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wiki:alpenpaesse

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wiki:alpenpaesse [2022/09/21 03:11] – [Schweiz] norbertwiki:alpenpaesse [2023/06/02 04:44] – [Alpenüberquerungen] norbert
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   * ''Michael Franchetti'', ''Christopher Chippindale''\\ //Alpine Imagery, Alpine Space, Alpine Time and Prehistoric human experience.//\\ In: G. Nash, C.Chippindale: European Landscapes of Rock-Art. London 2002: Routledge, 116-143   * ''Michael Franchetti'', ''Christopher Chippindale''\\ //Alpine Imagery, Alpine Space, Alpine Time and Prehistoric human experience.//\\ In: G. Nash, C.Chippindale: European Landscapes of Rock-Art. London 2002: Routledge, 116-143
   * ''René Wyss''\\ //Die Eroberung der Alpen durch den Bronzezeitmenschen.//\\ Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 28 (1971) 130-145   * ''René Wyss''\\ //Die Eroberung der Alpen durch den Bronzezeitmenschen.//\\ Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 28 (1971) 130-145
-Die imperiale Erschließung der Alpen ermöglichten erst die Söhne des Augustus mit ihrem Alpenfeldzug 15 BC. Täler und Pässe bestimmten die [[wiki:routen|Routen]]; befestigte Städte verbanden Täler und Alpenvorland; der //cursus publicus// bot Rasthäuser, Pferdewechselstationen, [[wiki:traeger|Träger]] und [[wiki:fuehrer|Führer]] - Alpenüberquerungen wurden planbar. +Die imperiale Erschließung der Alpen ermöglichten erst die Söhne des Augustus mit ihrem Alpenfeldzug 15 BC. Täler und Pässe bestimmten die [[wiki:routen|Routen]]; befestigte Städte verbanden Täler und Alpenvorland; der //cursus publicus// bot [[wiki:rast|Rast]]häuser, Pferdewechselstationen, [[wiki:traeger|Träger]] und [[wiki:fuehrer|Führer]] - Alpenüberquerungen wurden planbar. 
  
 Mit dem Zerfall des römischen Reiches zerfiel auch die überregionale Infrastruktur der römischen Globalisierung ((''Hitchner, Bruce R.'' //Globalization Avant la Lettre: Globalization and the History of the Roman Empire.// In: New Global Studies 2.2 (2008) DOI: 10.2202/1940-0004.1034)). Im Mittelmeerraum wurde das [[wiki:reisen|Reisen]] schwieriger, weil dieser im [[wiki:reisegenerationen#6./7. Jahrhundert|6. Jahrhundert]] endgültig in einen östlichen und westlichen Raum zerfiel und ab dem 7. Jahrhundert durch den Druck der islamischen Eroberung weiter verkleinert wurde, da christliche Seefahrer nicht einmal mehr eine Planke auf dem Meer treiben lassen konnten, wie ''Ibn Khaldun'' sagte ((zit. nach Fußnote 2 von ''Michael Sommer''\\ //Homo Mercator//\\ Handelsvölker und interkulturelle Netzwerke zwischen Orient und Okzident\\ in: Rollinger, Robert. 2010. Interkulturalität in der Alten Welt: Vorderasien, Hellas, Ägypten und die vielfältigen Ebenen des Kontakts. Wiesbaden: Harrassowitz.)). Vorbei war es auch mit den massenhaften Pilgerströmen, die über Byzanz zu den heiligen Stätten im Raum Libanon-Syrien strömten. Damit stieg die Bedeutung des Alpenraums als Zwischenraum für "Handel und Wandel" ((''Arno Borst''\\ //Alpine Mentalität und europäischer Horizont im Mittelalter//.\\ in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees 92 (1974) 1-46 [[https://www.digishelf.de/fullscreen/bsz014854767_1974/49/|[Online]].\\ ''Pirenne, Henri''\\ //Mahomet und Karl der Grosse: Untergang der Antike am Mittelmeer und Aufstieg des germanischen Mittelalters.// 311 S. Frankfurt am Main 1963: Fischer\\ ''Hodges, Richard''\\ //Charlemagne minus Mohammed: rethinking the 9th-Century Europe from Italy//\\ = Carlo Magno senza Maometto : ripensando l'Europa del IX secolo dall'Italia.\\ 91 S. Roma Arbor Sapientiae 2020)). Wer den Zugang zum Tal beherrschte, kontrollierte auch die zugehörigen Pässe und damit [[wiki:Bote|Boten]], [[wiki:gesandter|Gesandte]], [[wiki:wandermoench|Wandermönche]], jedwede [[wiki:peregrinatio|peregrinatio]], [[wiki:der_fahrende_haendler|fahrende Händler]], [[wiki:reisende|Reisende]] auf ihren [[wiki:weg|Wegen]] zwischen Norden und Süden: die Herzöge von Bayern und Schwaben, die Könige von Burgund und Italien. Imperial wurde das erst wieder mit den Ottonen und dem Bau von [[wiki:xenodochium|Hospizen]] auf den Alpenpässen ab 1050 nach Christus. Mit dem Zerfall des römischen Reiches zerfiel auch die überregionale Infrastruktur der römischen Globalisierung ((''Hitchner, Bruce R.'' //Globalization Avant la Lettre: Globalization and the History of the Roman Empire.// In: New Global Studies 2.2 (2008) DOI: 10.2202/1940-0004.1034)). Im Mittelmeerraum wurde das [[wiki:reisen|Reisen]] schwieriger, weil dieser im [[wiki:reisegenerationen#6./7. Jahrhundert|6. Jahrhundert]] endgültig in einen östlichen und westlichen Raum zerfiel und ab dem 7. Jahrhundert durch den Druck der islamischen Eroberung weiter verkleinert wurde, da christliche Seefahrer nicht einmal mehr eine Planke auf dem Meer treiben lassen konnten, wie ''Ibn Khaldun'' sagte ((zit. nach Fußnote 2 von ''Michael Sommer''\\ //Homo Mercator//\\ Handelsvölker und interkulturelle Netzwerke zwischen Orient und Okzident\\ in: Rollinger, Robert. 2010. Interkulturalität in der Alten Welt: Vorderasien, Hellas, Ägypten und die vielfältigen Ebenen des Kontakts. Wiesbaden: Harrassowitz.)). Vorbei war es auch mit den massenhaften Pilgerströmen, die über Byzanz zu den heiligen Stätten im Raum Libanon-Syrien strömten. Damit stieg die Bedeutung des Alpenraums als Zwischenraum für "Handel und Wandel" ((''Arno Borst''\\ //Alpine Mentalität und europäischer Horizont im Mittelalter//.\\ in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees 92 (1974) 1-46 [[https://www.digishelf.de/fullscreen/bsz014854767_1974/49/|[Online]].\\ ''Pirenne, Henri''\\ //Mahomet und Karl der Grosse: Untergang der Antike am Mittelmeer und Aufstieg des germanischen Mittelalters.// 311 S. Frankfurt am Main 1963: Fischer\\ ''Hodges, Richard''\\ //Charlemagne minus Mohammed: rethinking the 9th-Century Europe from Italy//\\ = Carlo Magno senza Maometto : ripensando l'Europa del IX secolo dall'Italia.\\ 91 S. Roma Arbor Sapientiae 2020)). Wer den Zugang zum Tal beherrschte, kontrollierte auch die zugehörigen Pässe und damit [[wiki:Bote|Boten]], [[wiki:gesandter|Gesandte]], [[wiki:wandermoench|Wandermönche]], jedwede [[wiki:peregrinatio|peregrinatio]], [[wiki:der_fahrende_haendler|fahrende Händler]], [[wiki:reisende|Reisende]] auf ihren [[wiki:weg|Wegen]] zwischen Norden und Süden: die Herzöge von Bayern und Schwaben, die Könige von Burgund und Italien. Imperial wurde das erst wieder mit den Ottonen und dem Bau von [[wiki:xenodochium|Hospizen]] auf den Alpenpässen ab 1050 nach Christus.
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   * Die westliche Variante der Via Julia Augusta führte vom östlichen Venetien ins nördliche Alpenvorland, damals nach Rätien und nach Noricum. Der Plöckenpass (früher: Monte Crucis) ist ein 37 km langer Doppelpass mit einem verbindenden Sattel und war wegen  der steilen Hänge bis zu 1,5 Meter schmal. Eine Felsinschrift aus dem Jahre 373 besagt, dass "nur einem Wagen und einem Maultiergespann" die Befahrung möglich sei. Daher führte eine zwar längere, doch komfortablere östliche [[wiki:routen|Route]] über den Saifnitzer Sattel.   * Die westliche Variante der Via Julia Augusta führte vom östlichen Venetien ins nördliche Alpenvorland, damals nach Rätien und nach Noricum. Der Plöckenpass (früher: Monte Crucis) ist ein 37 km langer Doppelpass mit einem verbindenden Sattel und war wegen  der steilen Hänge bis zu 1,5 Meter schmal. Eine Felsinschrift aus dem Jahre 373 besagt, dass "nur einem Wagen und einem Maultiergespann" die Befahrung möglich sei. Daher führte eine zwar längere, doch komfortablere östliche [[wiki:routen|Route]] über den Saifnitzer Sattel.
  
-==== Alpenüberquerungen ====+==== Zeitleiste der Alpenüberquerungen ====
 Pässe bilden den Scheitelpunkt einer Gebirgsüberquerung (auch: -passage, -transfer, -transit), die vor dem [[wiki:strasse|Straßen]]bau für den [[wiki:fussreisen|Fussreisenden]], seine [[wiki:nutztiere|Zug- oder Lasttiere]] und sein [[wiki:fuhrwerke|Fuhrwerk]] kräftezehrend und gefährlich war: Erdrutsche, Steinschlag, Wetterumschwung: Nebel, Gewitter, Schneefall ((Strabon IV, 6, u.a.: 6,7,10,12; Ammianus Marcellinus XV, 10, 4-)). Der touristischen Erschließung gingen jahrtausendelang andere Interessen voran: Almwirtschaft, die Suche nach Erzen (Blei, Kupfer, Silber, Gold), [[wiki:liste_ausstellungen#Mönche unterwegs|Monastisches Reisen]], Militär, Nachrichtenverkehr ([[wiki:bote|Boten]], [[wiki:kundige|Kundschafter]]), Handel und [[wiki:transport|Transport]]. Seit vorgeschichtlicher Zeit haben Menschen die Alpen überquert, aber nur selten darüber schriftlich berichtet: Pässe bilden den Scheitelpunkt einer Gebirgsüberquerung (auch: -passage, -transfer, -transit), die vor dem [[wiki:strasse|Straßen]]bau für den [[wiki:fussreisen|Fussreisenden]], seine [[wiki:nutztiere|Zug- oder Lasttiere]] und sein [[wiki:fuhrwerke|Fuhrwerk]] kräftezehrend und gefährlich war: Erdrutsche, Steinschlag, Wetterumschwung: Nebel, Gewitter, Schneefall ((Strabon IV, 6, u.a.: 6,7,10,12; Ammianus Marcellinus XV, 10, 4-)). Der touristischen Erschließung gingen jahrtausendelang andere Interessen voran: Almwirtschaft, die Suche nach Erzen (Blei, Kupfer, Silber, Gold), [[wiki:liste_ausstellungen#Mönche unterwegs|Monastisches Reisen]], Militär, Nachrichtenverkehr ([[wiki:bote|Boten]], [[wiki:kundige|Kundschafter]]), Handel und [[wiki:transport|Transport]]. Seit vorgeschichtlicher Zeit haben Menschen die Alpen überquert, aber nur selten darüber schriftlich berichtet:
   * Dass bereits **um 3.300 BC** auch andere [[wiki:weg|Wege]] gegangen wurde, beweist "Ötzi": Die berühmte Gletschermumie wurde in den Ötztaler Alpen am Tisenjoch/Hauslabjoch (3210 m) gefunden. Er kam aus dem Südtiroler Schnalstal ((PLOS One, 2019; doi: 10.1371/journal.pone.0223752)) und wählte eine Aufstiegsroute, die heute als anspruchsvoller Wanderweg bewertet wird. Die Abstiegsroute hätte ihn in vier Stunden ins österreichische Ötztal geführt, heute ein Weg über die Wilhelm-Busch-Hütte nach Vent (1.900 m). Nach genetischen Untersuchungen ist Ötzi ein Vertreter der vorindoeuropäischen Bewohner Europas.   * Dass bereits **um 3.300 BC** auch andere [[wiki:weg|Wege]] gegangen wurde, beweist "Ötzi": Die berühmte Gletschermumie wurde in den Ötztaler Alpen am Tisenjoch/Hauslabjoch (3210 m) gefunden. Er kam aus dem Südtiroler Schnalstal ((PLOS One, 2019; doi: 10.1371/journal.pone.0223752)) und wählte eine Aufstiegsroute, die heute als anspruchsvoller Wanderweg bewertet wird. Die Abstiegsroute hätte ihn in vier Stunden ins österreichische Ötztal geführt, heute ein Weg über die Wilhelm-Busch-Hütte nach Vent (1.900 m). Nach genetischen Untersuchungen ist Ötzi ein Vertreter der vorindoeuropäischen Bewohner Europas.
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   * C. P. Ehrensperger\\ Römische Straßen: Charakterisierung anhand der Linienführung.\\ in: Helvetia Archaeologica 20 (1989) 42ff.   * C. P. Ehrensperger\\ Römische Straßen: Charakterisierung anhand der Linienführung.\\ in: Helvetia Archaeologica 20 (1989) 42ff.
   * Fröhlich, Susanne\\ Das Zollpersonal an den römischen Alpenstraßen nach Aguntum und Virunum.\\ In: Klio 96.1 (2014) 67–92.   * Fröhlich, Susanne\\ Das Zollpersonal an den römischen Alpenstraßen nach Aguntum und Virunum.\\ In: Klio 96.1 (2014) 67–92.
-  * Gerald Grabherr, Barbara Kainrath (Hg.)\\ Conquiescamus! Longum iter fecimus.\\ Römische Raststationen und Straßeninfrastruktur im Ostalpenraum.\\ Akten des Kolloquiums zur Forschungslage zu Römischen Straßenstationen, Innsbruck 4. und 5. Juni 2009. Innsbruck: Innsbruck Univ. Press (= IKARUS - Innsbrucker Klassische-Archäologische Universitätsschriften, 6), S. 159–188.+  * Gerald Grabherr, Barbara Kainrath (Hg.)\\ Conquiescamus! Longum iter fecimus.\\ Römische [[wiki:rast|Rast]]stationen und Straßeninfrastruktur im Ostalpenraum.\\ Akten des Kolloquiums zur Forschungslage zu Römischen Straßenstationen, Innsbruck 4. und 5. Juni 2009. Innsbruck: Innsbruck Univ. Press (= IKARUS - Innsbrucker Klassische-Archäologische Universitätsschriften, 6), S. 159–188.
   * H. Hassinger\\ Zollwesen und Verkehr in den österreichischen Alpenländern bis um 1300.\\ in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 73 (1965) 292-361.   * H. Hassinger\\ Zollwesen und Verkehr in den österreichischen Alpenländern bis um 1300.\\ in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 73 (1965) 292-361.
   * Hassinger, Herbert\\ Zur Verkehrsgeschichte der Alpenpässe in der vorindustriellen Zeit.\\ In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 66.4 (1979) 441–465.   * Hassinger, Herbert\\ Zur Verkehrsgeschichte der Alpenpässe in der vorindustriellen Zeit.\\ In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 66.4 (1979) 441–465.
wiki/alpenpaesse.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/03 11:16 von norbert

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