wiki:1764_vorwort_hager_geographischer_buechersaal
Unterschiede
Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen der Seite angezeigt.
Beide Seiten, vorherige ÜberarbeitungVorherige Überarbeitung | |||
wiki:1764_vorwort_hager_geographischer_buechersaal [2025/08/31 03:06] – gelöscht - Externe Bearbeitung (Datum unbekannt) 127.0.0.1 | wiki:1764_vorwort_hager_geographischer_buechersaal [2025/08/31 03:06] (aktuell) – ↷ Seitename wurde von wiki:1764_vorwort_zu_hager_geographischer_buechersaal auf wiki:1764_vorwort_hager_geographischer_buechersaal geändert norbert | ||
---|---|---|---|
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
+ | ====== 1764 Vorwort zu Hager: geographischer Büchersaal ====== | ||
+ | |||
+ | * **1764−1768** '' | ||
+ | |||
+ | //Geneigter Leser,// | ||
+ | |||
+ | ===== 1 ===== | ||
+ | |||
+ | Ich eröfne hiermit einen geographischen Büchersaal zum Nußen und Vergnügen der Liebhaber der Geographie. So wohl das graue Alterthum, als die neuern Zeiten, sind von dem unstreitigen Nutzen und von dem reizenden Vergnügen der geographischen Schriften mehr als zu wohl überzeugt. Eben deswegen sind auch von einer Zeit zur andern eine beträchtliche Anzahl von dergleichen Schriften an das Licht getreten. Man könnte sich eine zahlreiche Bibliothek davon sammlen, wenn man sich auch nur | ||
+ | |||
+ | ===== 2 ===== | ||
+ | |||
+ | die vornehmsten anschaffen wollte. Hierzu haben aber die wenigsten Gelehrten weder Mittel genug, selbige zu kaufen, noch Zeit und Lust genug, selbige zu lesen. Wenn man nur die besten und nothwendigsten davon besitzt, so ist man reichlich genug versorgt. Wo trift man aber eine ordentliche und vollständige Nachricht von den besten Schriften dieser Art an? Wenn ich, ohne jemand zu nahe zu treten, frey antworten darf: Nirgends. Man schlage einmal diejenigen Schriftsteller nach, welche die Geschichte der Gelahrheit erzählet haben: So wird man gar bald eingestehen mussen, daß derselbigen Erzählungen insgemein sehr kurz und unvollkommen gerathen sind. Ich schreibe dieses in der That nicht aus Uebereilung, | ||
+ | |||
+ | ===== 3 ===== | ||
+ | |||
+ | hundert und neun und dreyfig Monathsschriften bekannt gemacht: *) und gleichwohl ist nicht eine einzige darunter, welche der Geographie alleine gewiedmet wäre. Man hat theologische, | ||
+ | I. Eine zuverläßige Nachricht, und ein unpartheyisches Urtheil von alten und neuen geographischen Schriften. Schenket mir GOtt mein Leben so lange, bis ich meinen Vorsatz erreichet habe, so soll nicht leichtlich ein | ||
+ | * In der Vorrede zu Daniel Georg Morhofs Polyhift. Litter. Lübeck, 1732. in 4. Und wie viele sind nicht seitdem wieder dazu gekommen? Gewiß viele, und dennoch kein geographischer. | ||
+ | |||
+ | ===== 4 ===== | ||
+ | |||
+ | einziges hieher gehöriges Buch meiner Aufmerksamkeit und Beurtheilung entwischen. Ich weiß gar wohl, daß ich hiermit überaus viel verspreche: Ich sehe aber keine gewisse Zeit, wenn ich damit fertig werden will. So viel kann ich unterdessen heilig versichern, daß ich ohne Ablassen, in meinen Nebenstunden, | ||
+ | |||
+ | ===== 5 ===== | ||
+ | |||
+ | jeden Buche werde ich hauptsächlich auf den Endzweck seines Verfassers, und hernach auf die Wahrheit, Vollständigkeit und Ordnung des Buches selbsten sehen. Ich werde auch nicht unerinnert lassen, ob selbiges deutlich und zierlich geschrieben sey. Meine Urtheile sollen bescheiden abgefaßt werden, jedoch kann ich niemand im Voraus die Versicherung geben, ob selbige jederzeit nach seinem Wunsche ausfallen werden. Finde ich vorher genannte gute Eigenschaften an einem Buche, so werde ich selbiges gebührend loben; Hat aber ein Verfasser darwider verstossen, so mag er es sich selbsten zuschreiben, | ||
+ | II. Allerhand Anmerkungen über alte und neue geographische Bücher, welche derselben Erklärung, Erweiterung und Verbesserung zum Endzwecke haben. Wie viele dunkle Stellen trift man nicht in den griechischen und lateinischen Schriftstellern dieser Art an? Wie oft fehlen nicht viele merkwürdige Oerter auch in den allerbesten neuern Geographien? | ||
+ | |||
+ | ===== 6 ===== | ||
+ | |||
+ | man auch, nach aller angewandten Mühe und Fleiße, dennoch einen Fehltritt begehet? Insgemein sieht man die Fehler an andern Leuten viel eher, als an sich selbst. Man schreibt aber nicht gleich eines solchen entdeckten Fehlers wegen ein Buch. Hierdurch geht manche gute Gedanke verlohren, daran dem gemeinen Besten doch viel gelegen ist. Wie viele Fehler werden nicht öfters bis ins zehendte Glied fortgepflanzet? | ||
+ | |||
+ | ===== 7 ===== | ||
+ | |||
+ | gedruckt werden soll. Nur mit Bescheidenheit. Denn sonst muß er sich gefallen lassen, daß man ihn mit baarer Münze wieder bezahlet. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich hierdurch Gelegenheit geben sollte, daß ich entweder bald eine gründliche Nachricht von einem Königreiche, | ||
+ | |||
+ | ===== 8 ===== | ||
+ | |||
+ | mich alleine behalten will. Ich bin auch nicht so hochmüthig, | ||
+ | III. Eine Nachricht von den meisten und besten Landcharten mittheilen, damit ein Liebhaber der Geographie erfahre, welche er sich zu seinem Gebrauche anschaffen soll. An einer guten Landcharte ist gar zu viel gelegen. Finde ich, oder ein anderer, einen Fehler, so wollen wir selbigen sorgfältig entdecken, damit diejenigen Herren, welche mit derselben Verbesserung beschäftiget sind, sich darnach richten können. Endlich will ich auch | ||
+ | IIII. Das Andenken derjenigen erneuern, welche sich um die Geographie vorzüglich | ||
+ | |||
+ | ===== 9 ===== | ||
+ | |||
+ | verdient gemacht haben. Ihre Lebensbeschreibungen werden sie auch nach ihrem Tode unsterblich machen. Ihre Lebensbeschreibungen werden auch andere zu gleicher Bemühung ermuntern. Hieraus wird man nunmehro meine Absicht deutlich genug erkennen, jedoch mit der ausdrucklichen Bedingung, daß es mir frey stehen möge, meine Einrichtung zu vermehren und zu vermindern, so, wie es die Umstände, oder meiner Freunde und Gönner gute Erinnerungen erfordern werden. Und das von Rechts wegen! Immittelst bin ich allerdings begiehrig, ob mein Unternehmen bey den Kennern und Liebhabern der Geographie und andern gelehrten Männern einigen Beyfall finden werde. Darauf wird es auch ankommen, ob dieses das erste und letzte Stuck meines neu eröfneten geographischen Büchersaals seyn wird; oder ob derselbigen noch mehrere folgen werden. Wird mir der gütige Beyfall, wie ich hoffe, mehrere zu liefern anbefehlen: So will ich zwar im Voraus nicht bestimmen, wie viel jährlich Stucke heraus kommen, oder wie viel Stücke einen Band ausmachen sollen: Unterdessen verspreche ich doch so viel, daß ich meine Leser nicht über die Gebühr auf mich will warten lassen. Und wenn ich so viele Bogen werde angefüllet haben, daß selbige füglich einen Band werden ausmachen, so will | ||
+ | |||
+ | ===== 10 ===== | ||
+ | |||
+ | ich selbigen mit einem brauchbaren Register beschlüßen, | ||