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wiki:bosporus

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 ====== Bosporus ====== ====== Bosporus ======
  
-Die Meerenge trennt [[wiki:europa|Europa]] und Asien, dabei vergrößert sich der Abstand um etwa zwei Zentimeter pro Jahr durch die Kontinentaldrift. Als Wasser[[wiki:strasse|straße]] verbindet sie das Mittelmeer -- genauer dessen Randmeer Ägäis -- mit dem Schwarzen Meer. Der Bosporus im engeren Sinne ist 30 Kilometer lang, seine Breite schwankt zwischen 700 und 2.500 Metern. Im weiteren Sinne besteht diese Meerenge/Wasserstraße aus den Dardanellen (=Helles-Pont), dem Marmarameer (=Propontis) und dem Bosporus-Kanal.+Die Meerenge trennt [[wiki:europa|Europa]] und Asien, dabei vergrößert sich der Abstand um etwa zwei Zentimeter pro Jahr durch die Kontinentaldrift. Als Wasser[[wiki:strasse|straße]] verbindet sie das Mittelmeer -- genauer dessen Randmeer Ägäis -- mit dem Schwarzen Meer. Der Bosporus im engeren Sinne ist 30 Kilometer lang, seine Breite schwankt zwischen 700 und 2.500 Metern. Im weiteren Sinne besteht diese Wasserstraße aus den Dardanellen (=Helles-Pont), dem Marmarameer (=Propontis) und dem Bosporus-Kanal.
  
-Im Bosporus fließt eine starke Oberströmung in die Ägäis, die Unterströmung fließt in umgekehrter Richtung. Zudem bläst im späten Frühjahr und im Sommer der Wind besonders stark aus Nordost. Dies erschwerte in der Antike die Schifffahrt ins Schwarze Meer erheblich. Erst im [[wiki:reisegenerationen#Das Reisen im antiken Mediterraneum|7. Jahrhundert BC]] war es mit griechischen Fünfzigruderern //(Pentekonteren)// regelmäßig möglich, gegen Strömung und Wind die Meerenge zu passieren. Vermutlich speichert die Argonauten-Sage, also ''Iasons'' Fahrt mit der //Argo//, die Erinnerung an diese Leistung. Eine solche Fahrt beschreibt im zweiten Jahrhundert nach Christus ''Dionysios von Byzantion'' ((''Dionysii Byzantii''\\ //Anaplus Bospori = Dionysiu Bygantiu Anaplus Bosporu Anaplus Bospori. Una cum scholiis X saeculi.// R. Güngerich (Hg.) XLIV, 45 S. Berlin 1958: Weidmann Nachdruck [Una cum scholiis 10 saeculi altera ex ed. anni 1927 lucis ope expressa].))+Im Bosporus fließt eine starke Oberströmung in die Ägäis, die Unterströmung fließt in umgekehrter Richtung. Zudem bläst im späten Frühjahr und im Sommer der Wind besonders stark aus Nordost. Dies erschwerte in der Antike die Schifffahrt ins Schwarze Meer erheblich. Erst im [[wiki:reisegenerationen#Das Reisen im antiken Mediterraneum|7. Jahrhundert BC]] war es mit griechischen Fünfzigruderern //(Pentekonteren)// regelmäßig möglich, gegen Strömung und Wind die Meerenge zu passieren. Vermutlich speichert die Argonauten-Sage, also ''Iasons'' Fahrt mit der //Argo//, die Erinnerung an diese Leistung. Eine solche Fahrt beschreibt im zweiten Jahrhundert nach Christus ''Dionysios von Byzantion'' ((''Dionysii Byzantii''\\ //Anaplus Bospori = Dionysiu Bygantiu Anaplus Bosporu Anaplus Bospori. Una cum scholiis X saeculi.// R. Güngerich (Hg.) XLIV, 45 S. Berlin 1958: Weidmann Nachdruck [Una cum scholiis 10 saeculi altera ex ed. anni 1927 lucis ope expressa].)).
  
-Zum Mittelmeer hin ragt das Goldene Horn (Bosporionspitze bei Dionysios von Byzantion, Chrysokeras, lateinisch bracchium Sancti Georgii im Mittelalter) von europäischer Seite ins Meer und bot einen natürlichen Hafen. An der Spitze, auf drei Seiten vom Meer umgeben, wurde 660 BC Byzantoin gegründet (Byzanz; benannt nach dem Gründer). 324 nach Christus entstand am Südufer Konstantinopel, weil der erste christliche römische Kaiser ''Konstantin'' dort das zweite Rom gründen wollte. 330 nach Christus wurde es dann zur neuen Hauptstadt des Römischen Reiches. Der Reisende ''Johannes Schiltberger'' berichtete 1426, die Stadt würde umgangssprachlich Istimboli (griechisch) bzw. Stambol (türkisch) genannt. Zurückgeführt wird dieser Name auf griechisches //stin poli(n)//, also „in der Stadt“.+Zum Mittelmeer hin ragt das Goldene Horn (auch: //Bosporionspitze// bei Dionysios von Byzantion, //Chrysokeras//, lateinisch //bracchium Sancti Georgii// im Mittelalter) von europäischer Seite ins Meer und bietet einen natürlichen Hafen. An der Spitze, auf drei Seiten vom Meer umgeben, wurde 660 BC //Byzantoin// gegründet (Byzanz; benannt nach dem Gründer). 324 nach Christus entstand am Südufer //Konstantinopel//, weil der erste christliche römische Kaiser ''Konstantin'' dort das zweite Rom gründen wollte. 330 nach Christus wurde es dann zur neuen Hauptstadt des Römischen Reiches. Der Reisende ''Johannes Schiltberger'' berichtete 1426, die Stadt würde umgangssprachlich Istimboli (griechisch) bzw. Stambol (türkisch) genannt. Zurückgeführt wird dieser Name auf griechisches //stin poli(n)//, also „in der Stadt“.
  
 Diese Stelle bildete das Nadelöhr für Reisen und Verkehr zwischen Europa und Asien. Bis ins [[wiki:reisegenerationen#20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]] gab es keine Brücke, jedoch wurden zwei (Schiffs-)Brücken vorübergehend eingerichtet: Diese Stelle bildete das Nadelöhr für Reisen und Verkehr zwischen Europa und Asien. Bis ins [[wiki:reisegenerationen#20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]] gab es keine Brücke, jedoch wurden zwei (Schiffs-)Brücken vorübergehend eingerichtet:
   - 513 BC von dem persischen König ''Dareios'' anlässlich eines Feldzuges gegen die Skythen. ((''Herodot'' IV 85, 87)) Manche vermuten den Standort zwischen Anadolu Hisarı und Rumeli Hisarı. ((''Belke'' 2016, S. 161 Fußnote 3))   - 513 BC von dem persischen König ''Dareios'' anlässlich eines Feldzuges gegen die Skythen. ((''Herodot'' IV 85, 87)) Manche vermuten den Standort zwischen Anadolu Hisarı und Rumeli Hisarı. ((''Belke'' 2016, S. 161 Fußnote 3))
   - 641 n. Chr. für Kaiser ''Herakleios'', eine vielleicht nur anekdotische Nachricht   - 641 n. Chr. für Kaiser ''Herakleios'', eine vielleicht nur anekdotische Nachricht
-Die persische Königsstraße führte nach Sardes und Ephesus, weit südlich vom Bosporus. Als Schlüsselstelle der Pilgerroute ins Heilige Land wurde der Übergang erst im spätrömischen Kaiserreich bedeutend, insbesondere mit der Verlegung der Hauptstadt hierher. Zuvor müssen die beiden Häfen von Chalkedon (türk. Kadıköy) jedoch bedeutender gewesen sein, denn //Calcedonia// wird in der einzigen erhaltenen antiken Karte genannt ((Tabula Peutingeriana, pars VIII)), in  den ältesten [[wiki:itinerar|Itinerarien]] namentlich als Ziel angegeben: »Calcedonia, traiectus in Bithinia« ((//Itinerarium Antonini// § 139)), während im Itinerarium Burdigalense ((571, 6-10:// »kal. Iun. A Calcidonia et reversi sumus Constantinopolim VII kal. Ian. Consule suprascripto A Constantinopoli transis Pontum, uenis Calcedoniam, ambulas prouinciam Bithiniam.«//)) das neu gegründete Konstantinopel weniger beachtet wird als der Übergangshafen. ((''Salway, R. W. B.''\\ //There but not there: Constantinople in the Itinerarium Burdigalense.//\\ S. 293-324 in: Lucy Grig, Gavin Kelly: Two Romes : Rome and Constantinople in Late Antiquity. Oxford 2012: Oxford University Press.))+Die persische Königsstraße führte nach Sardes und Ephesus, weit südlich vom Bosporus. Als Schlüsselstelle der Pilgerroute ins Heilige Land ((''Spickermann, Wolfgang''\\ //Die kirchliche Organisation des spätantiken Pilgerwesens.//\\ 211-220 in: Für Seelenheil und Lebensglück. Das byzantinische Pilgerwesen und seine Wurzeln, Mainz 2018 )) wurde der Übergang erst im spätrömischen Kaiserreich bedeutend, verstärkt durch die Verlegung der Hauptstadt hierher. Zuvor müssen die beiden Häfen von Chalkedon (türk. Kadıköy) jedoch bedeutender gewesen sein, denn //Calcedonia// wird in der einzigen erhaltenen antiken Karte genannt ((Tabula Peutingeriana, pars VIII)), in  den ältesten [[wiki:itinerar|Itinerarien]] namentlich als Ziel angegeben: »Calcedonia, traiectus in Bithinia« ((//Itinerarium Antonini// § 139)), während im Itinerarium Burdigalense ((571, 6-10:// »kal. Iun. A Calcidonia et reversi sumus Constantinopolim VII kal. Ian. Consule suprascripto A Constantinopoli transis Pontum, uenis Calcedoniam, ambulas prouinciam Bithiniam.«//)) das neu gegründete Konstantinopel weniger beachtet wird als der Übergangshafen. ((''Salway, R. W. B.''\\ //There but not there: Constantinople in the Itinerarium Burdigalense.//\\ S. 293-324 in: Lucy Grig, Gavin Kelly: Two Romes : Rome and Constantinople in Late Antiquity. Oxford 2012: Oxford University Press.))
  
-Der Name //Bosporos// wurzelt in den altgriechischen Worten βοῦς boũs ‚Rind, Ochse‘ und πόρος póros ‚[[wiki:weg|Weg]], Furt‘ und entspräche dem deutschen Ortsnamen `Ochsenfurt´. Zweifel daran sind angebracht, weil der tiefe und stark strömende Kanal eben keine Furt hat und dort, wo die Ufer flach sind, rund drei Kilomweter breit ist. ''Georgacas'' (1971) hat die geographischen und geologischen Verhältnisse sehr genau untersucht und etymologisch begründet zurückgeführt auf einen Gewässernamen `enger Weg > Kanal´. +Der Name //Bosporos// wurzelt in den altgriechischen Worten βοῦς boũs ‚Rind, Ochse‘ und πόρος póros ‚[[wiki:weg|Weg]], Furt‘ und entspräche dem deutschen Ortsnamen `Ochsenfurt´. Zweifel daran sind angebracht, weil der tiefe und stark strömende Kanal eben keine Furt hat und dort, wo die Ufer flach sind und die Strömung etwas geringer, rund 2.500 Meter breit ist. ''Georgacas'' (1971) hat die geographischen und geologischen Verhältnisse sehr genau untersucht und etymologisch begründet zurückgeführt auf einen Gewässernamen `enger Weg > Kanal´. Dafür spricht, dass der Wasserweg bezeichnet wird, nicht der Ort am Hafen.
  
 ==== Literatur ==== ==== Literatur ====
-  * ''Klaus Belke''\\ //Tore nach Kleinasien: die Konstantinopel gegenüberliegenden Häfen Chalkedon, Chrysopolis, Hiereia und Eutropiu Limen.//\\ S. 161–171 in: Falko Daim (Hg.): Die byzantinischen Häfen Konstantinopels. 203 S. Bibliogr. S. 173–200. Mainz 2017: Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums. [[https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/reader/download/330/330-29-80059-1-10-20180102.pdf |Online]] Zitiert zahlreiche historische Belege für die Nutzung der Häfen als Knotenpunkt des Verkehrs in der Antike und im Mittelalter (insbesondere wird die Bedeutung von Chalkedon für Reisende hervorgehoben) und untersucht den archäologischen Befund.+  * ''Klaus Belke''\\ //Tore nach Kleinasien: die Konstantinopel gegenüberliegenden Häfen Chalkedon, Chrysopolis, Hiereia und Eutropiu Limen.//\\ S. 161–171 in: Falko Daim (Hg.): Die byzantinischen Häfen Konstantinopels. 203 S. Bibliogr. S. 173–200. Mainz 2017: Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums. [[https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/reader/download/330/330-29-80059-1-10-20180102.pdf |Online]]\\ Zitiert zahlreiche historische Belege für die Nutzung der Häfen als Knotenpunkt des Verkehrs in der Antike und im Mittelalter (insbesondere wird die Bedeutung von Chalkedon für Reisende hervorgehoben) und untersucht den archäologischen Befund.
   * ''Berckenhagen, E.''\\ //Vom goldenen Horn zu Dardanellen und Bosporus: drei neuerworbene Konstantinopel-   * ''Berckenhagen, E.''\\ //Vom goldenen Horn zu Dardanellen und Bosporus: drei neuerworbene Konstantinopel-
 Pläne.//\\ Deutsches Schiffahrtsarchiv 21 (1998) 313-326. [[https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-59734-1|Online]]  Pläne.//\\ Deutsches Schiffahrtsarchiv 21 (1998) 313-326. [[https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-59734-1|Online]] 
   * ''Demetrius J. Georgacas''\\ //The Waterway of Hellespont and Bosporus: the origin of the names and early Gr. haplology//.\\ Names 19.2 (1971) 65–152 [[https://ans-names.pitt.edu/ans/article/view/681|Online]]   * ''Demetrius J. Georgacas''\\ //The Waterway of Hellespont and Bosporus: the origin of the names and early Gr. haplology//.\\ Names 19.2 (1971) 65–152 [[https://ans-names.pitt.edu/ans/article/view/681|Online]]
   * ''Rodolphe Guilland''\\ //La chaîne de la Corne d’Or//.\\ EEBS Ἐπετηρὶς Ἑταιρείας Βυζαντινῶν Σπουδῶν 25 (1955) 88-120.\\  99,104: on λιμήν Вοσπόριος, τό Вοσπόριον, λ. Προσϕόριος, Προσϕόριον.   * ''Rodolphe Guilland''\\ //La chaîne de la Corne d’Or//.\\ EEBS Ἐπετηρὶς Ἑταιρείας Βυζαντινῶν Σπουδῶν 25 (1955) 88-120.\\  99,104: on λιμήν Вοσπόριος, τό Вοσπόριον, λ. Προσϕόριος, Προσϕόριον.
 +    * ''Vian, F.''\\ //Review of The Waterway of Hellespont and Bosporus : the Origin of the Names and Early Greek Haplology//\\ tiré à part de Names, vol. 19, by D. J. Georgacas. Revue Des Études Grecques, 88 (1975) 419/423, 264–264. [[http://www.jstor.org/stable/44277538|Online]] 
   * ''A. Merz''\\ //Die Strömungen des Bosporus//.\\ S. 277–295 in: Bibliothek Geographischer Handbücher, N.F., Festband Albrecht Penck. Stuttgart 1918: J. Engelhorn.   * ''A. Merz''\\ //Die Strömungen des Bosporus//.\\ S. 277–295 in: Bibliothek Geographischer Handbücher, N.F., Festband Albrecht Penck. Stuttgart 1918: J. Engelhorn.
   * ''A. Merz''\\ //Die Strömungen von Bosporus und Dardanellen.//\\ Verhandlungen des 20. Deutschen Geographischen Tages Juni 1921, dritte Sitzung, S. 107–112.    * ''A. Merz''\\ //Die Strömungen von Bosporus und Dardanellen.//\\ Verhandlungen des 20. Deutschen Geographischen Tages Juni 1921, dritte Sitzung, S. 107–112. 
-    * ''Vian, F.''\\ Review of The Waterway of Hellespont and Bosporus : the Origin of the Names and Early Greek Haplology, tiré à part de Names, vol. 19, by D. J. Georgacas]. Revue Des Études Grecques, 88 (1975) 419/423, 264–264. [[http://www.jstor.org/stable/44277538|Online]]  
   * ''Alexander John Graham''\\ //The Date of the Greek Penetration of the Black Sea.//\\ In: Bulletin of the Institute of Classical Studies BICS 5 (1958) 25–42   * ''Alexander John Graham''\\ //The Date of the Greek Penetration of the Black Sea.//\\ In: Bulletin of the Institute of Classical Studies BICS 5 (1958) 25–42
   * ''Labaree, Benjamin W.''\\ //How the Greeks Sailed into the Black Sea.//\\ American Journal of Archaeology 61 (1957) 29–33. [[https://doi.org/10.2307/501077|DOI]]   * ''Labaree, Benjamin W.''\\ //How the Greeks Sailed into the Black Sea.//\\ American Journal of Archaeology 61 (1957) 29–33. [[https://doi.org/10.2307/501077|DOI]]
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