weiß__«// – Damit warb der //DuMont Verlag// lange Zeit für seine anspruchsvollen Kultur-Reiseführer. Die ersten »Entdecker« hätten also nichts gesehen, wären also eher unfrei in ihrer Wahl gewesen, da sie nichts über ihr Ziel und die Wege dorthin wußten …?\\ 
-//»Man sieht __nur__, was man weiß«.// Den Satz kann man auch anders betonen: Wer seine Sinne auf das fokussiert, was er zu finden erwartet, setzt Scheuklappen auf, begrenzt seine Wahrnehmungen. Dagegen ermöglicht es die naive Offenheit des Unwissenden, staunend Neues zu entdecken: Unerhörtes, Ungesehenes, Unerlesenes, eben »sein eigener Columbus zu sein« (ROX-SCHULZ), das Unerwartete nicht nur willkommen zu heißen sondern vielleicht gar zu provozieren, indem gebahnte Pfade verlassen werden und gerade das nicht zu tun, was die anderen tun. Ein [[wiki:lebensreisestil|Reisestil]], der ein Reisen ins Unbekannte kultivierte, verzichtet auf möglichst perfekte und lückenlose Planung, ermöglicht entdeckendes Reisen ((''Rachael Anthony, Joël Henry'': //The Lonely Planet Guide to Experimental Travel//. 2005)): +//»Man sieht __nur__, was man weiß«.// Den Satz kann man auch anders betonen: Wer seine Sinne auf das fokussiert, was er zu finden erwartet, setzt Scheuklappen auf, begrenzt seine Wahrnehmungen. Dagegen ermöglicht es die naive [[wiki:offenheit|Offenheit]] des Unwissenden, staunend Neues zu entdecken: Unerhörtes, Ungesehenes, Unerlesenes, eben »sein eigener Columbus zu sein« (ROX-SCHULZ), das Unerwartete nicht nur willkommen zu heißen sondern vielleicht gar zu provozieren, indem gebahnte Pfade verlassen werden und gerade das nicht zu tun, was die anderen tun. Ein [[wiki:lebensreisestil|Reisestil]], der ein Reisen ins Unbekannte kultivierte, verzichtet auf möglichst perfekte und lückenlose Planung, ermöglicht entdeckendes Reisen ((''Rachael Anthony, Joël Henry'': //The Lonely Planet Guide to Experimental Travel//. 2005)): 
 //»Ich bin der geborene Expeditionstyp. Ich mache immer und aus jeder Reise, aus jedem Spaziergang etwas Außergewöhnliches.«// ((''Elly Beinhorn'' (*1907 †2007), in einem TV-Interview von 1987, wieder gesendet bei 3Sat am 30.05.07, 19.45 Uhr)) //»Ich bin der geborene Expeditionstyp. Ich mache immer und aus jeder Reise, aus jedem Spaziergang etwas Außergewöhnliches.«// ((''Elly Beinhorn'' (*1907 †2007), in einem TV-Interview von 1987, wieder gesendet bei 3Sat am 30.05.07, 19.45 Uhr))
  
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 //»Ich glaube, daß wir Heutigen, die wir daran gewöhnt sind, frei Haus gelieferte Erkenntnisse zu verkonsumieren, weitgehend vergessen haben, daß die Wahrheit ihren Preis hat. Oder wie ein Eskimo-Schamane zu ''Knud Rasmussen'' sagte: Ihr wißt nicht, daß nur der erkennt, der in die Einsamkeit geht und Leiden erträgt. … Die Menschen haben immer wieder die Wahl. Aber bereits die Eva des Alten Testaments gab ja bekanntlich die Geborgenheit des Paradieses hin für die Wahrheit.«// ((''Hans Peter Duerr'': //Traumzeit. Über die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation//. Syndikat 1978. Insbesondere das Kapitel: //Road Bilong Science//)) //»Ich glaube, daß wir Heutigen, die wir daran gewöhnt sind, frei Haus gelieferte Erkenntnisse zu verkonsumieren, weitgehend vergessen haben, daß die Wahrheit ihren Preis hat. Oder wie ein Eskimo-Schamane zu ''Knud Rasmussen'' sagte: Ihr wißt nicht, daß nur der erkennt, der in die Einsamkeit geht und Leiden erträgt. … Die Menschen haben immer wieder die Wahl. Aber bereits die Eva des Alten Testaments gab ja bekanntlich die Geborgenheit des Paradieses hin für die Wahrheit.«// ((''Hans Peter Duerr'': //Traumzeit. Über die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation//. Syndikat 1978. Insbesondere das Kapitel: //Road Bilong Science//))
  
-Die Welt dort draußen war einmal eine alltägliche Erfahrung, knapp außerhalb der Dorfhecke oder der Stadtmauer, man lese die Grimmschen Märchen. Was nach draußen gehörte, zeigt sich bereits früh im Zuständigkeitsbereich der antiken Götter: //Hermes// und //Merkur// schützten als [[wiki:reisegoetter|Reisegötter]] die Wege, den Verkehr, die Wanderer, Kaufleute und Hirten, die Diebe, Künstler, die Redekunst, die Magie. Hermes wird als junger Mann mit breitrandiger Kappe und geflügelten Sandalen dargestellt, der einen mit zwei Schlangen gekrönten Heroldstab trägt. Im alten Griechenland garantierte dieser Stab eine sichere Reise, auch in Zeiten des Krieges.\\ +Die Welt dort draußen war einmal eine alltägliche Erfahrung, knapp außerhalb der Dorfhecke oder der Stadtmauer, man lese die Grimmschen Märchen. Was nach draußen gehörte, zeigt sich bereits früh im Zuständigkeitsbereich der antiken Götter: //Hermes// und //Merkur// schützten als [[wiki:reisegoetter|Reisegötter]] die Wege, den Verkehr, die Wanderer, Kaufleute und Hirten, die Diebe, Künstler, die Redekunst, die Magie. Hermes wird als junger Mann mit breitrandiger Kappe und geflügelten Sandalen dargestellt, der einen mit zwei Schlangen gekrönten Heroldstab (Caduceus) trägt. Im alten Griechenland garantierte dieser [[wiki:stab|Stab]] eine sichere Reise, auch in Zeiten des Krieges.\\ 
 Er war der Gott, der die Grenze zwischen den Toten und den Lebenden am einfachsten überquerte. Dieser Grenze entsprach im Alltag der Zaun zwischen Kultur und [[wiki:wildnis|Wildnis]], die Hecke, der Hag. Die Hirten und Schäfer draußen wurden dem ehrlosen Volk zugerechnet und galten als Lehrer der Hexen; das Wort Hexe stammt von Hagazussa, die mit einem Bein in der Wildnis und mit dem anderen in der Kultur steht und auf der Hecke reitet.\\  Er war der Gott, der die Grenze zwischen den Toten und den Lebenden am einfachsten überquerte. Dieser Grenze entsprach im Alltag der Zaun zwischen Kultur und [[wiki:wildnis|Wildnis]], die Hecke, der Hag. Die Hirten und Schäfer draußen wurden dem ehrlosen Volk zugerechnet und galten als Lehrer der Hexen; das Wort Hexe stammt von Hagazussa, die mit einem Bein in der Wildnis und mit dem anderen in der Kultur steht und auf der Hecke reitet.\\ 
 Die Verstoßenen hatten nur diese Welt, verstanden sich allerdings nicht unbedingt als Opfer. Das Leben auf der Landstraße war lange Zeit auch ein alternativer Lebensentwurf, der vielleicht erst durch das aus im Mittelalter entstandene ora et labora abgewertet wurde. Die Verstoßenen hatten nur diese Welt, verstanden sich allerdings nicht unbedingt als Opfer. Das Leben auf der Landstraße war lange Zeit auch ein alternativer Lebensentwurf, der vielleicht erst durch das aus im Mittelalter entstandene ora et labora abgewertet wurde.
wiki/freiheit.txt · Zuletzt geändert: 2024/04/30 06:09 von norbert

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